Schon gemerkt? Beginnend bei Kettcar, Einstürzende Neubauten, Christin Nichols und Sofia Portanet gibt es wohl so etwas wie eine Deutschland-Woche bei Platten vor Gericht. Da kommt in den nächsten Tagen noch mehr und weiter geht es deshalb heute mit Katharina Kollmann alias Nichtseattle.
Diese lässt das Produzenten-Team Olaf O.P.A.L. und Sönke Torpus, sowie ihre vierköpfige Band in ihr Zelt einziehen - und was die alles mitbringen! Gitarren, Schlagzeug, Percussion, Bass, Akkordeon, Flügelhorn, Trompete und die Mundharmonika passt auch noch irgendwie mit rein. Da platzen fast die Nähte, für Handclaps fehlt fast der Raum, der Reißverschluss lässt sich nur noch unter größter Anstrengung hochziehen und dennoch entfalten sich die Songs zwischen Folk, Slowcore und Indierock weiter als auf ihrem zweiten Album „Kommunistenlibido“.
Ähnlich geht es auch der Platte, die mit 12 Songs, die selten unter der 4-Minuten-Marke bleiben und zusammen 66 Minuten laufen, so prall gefüllt ist, dass es gleich einer Doppel-LP (black Vinyl, blue Vinyl, clear Vinyl) bedarf.
Thematisch setzt sich die Liedermacherin (bei der man stimmlich gelegentlich an Judith Holofernes denken muss) mit dem Mikrokosmos Haus auseinander und dieses scheint eher ein Mehrfamilienhaus zu sein, denn diverse Bewohner und ihre Befindlichkeiten werden unter die Lupe genommen und in aller Ausführlichkeit seziert und reflektiert.
Nichtseattle schlägt ihr Zelt auf:
02.05.24 Kassel, Franz Ulrich (solo)
03.05.24 Brilon, Stadtschenke (solo) - freier Eintritt
04.05.24 Stade, Hanse Song (solo)
01.06.24 Neustrelitz, Immergut Festival
03.06.24 Hamburg, Aalhaus
04.06.24 Köln, Bumann & SOHN
05.06.24 Nürnberg, Soft Spot
06.06.24 Leipzig, Conne Island
07.06.24 Karlsruhe, Kohi Kulturraum
08.06.24 München, Kammerspiele / Werkraum
09.06.24 Frankfurt, Brotfabrik
13.06.24 Berlin, Maschinenhaus
08.-10.08.24 Haldern, Haldern Pop
Nichtseattle ist ein Phänomen, weil man die Texte studieren kann, aber nicht muss, um sofort etwas zu fühlen. Erinnerungsschnipsel, die Tristesse, aber auch die Freude des Hier und Jetzt und die Ungewissheit vor der Zukunft stecken in der Tapete, knarzen zwischen den Dielen, und immer flüstert da Kollmanns Stimme trostspendende Orte. Zu viele ihrer Worte zu zitieren, würde einem Spoiler gleichkommen, weil es in einem ruhigen Moment erlebt werden muss. Und dann sitzt man fasziniert da und stellt sich vor, wer da bei Katharina Kollmann alles wohnt und wie dieses "Haus" aussieht, in dem man sie besuchen darf und warum man so unfassbar gerne so viel Zeit dort verbringt.
7,5 Punkte
AntwortenLöschen6,5 Punkte
AntwortenLöschenWir suchen seit längerem ein Haus, dieses ist es aber nicht. 6 Punkte
AntwortenLöschenAxel gibt 6
AntwortenLöschen