Dass Conor O’Brien zu musikalischen Großtaten fähig ist, belegt der Sticker mit der Nummer 311 in unserem Sammelalbum,...

Villagers - The Art Of Pretending To Swim




















Dass Conor O’Brien zu musikalischen Großtaten fähig ist, belegt der Sticker mit der Nummer 311 in unserem Sammelalbum, denn dort wurde „Becoming A Jackal“ (2010), das Debütalbum der Villagers, verewigt.

Alle drei Platten der Villagers gingen in ihrer irischen Heimat auf Platz 1 der Charts und O’Brien wurde mit Preisen überhäuft, obwohl die Band ihr Erfolgsrezept nicht immer wieder neu aufkochte, sondern sich für „{Awayland}“ (2013) und „Darling Arithmetic“ (2015) auch anderen musikalisches Einflüssen öffnete. Mit „Where Have You Been All My Life?“ (2016) sammelte sich die Band zuletzt und präsentierte ihre persönlichen Favoriten in umarrangierten Live-Versionen. 

The Art Of Pretending To Swim“ wurde nun von Conor O’Brien nahezu im Alleingang in seinem Studio in Dublin komponiert, eingespielt, produziert und abgemischt. Seine Fähigkeiten als Songwriter sind so präsent wie gewohnt, jedoch überrascht er einerseits durch einen teilweise souligen Gesang („Long Time Waiting“) und andererseits mit einer vielschichtigen Produktion, die schlichte Folk-Arrangements auf groovende Trip Hop-Beats („Sweet Saviour“), opulente Streicher („Hold Me Down“) und Bläser („Ada“) sowie Samples („Real Go-Getter“) treffen lässt. Am besten zu überprüfen im sich windenden, die Richtung wechselnden „Love Came With All That It Brings“, das mit den Worten „We want more“ endet und damit auch ein treffendes Fazit bilden könnte. Denn „The Art Of Pretending To Swim“ überzeugt auf ganzer Länge, bietet aber leider nur 9 Songs. 

Da lohnt sich der Kauf der Super Deluxe LP, auch wenn man ständig zum Plattenspieler laufen muss, da sich die beiden Bonus-Tracks („Ada“ in einer extended Version und „This Is the Art of Pretending to Swim“) auf einer zweiten, roten 10’’ Platte befinden.




Song Nr. 1 „Again“ macht bereits klar, was alles in diesem Album steckt: Ein klassisches Zupfmuster, begleitet von mechanischen 808-Beats, bis am Ende ein mächtiger Moog-Synthesizer den Song verschlingt. O‘Briens Lyrik ist dabei voller abstrakter Melancholie: „I let it flow / Into a bottomless hole again“, säuselt er über dieses warme Gewitter von einem Song.
O‘Briens spielerischer Umgang mit wieselflinkem Gitarrengezupfe und verstelltem Gesang erinnert an Dirty Projectors, seine mehrdimensionalen Arrangements an die barocke Schönheit von Grizzly Bear. Was er seinen KollegInnen auf dieser Platte voraus hat, ist Swagger: „Love came with all that it brings / Including the fact that it stings / Like a motherfucker“, ist die Zeile des Jahres, die O‘Brien in „Love Came With All That It Brings“ im zartesten Falsett vorträgt. In „A Trick Of The Light“ steuert ein warmer Bass-Groove eine Portion R&B zu diesem Stilmix bei, in „Long Time Waiting“ wird sogar ordentlich geglitcht und gefunkt.
Dabei verlieren Villagers zum Glück nie, was ihre Musik so groß macht: Das Gespür für große Empathie und große Trauer. Im letzten Song „Ada“ umarmen sich Piano und Gitarre, umringt von astralen Chorstimmen und Bläsern, als würde O‘Brien kopfüber in den mondförmigen Pool springen, den Radiohead auf ihrem letzten Album geschaffen haben. Und dieser Mann muss einem nichts vormachen: schwimmen, das kann er.
(byte.fm)




Villagers in Deutschland:
03.11.2018 Frankfurt – Zoom
06.11.2018 Hamburg – Gruenspan
08.11.2018 Berlin – Kesselhaus
27.11.2018 Köln – Kulturkirche

4 Kommentare:

  1. Seit drei Alben frage ich mich, wer ihm "Becoming A Jackal" geschrieben hat.


    6

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  2. Überzeugt zwar nicht auf ganzer Länge, aber insgesamt wie immer sehr gut...

    7,5 Punkte

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  3. Ich hatte mir mehr von diesem Album erwartet. 6 Punkte

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  4. Ich weiß gar nicht, was hier alle haben... 8 Punkte

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