Die Mutter Balletttänzerin, der Vater Schauspieler und der Halb-Bruder Komponist. Da war ein kreativer und künstlerischer weg für Keaton Hen...

Keaton Henson - Monument


Die Mutter Balletttänzerin, der Vater Schauspieler und der Halb-Bruder Komponist. Da war ein kreativer und künstlerischer weg für Keaton Henson recht früh vorgezeichnet: anstatt KfZ-Mechatroniker wurde aus Keaton Henson ein Künstler, Poet und Musiker. 
So hat der heute 32-jährige Londoner Plattenhüllen gestaltet, eine Graphic Novel veröffentlicht, eigene Kunstausstellung gehabt, einen Gedichtsband herausgebarcht, Filme und Ballettaufführungen vertont und mehrere Alben veröffentlicht. Nur Konzerte mag der unter Angstzuständen leidende Henson höchst selten spielen.

Nun hat er ein neues Album veröffentlicht und dass das Hündchen auf der Plattenhülle so traurig schaut, mag daran liegen, dass es „Monument“ gehört hat. Die 11 ruhigen und rohen Lieder drehen sich thematisch um Verlust und Trauer (sein Vater verstarb nach längerer Krankheit kurz vor Beendigung der Aufnahmen) und dienen nicht gerade dazu, die Laune zu heben und klingen so, als hätten Sufjan Stevens, William Fitzsimmons, Perfume Genius oder Scott Matthew einen depressiven Schub. Gemeinsam mit Philip Selway (Schlagzeug) von Radiohead, Leo Abrahams (Gitarre) und Charlotte Harding (Saxofon) entstanden diese höchst intimen und atmosphärischen Songs, die als CD und LP (double gatefold white vinyl (140g) with printed inner sleeves) erschienen sind.

No one’s ever going to break your heart like Keaton Henson.


 


Schon im Opener “Ambulance” fühlt man den ganzen Schmerz, den Henson während der ganzen Produktion in sich trug: “I know how lonely / I’ll be / I’ll cry for help when i need”. Getragen von der Stimme Hensons und seiner Gitarre lebt “Parade” von den Emotionen, die er die letzten Monate erlebt hat. (…)
“Self Portrait”, “Career Day” oder “The Grand Old Reason” erstrecken sich so enorm in die Gefühlswelt Hensons, der teilweise wie Conor Oberst in seinen frühen melancholischen Zeiten klingt. (…)
Der Sound, welcher einen an alte Aufnahmegeräte oder VHS-Kassetten erinnern lässt, ist ein entscheidendes Stilelement auf “Monument”. Es vermittelt dem Zuhörer ein Gefühl von Nostalgie, Familie und Kindheit.
Die subtile wiederkehrende Verwendung des Heimvideo-Sounds erweckt die biografische Natur von “Monument” und lässt einen intensiver auf die Texte hören. Keaton Henson ist ein sehr gutes Album gelungen – welches aber in erster Linie für ihn selbst und seine Bewältigung von Trauer und Schmerz wichtig ist.


  


In seiner oft erdrückenden Trostlosigkeit findet sich auf "Monument" jedoch auch eine seltsame Schönheit. Ist es der Mut zur Schwäche? Nein. Es ist die Verbundenheit, die in düsteren Augenblicken heilender wirkt als jede Medizin. "Don't wanna talk about it / The ceiling moves before my aching eyes / I watch the phone sit still / Sick of waiting for bad news / Am I waiting to lose you?", erzählt "Bed" in schonungsloser Ehrlichkeit vom Warten auf den schlimmsten Moment und geht nicht durch besonders poetische Worte so unter die Haut, sondern wegen seiner Nahbarkeit. Noch fragiler wird es in der Piano-Ballade "Thesis", in der Henson teilweise kaum zu verstehen ist und von dem doch jedes einzelne Wort ankommt.





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