The New Pornographers sind bei einem neuen Label untergekommen und Merge Records spendiert der Band zwei sehr hübsche, limitierte Vinylauflagen: Teal and White Marble Vinyl und Green in Blue Vinyl.
Und wenn man sich „Continue As A Guest“ in den Warenkorb legt, dann sollte - falls noch nicht im heimischen Plattenschrank vorhanden - auch das Debütalbum „Mass Romantic“ dazu kommen, welches zum 20. Geburtstag während der Pandemie auf red Vinyl neu aufgelegt wurde.
Mitten in der Pandemie entstanden auch die 10 neuen Songs, so dass A. C. Newman, der kreative Kopf hinter The New Pornographers, neue Wege beschreiten musste: er
- traf sich virtuell mit seinen Kollegen (Neko Case, Kathryn Calder, John Collins, Todd Fancy und Joe Seiders), die in anderen Studios ihre Beiträge aufnahmen, und nur vereinzelt konnten sich einiger Musiker gemeinsam im Studio treffen,
- hörte sich noch nicht umgesetzte Songideen an, um diese als Interpolation in neue Songs zu integrieren, so dass Dan Bejar, der nicht mehr Mitglied der Band ist, als Co-Autor fungierte, da ein Song aus der „Brill Bruisers“-Zeit (2014) als Grundlage für den Opener „Really Really Light“ diente,
- zog mit dem Saxophonisten Zach Djanikian einen außenstehende Musiker hinzu und
- komponierte ein Lied („Firework In The Falling Snow“) fremd, und zwar mit der Musikerin Sadie Dupuis.
Die Plattenkritiker sind von dem Ergebnis nicht gänzlich überzeugt, rangiert „Continue As A Guest“ nämlich bei Metacritic mit 75/100 Punkten im hinteren Drittel des neun Alben umspannenden Werks der Kanadier.
Die Krönung? Selbstverständlich „Mass Romantic“ mit 87/100 Punkten.
Powerpop-Songs wie „Really, Really Light“ oder „Angelcover“ erinnern an Weezer ohne Major-Label-Vertrag, ruhig fließende Lieder wie „Fireworks In The Falling Snow“ strömen Kaminfeuerwärme aus, das von Neko Case gesungene Psych-Folk-Stück „Marie And The Undersea“ integriert ein tolles Saxofon. Da hört man gerne zu, ist aber wegen der schwer greifbaren Identität der New Pornographers am Ende dann doch eher Gast als Fan.
Mit Neko Case oder Kathryn Calder etwa steht einmal mehr formschöner Duettgesang an, latent schwüle Nachtbar-Bläser und Joe Seiders' pointierte Steintrommel erinnern inmitten des vielstimmigen Indie-Rock-Gemenschels dabei zuweilen an die jazzigen Eskapaden auf "The universe inside" von The Dream Syndicate. "Pontius Pilate's home movies" und "Marie and the undersea" sind solche Stücke, die mit instrumentaler Gewandtheit und feinen textlichen Absurditäten zwei Kernkompetenzen der Kanadier*innen vereinen – und wir haben noch nicht von todsicheren Groovern wie "Last and beautiful" gesprochen. Die Rhythmusgruppe rumpelt entspannt, Gitarren schnippeln aufgekratzt durch den Song, elektronische Fitzelchen fiepsen und klappern. Da bleibt kaum Zeit, zu bedauern, dass sich auf "Continue as a guest " wenig sofort lösliche Heuler wie "Twin cinema", das im Beatles-Stil jubilierende "Chump change" oder "Dancehall domine" finden, dessen elektrifizierter Uptempo-Drive einst für jede Menge Bewegung sorgte.
6,5 Punkte.
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