Wie man sich für eine Plattenvorstellung nach dem großartigen Paul McCartney qualifiziert? Zum Beispiel als ehemaliges Mitglied in einer Paul McCartney-/Wings-Tribute-Band namens Disciples of Macca.
Wer für ein Mixtape noch ein passendes Album für die zweite Seite zu Jonathan Brees „Sleepwalking“ sucht, ist bei „The Loneliest Girl“ bestens aufgehoben. Das dritte reguläre Album von Princess Chelsea alias Chelsea Nikkel erscheint über Brees Label Lil’ Chief Records und wie bei dem YouTube-Hit „The Cigarette Duet“ (knapp 42 Millionen Aufrufe) lässt es sich Jonathan nicht nehmen seine Kollegin zu unterstützen.
Auf „The Loneliest girl“ lässt Princess Chelsea niedliche Arrangements mit Cembalo, Glockenspiel und Harfe auf süßlich-synthetische Popsongs treffen und trägt teilweise zynische Texte mit kindlichem Charm vor. Als würden sich Beach House, Dubstar und Saint Etienne in den Soundtrack eines Tim Burton Films verirren oder als würde man die neuseeländische Künstlerin möglichst kitschig und märchenhaft für ihr Plattencover in Szene setzen und ihr dann diabolisch rot leuchtenden Augen verpassen.
Schallplatten-Freunde können sich freuen, denn neben „The Loneliest girl“ (orange Vinyl) sind auch die beiden Vorgänger „The Great Cybernetic Depression“ und „Lil’ Golden Book“ neu aufgelegt worden.
Auf The Loneliest Girl arbeitet Chelsea also weitestgehend mit bewährtem Material, unterfüttert sie ihren schwelgerischen Zuckerwürfel-Pop doch nur stellenweise mit neuen Versatzstücken: Achtziger-Synths, barocke Cembalo-Klänge und trockene Gitarrenbausteine. Die runden ihren Sound zwar ab, ändern aber nichts daran, dass diese zwölf Songs wie eine entrückte Fabel aus irgendeinem parallelen Du-und-ich-Kosmos klingen. Davon sollte man sich jedoch nicht täuschen lassen. Trotz des regelmäßig auftauchenden Glockenspiels ist The Loneliest Girl kein Fluchtweg aus der Realität. Sondern ein subtiler Soundtrack zur post-apokalyptischen Gegenwart.
(SPEX)
Als Hörer sollte man aber den Teufel tun und bitte mit aller Seriosität an dieses verdammt tolle Werk herangehen. Nach einem kurzen "Stranger things"-Intro baut sich "Good enough" im Schatten von Beach House auf, tritt aus diesem mit einem elaboriert zusammengeschichteten Arrangement aus Glockenspiel und butterweichen Synths wieder heraus und holt für sein grandioses Finale auch noch einen männlichen Bariton ins Boot. "The pretty ones" stellt direkt im Anschluss Sound und Stimmung komplett auf den Kopf, platziert sich mit bedrohlichen Streichern, mächtiger Rhythmussektion und Tremolo-Gitarre irgendwo zwischen Lana Del Reys Definition eines Rock-Epos und Bond-Ballade. Nicht nur in den stellenweise bitterbösen Texten, auch akustisch bewegt sich "The loneliest girl" oft genug vom süßen Twee- und Elektropop weg. Eindrucksvoll gerät da etwa auch "Growing older", das seinen immer präsenter werdenden Stromgitarren am Ende ganz die Bühne überlässt.
(Plattentests)
Auf ihrer neuen Platte THE LONELIEST GIRL umkreist Nikkel nun einmal mehr glockenhell singend sich selbst und die Männerwelt. Zwar wird die naive Sehnsuchtshaltung von traumverloren hallenden, schlafliedhaften Songs wie „I Miss My Man“ oder „I Love My Boyfriend“ stets artig gebrochen – aber irgendwie war man auch im Ironie-Game schon mal weiter. Unterhaltsam wird es, wenn Nikkel sich in der Retro-Ramschecke bedient: In „Respect The Labourers“ dudelt das Saxofon so schmierig, dass einem augenblicklich eine Dauerwelle wächst; das Titelstück wiederum klingt verdächtig nach Nachmittagsprogramm auf „Viva 2“. Wenn gegen Ende das „Cigarette Solo“ verklungen ist, reicht’s einem dann auch erst mal mit der Augenzwinker-Kindchenschema-Show.
(musikexpress)
Princess Chelsea in Deutschland:
20.09.18 Hamburg
22.09.18 Berlin
23.09.18 Dresden
Hier können sich die Pale Waves mal abgucken, wie gute Popmusik geht. Und die Dubstar-Momente sind niedlich.
AntwortenLöschen8 Punkte
Steht am Ende des Jahres auf der Liste mit den guten Alben.
AntwortenLöschen7 Punkte
5,5 Punkte
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