Drückt der Albumtitel Zweifel an der eigenen musikalischen Entwicklung der letzten Jahre aus? Oder wie sind das hämmernde Schlagzeug und die druckvollen Gitarren auf Rock-Songs wie „Love You Back“ oder „Art Of Doubt“ zu erklären? Und warum steckt in „Die Happy“ so viel Garbage, dass man beim Blick auf sein elektronisches Abspielgerät überrascht ist, den Namen der Band von Emily Haines und nicht den von Shirley Manson & Co. zu lesen? Der Name des Produzent, Justin Meldal-Johnsen, sorgt dann auch für wenig(er) Erstaunen, wenn man weiß, dass dieser auch in die Entstehung der letzten drei Alben von Garbage involviert war.
„Art Of Doubt“ ist das siebte und zugleich rockigste Album von Metric. Auch wenn sie dem New Wave / Synth-Pop („Now Or Never Now“, „No Light On The Horizon“) nicht ganz abgeschworen haben, so stellt dies doch eine deutliche Abkehr von den auf „Pagans In Vegas“ dominierenden Sounds dar.
Wirklich erstaunlich ist die jugendliche Frische, mit der Haines ihre Ohrwürmer platziert. Die Nonchalance, die sie auch jenseits der 40 noch an den Tag legt, erinnert stellenweise an Debbie Harry. Während die Blondie-Frontfrau jedoch stets unterkühlt und distanziert daherkam, sucht Haines die direkte Konfrontation. Wenn sie mit glockenheller Stimme "Dressed to suppress all kinds of sorrow" singt, erzeugt das eine angenehme kognitive Dissonanz. Das alles wäre ziemlich super, gäbe es da nicht diesen einen, großen Haken: So ausgefuchst Höhepunkte wie "Underline the black" daherkommen, so erschreckend eindimensional sind die über das Album verstreuten Powerpop-Nummern. Was beim Opener "Dark Saturday" noch recht passabel vorbeischrammelt, gerät bei "Holding out" und dem hübschen, aber drucklosen "Die happy" zum Rohrkrepierer. Dabei zeigen die komplexeren Songs, welch kompositorisches Talent in der Band schlummert. Allein die Entscheidung zu einer klareren künstlerischen Linie scheinen die Kanadier nicht treffen zu wollen.
(Plattentests)
ART OF DOUBT will alles riesig und rattendicht haben, die Gitarren ziehen den Raum über Keyboardgeschwadern und der präsent im Mix stehenden Stimme von Emily Haines regelrecht zu. Der Rock’n’Roll-Donner kann über die Leere in den Songs kaum hinwegtäuschen, die Stimme kreist im Emo-Dauerton, „Die Happy“ ist für die ganz, ganz große Crowd. Die Auftritte der Sängerin in ihrem Solo-Projekt und in den Reihen von Broken Social Scene zeigten zuletzt formstarke Ergebnisse.
In diesem Mischmasch aus Stadion-Rock (Indie-Variante) und Synthie-Pop-Obertönen entsteht aber leider nur ein ausgelatschtes Etwas von, ja nennen wir es ruhig: Musik zur Zeit. Eine Musik, die nicht weiß, wo sie hin will; was kein Problem darstellt, wohl aber, dass sie nicht den Versuch unternimmt, die platten Pfade links und rechts des Mainstreams mit Ideen und neuen Entdeckungen zu bestücken. Zu wenig für Metric.
(musikexpress)
Metric in Deutschland:
30.10.18 Hamburg, Knust
31.10.18 Berlin, Kesselhaus
05.11.18 München, Technikum
14.11.18 Frankfurt, Gibson
8 Punkte
AntwortenLöschenAuch 8 Punkte!
AntwortenLöschenLive noch rockiger. Ebenfalls 8 Punkte
AntwortenLöschenBei der 8 Punkte-Party bin ich nicht dabei. 7 Punkte.
AntwortenLöschenHier muss ich nachlegen, aber keine Punkte: Das Album kann nicht mehr Punkte verdienen als "Fantasies". Für Eure Wertungen sehe ich nur eine Erklärung: Die Ähnlichkeit des Covers zu Slowdive. ;-)
AntwortenLöschenIch hab ein andres Album gehört. An mancher Stelle hat es so einen Hauch von Transvision Vamp-Charme
AntwortenLöschen6,5