Kaum zu glauben, dass seit dem letzten regulären Album von Daughter bereits mehr als sieben Jahre vergangen sein sollen!
Vielleicht sorgten der Soundtrack „Music From Before The Storm“ (2017) und „Ex:Re“, das selbstbetitelte Album (2018) des Soloprojekts von Elena Tonra, dafür, dass einem die Zeit kürzer vorkam und vielleicht dämpften diese auch etwas die Hoffnungen auf bzw. die Erwartungen an ein neues Album des Trios.
Doch mittlerweile ist „Stereo Mind Game“ zu hören und sofort als eine neue Platte von Daughter zu identifizieren. Dies liegt einerseits an der unverwechselbaren Stimme von Elena Tonra und andererseits an diesem sehnsüchtigen, somnambulen Shoegaze, den sie gemeinsam mit Igor Haefeli und Remi Aguilella fabriziert („Neptune“, „To Rage“).
Aber „Stereo Mind Game“ wartet auch mit zahlreichen Neuerungen oder zumindest Feinjusttierungen im Klangkosmos von Daughter auf: Mit „Be On Your Way“, „Party“ und „Dandelion“ wird die auf „Not To Disappear“ eingeschlagene Richtung, in der es auch einmal etwas schneller und rockiger zugehen darf (und textlich etwas Optimus durchschimmern darf), auf den ersten drei Liedern des Albums fortgesetzt. Wir hören mehrfach ein Streicherensemble sowie ein Blechbläserquartett („Neptune“, „To Rage“) das Soundspektrum erweitern, Elena Tonra bietet einen Call and Reponse-Song an („Dandelion“), es gibt einen Gesangsbeitrag von Igor Haefeli („Future Lover“) sowie Chorgesang („Neptune“) und eingeflochtene Experimente mit Sprachnachrichten („(Missed Callls)“, „Wish I Could Cross The Sea“) von Freunden und Familie.
„Stereo Mind Game“ ist über 4AD als CD, Kassette und LP (black Vinyl, eco-coloured Vinyl) erhältlich.
So gibt das von Streichern und Synthies getragene The-xx-Soundalike „Be On Your Way“ gleich zum Einstieg einen Weg aus der Dunkelheit vor, dem Daughter in der Folge mal mit altbekannten, mal mit ungewohnten Mitteln folgen. Natürlich ist da immer noch dieser Hang zum ätherisch verhallten Dream-Pop-Wohlklang, der allein schon in der ebenso zarten wie entrückten Stimme Elena Tonras steckt.Spannend wird es aber, wenn Daughter ihre Wandlungsfähigkeit zum Tragen bringen. Das trocken in den siebten Harmonie-Himmel des Indie-Rock produzierte „Party“, die neongolden pluckernde und wogende Spoken-Word-Indietronica von „Junkmail“ oder die fligran herunterskeletierte Indie-Folk-Miniatur „Isolation“ stehen dabei repräsentativ für eine Band, die bei aller Variation spürbar ihre Mitte gefunden hat.
Das wiedervereinte Trio umkreist hier in zwölf Stücken die große Sehnsucht, vor allem wie damit umzugehen ist, wenn sie sich nicht erfüllt (das soll ja eher die Regel sein), derweil diese verdammten Stimmen da im Kopf ein „Stereo Mind Game“ aufführen. Doch wenn hinter der Pause auch die stille Sehnsucht nach ein bisschen Veränderung stand, ist zumindest diese Realität geworden. „Isolation“, zart hingetupft, ist der guten alten Daughter-Verzweiflung am nächsten, aber schon hier ist Ausweglosigkeit keine Option mehr in versöhnlicheren Grautönen.
8 Punkte
AntwortenLöschenTolles Album. Kratzt an der 8,5 - vorerst aber 8 Punkte.
AntwortenLöschen6,5
AntwortenLöschenPlatz 3 meiner Jahrescharts bringt 9 Punkte
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