9:2 steht es bei mir für Konzerte im heimischen Wohnzimmer gegenüber Auftritten in fremden guten Stuben. Dass Wooden A...

Novo Amor And Ed Tullett - Heiress



















9:2 steht es bei mir für Konzerte im heimischen Wohnzimmer gegenüber Auftritten in fremden guten Stuben. Dass Wooden Arms demnächst für eine zweistellige Führung sorgen werden, soll heute aber nicht das Thema sein. 

Vor zweieinhalb Jahren sah ich in einem Wohnzimmer in Mendig die Band Novo Amor, die, erst am Anfang ihrer Karriere stehend, insgesamt nur 9 Songs spielte, darunter eine Coverversion und einen Song gleich zweimal. Mittlerweile gibt es zwei EPs von Novo Amor („Woodgate“ und „Bathing Beach“), aber noch kein Debütalbum. 

Das hier vorliegende „Heiress“ ist eine Kooperation von Ali Lacey, dem aus Wales stammenden Kopf von Novo Amor, und Ed Tullett, einem englischen Produzenten und Songwriter. Im Verlauf von 4 Jahren werkelten die beiden in sporadischen Sessions an den hier vorliegenden 11 Songs, unter denen die früheren Singles „Faux“ und „Alps“ nicht inkludiert sind, und die sanften, gelegentlich anschwellenden Folkpop bieten, der aufgrund des Falsett-Gesangs selbstverständlich die Nähe zu Bon Iver und James Vincent McMorrow herauf beschwört. 

LP-Fans können dem entrückten Sound von Novo Amor und Ed Tullett auf Vinyl lauschen: 2LP, 180-gram, vinyl exclusive track ‚Alps‘, gatefold sleeve and full colour printed inner sleeves.




Seine schon zuvor bewiesenen Qualitäten (sinnlich schwelgender Gesang, verhallte Klangräume mit großer Deckenhöhe, betörend fragile Arrangements) spielt Novo Amor auch auf seinen elf neuen Songs überzeugend aus, Tullett scheint dahingehend in puncto Qualitätssicherung ebenfalls einen guten Job zu machen. 
Allerdings verpasst das Duo die Chance, seine Spielart des sinnlichen Folk-Pop entscheidend weiterzuentwickeln. Im Gegenteil klingen manche der zarten Pflänzchen plötzlich überfrachtet, sogar rockender Schmalz quillt aus der einen oder anderen Pore (»Cavalry«). Das ist schade und unnötig, zumal die beiden zweifellos das Talent besitzen, ihren Stil auf eine neue Stufe zu heben. Immerhin schaffen sie es gegen Ende beim Schlussstück »Freehand« noch, die zerbrechliche Intimität heraufzubeschwören, die Novo Amor vor zwei Jahren zum Szeneliebling werden ließ. Das ist dann immerhin solide, und so ein Debütalbum ist ja noch lange nicht aller Tage Abend.(intro)




Dass die beiden Auteure zusammenarbeiten, ist dabei - angesichts der gemeinsamen ästhetischen Schnittmenge - wenig verwunderlich. Beide singen z.B. vorzugsweise mit Falsett-Stimme, beide haben ein Faible für komplexe Strukturen aber simple Arrangements, beide sind an der Dynamik als solches interessiert und beide mögen einen Mix aus organischen und elektronischen Elementen. Insgesamt kommen die gemeinsamen Songs mit einer balladesken Note daher und sind nicht so exaltiert, wie das, was beide alleine machen. Insgesamt ergänzt sich das aber alles recht gut und ist im Abschluss sogar zugänglicher als manches Solo-Stück. Tatsächlich ist das eine Kollaboration, die im Rückblick sogar fast zwingend notwendig erscheint.(Gästeliste)




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