Von der Theaterproduktion- und Konzeptalben erprobten Band Woods Of Birnam konnte man bei dem Albumnamen „Solaris“ schon im Vorfeld vermuten, dass es sich bei dem Titel um den philosophischen Science-Fiction Roman von Stanisław Lem aus dem Jahre 1961 handelte, der u.a. auch schon von Steven Soderbergh 2002 verfilmt wurde.
Schauspieler und Sänger Christian Friedel brachte den Roman nun auf die Bühne und seine musikalischen Mitstreiter - Uwe Pasora (Bass), Philipp Makolies (Gitarre), Christian Grochau (Schlagzeug) und Neuzugang Onno Dreier (Keyboard) - dazu, den passenden Soundtrack zu komponieren und einzuspielen. Der Trackliste konnte man bereits einerseits entnehmen, dass der ein oder andere Titel (aufgrund der Kürze bzw. der großen Anzahl insgesamt) ein Instrumental sein würde und andererseits, dass Friedel nicht nur auf Englisch sondern auch auf Deutsch singen würde („Symmetriaden“, „100 Schlüssel“). Passend zum Thema bieten die 15 vielfältigen Titel in 45 Minuten spacigen bis sphärischen, retro-futuristischen Synthpop wie er zu einem Sci-Fi-Soundtrack gehört. Zwischen dem pulsierenden „100 Schlüssel“, der Piano-Ballade „Hareys Song“ und dem technoiden „Echoform“ gibt es so einiges zu entdecken.
„Solaris“ ist seit dem 12. Dezember als CD und LP (orange transparent + müritzblau marmoriertes Vinyl) erhältlich.
Passend zum Storytelling laden Woods Of Birnam bei dieser Reise zu immer neuen Szenerien ein: „Lucid Dream“ ist da noch ein sehr vager, mysteriöser Akt, der vor Friedels hoher, in Hall getauchter Stimme in transzendentale Ebenen steigt.Aber es geht auch anders: „Your Eyes“ etwa baut sich bedächtig auf, um schließlich einen galaktischen Clubbing-Vibe heraufzubeschwören. Die Andersartigkeit dieser erzählten Welt findet sich in den elektrischen Klängen des Quintetts immer wieder.Gleichzeitig wird die textliche Suche nach organischem Leben sehr spannend von der synthetischen Musik konterkariert, was das Sci-Fi-Genre als solches musikalisch auf den Punkt bringt.Auch emotional kann das Album schon ohne zugehörige Inszenierung begeistern: Wenn etwa die kühlen Zahlenabfolgen in „Polytheria“ von weichen Synthies und Sätzen wie „Zwei Sonnen spiegeln sich in meiner Haut“ abgelöst werden, hat das etwas Ergreifendes.Dieses Momentum findet seinen Höhepunkt in „100 Schlüssel“, das die eigene Ausweglosigkeit und Überforderung, der der Menschheit auch auf unserem Planeten sehr nah ist, in starker Bild- und Tonsprache ausdrückt. „100 Schlüssel am Bund, aber du weißt nicht wofür“ singt Friedel hier und zeigt:Dieses Album sollte für alle Sci-Fi- und Atmosphäre-Fans unbedingt auf den Wunschzettel kommen.

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