Nach der über 8-minütigen Tortur „Bull Believer“ weiß man gar nicht, wer mehr gefoltert wurde, die Sängerin, die ob der ihr zugefügten Quale...

Wednesday - Rat Saw God


Nach der über 8-minütigen Tortur „Bull Believer“ weiß man gar nicht, wer mehr gefoltert wurde, die Sängerin, die ob der ihr zugefügten Qualen am Ende des Songs schrecklich schreit, oder der geneigte und dennoch gepeinigte Zuhörer.
Aber natürlich dient dies alles einem Zweck und Sängerin Karly Hartzman unterstreicht so ihre offene und schonungslose Aufarbeitung der eigenen Jugendzeit im ländlichen North Carolina. 

Glücklicherweise mäßigen sich Wednesday im Anschluss deutlich, so dass es auch noch knackigen 90er Jahre Alternative Rock („Hot Rotten Grass Smell“, „Quarry“), Country-Referenzen („Formula One“, „Chosen To Deserve“) oder noisigen Shoegaze („Bath Country“) zu hören gibt. Man stelle sich Big Thief im Lärm-und Krach-Modus vor.

Rat Sax Gold“ ist bereits das fünfte Album der von Karly Hartzman (Gitarre, Gesang) 2017 gegründeten Band, zu der noch MJ Lenderman (Gitarre), Xandy Chelmis (Lap-Steel-Gitarre) , Margo Schultz (Bass) und Alan Miller (Schlagzeug) gehören. Es ist ihre erste Veröffentlichung bei Dead Oceans, die Wednesday zahlreiche Tonträger ermöglichen: CD, Kassette, LP (black Vinyl, seafoam green Vinyl, purple Vinyl, clear sunspot Vinyl, clear gereen Vinyl)

Bei Metacritic steht „Rat Sax Gold“ aktuell bei ausgezeichneten 90/100 Punkten und damit hinter Caroline Polachek und Boygenius an der Spitze der Veröffentlichungen des Jahres 2023. Man sollte das Album also trotz aller anfänglicher Qualen gehört haben.

Der Auftritt im Mai im Berliner Schokoladen ist bereits ausverkauft, aber im Herbst gibt es zwei weitere Gelegenheiten:
30.10.23 Berlin, Frannz Club
01.11.23 Köln, Bumann & Sohn




 


Anders als die prägendsten und oft auch beliebtesten Indie-Acts der letzten Jahre, bei denen es sich oft um Solokünstlerinnen wie Phoebe Bridgers oder De-facto-Ein-Mann-Bands wie Tame Impala handelte, schöpfen Wednesday ihre emotionale Wucht nicht nur aus verträumter Melancholie, sondern aus, nun ja, musikalischer Wucht. Häufig explodieren ihre Songs so plötzlich, brachial und dissonant wie die besten Pixies-Stücke, kombinieren schweres Getrommel mit Rückkopplungen von gefühlt jedem anderen Instrument, enthalten statt konventioneller Zwischenparts etwas viel Besseres: sorgfältig konstruierten Lärm. 
Hart ist diese Musik, aber eben nicht im Sinne von Headbanging und Pommesgabel-Handzeichen, sondern so, wie es hart sein kann, aus einer Matratze wieder hochzukommen, in der man ganz tief versunken ist. Nach Shoegaze klingen Wednesday dann, diesem hypnotisierenden Rockmusik-Genre, in dem gelangweilt aussehen eine bewusste Entscheidung ist und man hinter Wänden aus E-Gitarren keine einzelnen Noten mehr heraushören kann. Es dröhnt auf Rat Saw God, und nicht immer weiß man genau, woher es kommt. Muss ja auch nicht, soll wahrscheinlich auch nicht. 






2 Kommentare:

  1. Kann mal bitte jemand ein Mash-Up aus 'Waterloo Sunset' und ... ach egal, macht ja sowieso niemand. 6,5 Punkte.

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  2. Das lärmt mir zu sehr. 5,5 Punkte

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