Wer hätte gedacht, dass man die Pet Shop Boys, Black Francis und Giardini di Mirò sinnvoll in einem Satz unterbringen kann - und dass die G...

Giardini di Mirò - Il Fuoco
















Wer hätte gedacht, dass man die Pet Shop Boys, Black Francis und Giardini di Mirò sinnvoll in einem Satz unterbringen kann - und dass die Gründe dafür bereits viele, viele Jahre zurück liegen?
Denn in den Jahren 1925, 1920 und 1915 entstanden die Stummfilme "Panzerkreuzer Potemkin", "Der Golem und wie er in die Welt kam" und "Il Fuoco", die die oben genannten Künstler vertonten. Während "The Battleship Potemkin" der Pet Shop Boys schon fünf Jahre zurückliegt, veröffentlichen Black Francis und Giardini di Mirò dieser Tage "The Golem"* und "Il Fuoco".

Der Filmklassiker "Il Fuoco" (das Feuer) von Giovanni Pastrone ist in drei Kapitel unterteilt, die verschiedene Momente einer krankhaften, aber leidenschaftlichen Liebesgeschichte abbilden: la Favilla (der Funke), la Vampa (die Flamme) und la Cenere (die Asche). An diese Einteilung halten sich auch Giardini di Mirò, die bereits 2006 vom "Museo Nazionale Del Cinema" den Auftrag erhielten einen neuen Soundtrack zu komponieren. Nachdem die Liveaufführung ein großer Erfolg war, entschloss man sich den Soundtrack in leicht überarbeiteter Form auch als Platte zu veröffentlichen.
Das Quartett aus der italienischen Provinz Reggio Emilia reduziert dabei seine Mischung aus Post-Rock und Shoegaze um nahezu alle gitarrigen Elemente und laut-leise Gegensätze, Ausnahmen bilden das leicht dissonant klingende "La Vampa 3" und das sich permanent steigernde "La Favilla 7", obwohl auch hier die Noise-Eruption (leider) aus bleibt. Statt dessen erzeugen sie viel mehr dezente, düster-melancholische bis entspannte Hintergrundmusik mit einem gewissen Kitschfaktor, der vielleicht nur mit den dazugehörigen Bildern richtig funktioniert. Der Gedanke an altersmüde Mogwai ist nicht ganz verkehrt, auch weil die Italiener im Vergleich zu ihrem letzten regulären Album "Dividing Opinions" (2007) wieder auf jeglichen Gesang verzichten. Ein ambitioniertes Werk, wenn auch nicht ihr bestes.






"Il Fuoco" Trailer

Klangmalerisch tönt Il Fuoco, wenig aufregend. Eher entschieden ruhig, auch beuhigend und fließend arrangiert Giardini Di Miro atmosphärische Kompositionen. Windhauchmusik mit langem Atem. Selbst das Leise-wird-laut-wird-leise-explodiert-Spiel bleibt aus.

Dennoch ist Il Fuoco, wenn auch nicht spannend, dann doch dynamisch geartet. Aus der Stille kommen die einzelnen Segmente, nehmen besonnen ein sehr niedriges Tempo auf, erreichen sanfte Höhepunkte und säuseln behäbig ins Nichts. Oder eben ins Ziel. Wenn der letzte Melodiehauch ausklingt.

Als Untermalung oder Beschallung eines Stummfilms, wie ursprünglich gedacht, macht das Geschehen, welches nun als Album veröffentlicht wird, wahrscheinlich Sinn. Ohne die bewegten Bilder plätschern Giardini Di Miros besonnene Arrangements indes eher mittelmäßig interessant dahin. Auch weil Beliebigkeit ganz schön nah ist. Es darf etwas elektronisch rauschen und knistern, dann aber durchaus Passagen weise krautig grooven und mäandern, ganz leicht im Ansatz rocken, kurzzeitig lärmen sowie filigran feingeistig gitarrenmelodisch bezirzen. Grundsätzlich stimmen die Ansätze, nur entstehen keine packenden Momente.

Etwas zu kitschig kommen besonders die Streichinstrumente zur Geltung, wenn sie die Melodien in die vermeintliche Klimax tragen. Tja, also lieber Film ab und dann erneut den gleichförmigen Klanggemälden von Giardini Di Miro gelauscht.
(alternativenation.de)





"La Cenere" (Live in Turin)


Giardini di Mirò auf Tour:

15.11.2010 Bamberg, Morph Club
16.11.2010 Krefeld, Kulturrampe
17.11.2010 Hamburg, Hafenklang
19.11.2010 Köln, Gebäude 9
20.11.2010 Frankfurt, Das Bett
21.11.2010 Karlsruhe, Stummfilmtage


* Den kompletten Film "The Golem" mit der Musik von Black Francis kann man hier sehen.

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