Da habe ich in meinem Kommentar zu „Goliath“ Jonas David bereits als Gewinner im diesjährigen Bon Iver Soundalike-Wettbewerb ausgerufen - und vielleicht war dies etwas verfrüht, denn Ali John Meredith-Lacey hat in dieser Kategorie auch noch ein gewichtiges Wort mitzusprechen.
Der 29-jährige Waliser veröffentlichte unter dem Namen Novo Amor bereits die Alben „Heiress“ (2017) und „Birthplace“ (2018) und ließ Anfang November „Cannot Be, Whatsoever“ folgen. Zwei EPs und zahlreiche Singles, von denen einige nicht auf den Alben zu finden sind, zeichnen einen kontinuierlichen Fluss an Veröffentlichungen seit 2012 nach.
Gehauchter Gesang, oftmals im Falsett, selten mit Autotune, dazu intime, folkig-verträumte Songs, die mal von Streichern untermalt, mal von Synthesizern dominiert werden und dadurch einerseits experimenteller andererseits auch fröhlicher wirken als bei früheren Veröffentlichungen von ihm. Novo Amor ist portugiesisch und bedeutet neue Liebe - vielleicht findet der ein oder andere Hörer in „Cannot Be, Whatsoever“ eine solche.
„Cannot Be, Whatsoever“ ist als CD und LP (Single LP made from recycled vinyl, housed in full-colour printed inner sleeve and reverse board outer sleeve. Includes square full-colour print with hand-stitched border) erhältlich.
Der Winter wird kommen, das steht außer Frage. Novo Amor hat etwas geschaffen, das zumindest etwas helfen kann. Dieses Album wärmt von innen, wie der erste Löffel Grünkohl, nach einer durch Fehlplanung geprägten, viel zu langen Wanderung durch die Kälte, mit billigen Thermoskannen, die bereits nach einer halben Stunde Glühwein in nur noch unertragbarer Temperatur ausschenken. Trotz allumfassender melancholischer Nostalgie wärmt dieses Album vom ersten bis zum letzten Ton. Packt die Winterklamotten aus, es wird kalt. Für manche von uns wird dieses Album aber vielleicht ein Mantel sein, um uns ein wenig erträglicher durch den Winter zu bringen.
Meredith-Laceys neues Album hebt sich von der vergangenen Arbeit vor allem durch eine größere Experimentierfreude ab, die sich oft, durch ausbrechende und sich entwickelnde Rock Momente zeigt, ganz besonders bei Opaline, I Feel Better, Guestbook, If We’re Being Honest oder No Plans. Erstes und Letztes lehnen sich da sehr arg an Bon Ivers Stil auf dem gleichnamigen Album Bon Iver an. Verzerrte Stimmen, krachende Schlagzeugeinsätze und epische Aufbauten: Irgendwie vorwärts gerichtete Energie bei all der Zerbrechlichkeit, die allein durch die berührende Falsett-Stimme bleibt und in vielen Teilen der Songs auch nach wie vor die tragende Rolle einnimmt, umhüllt von E-Gitarren, Schlagzeug und Synthesizern. (…)Novo Amors Musik bleibt berührend wie am ersten Tag. Diesmal wagt er den Schritt raus aus einer sehr erfolgreichen Komfortzone, scheint aber mehr als bereit zu sein, diese verlassen zu können.
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