Offensichtlich werden Ron (77 Jahre) und Russell Mael (74 Jahre) im Alter immer besser. Ihre letzten drei regulären Studioalben verzeichnen bei Metacritic nicht nur sehr hohe sondern auch stetig zunehmende Wertungen: „Hippopotamus“ (2017) kam bereits auf 81/100 Punkte, wurde von „A Steady Drip, Drip, Drip“ (2020) um einen Zähler übertroffen (82/100) und wird nun von „The Girl Is Crying In Her Latte“ mit einem stolzen Metascore von 85/100 in den Schatten gestellt.
Für ihr mittlerweile 25. Studioalbum sind die beiden Brüder zwar zu Island Records, ihrer musikalischen Heimat zwischen 1973 und 1976, zurück gekehrt, aber die Ideen überborden weiterhin: „The Girl Is Crying In Her Latte“ ist als CD, Kassette und LP (black Vinyl, clear Vinyl, Picture Disc) erhältlich und bietet schrillen Artpop, einprägsamen Synthpop, skurriles Musical, repetitive Elektrosounds - und damit wären erst vier Lieder abgehandelt und es folgen noch zehn weitere wahnwitzige Songs.
Im Berliner Tempodrom findet am 18. Juni 2023 das einzige Deutschlandkonzert der Sparks statt.
Auch auf „The Girl Is Crying In Her Latte“ gelingt dem Duo aus Los Angeles wieder ein faszinierender eklektischer Musikmix, der zeitlos ist. Minimalistischer Elektrosound („You Were Meant For Me“) wechselt sich mit launigem Rock („Nothing Is As Good As It Seems“) und theatralischen Songs im Musicalstil („It's Sunny Today“) ab. „Take Me For A Ride“ ist das reinste Kino für die Ohren.Die Lyrik ist mal poetisch, mal sarkastisch, meistens tiefgründig und oft witzig. In „We Go Dancing“ singt Russell aus nordkoreanischer Sicht über die riesigen Militärparaden und den „großartigsten DJ der Welt“: Kim Jong-Un. Was wäre, wenn die Mona Lisa im Pariser Louvre keine Lust mehr hätte? Sparks geben die Antwort mit „The Mona Lisa's Packing, Leaving Late Tonight“. Und mit „Gee, That Was Fun“ liefern die Brüder ein gleichermaßen witziges wie ergreifendes Trennungslied. Unter den 14 Tracks auf diesem brillanten Album ist kein Ausfall.
Den Chrom-Schleier durchbricht einzig der altersgerechte Pop-Punk von "Nothing is as good as they say it is" – gesungen aus der Sicht eines Babys, das keine 24 Stunden nach der Geburt am liebsten in den Mutterbauch zurückkriechen würde. Auch die Mona Lisa hat die Schnauze voll, packt eifrig ihre Sachen und lässt sich im ihr gewidmeten Song weder von Tribal-Trommeln noch Spielzeug-Bläsern aufhalten. (…)Über dramatischem Orchester-Rock fordert "Take me for a ride" eine Laura zum Aufbruch auf, "It doesn't have to be that way" formt sich zur beinah absurd geschmackvollen Akustik-Pop-Perle, als hätte man sich das Kuriositätenkabinett zuvor im Fiebertraum eingebildet. Dazwischen drängelt Ron in "A love story" wieder in den Techno-Club, auch wenn Russell beim Drogenholen für seine Freundin eine etwas ungelenke Figur abgibt: "Ain't my thing / It's her thing." Am Ende, also auch im balladesken Closer "Gee, that was fun", landet eben alles im Zwischenmenschlichen: "You were a bit too good for me / Didn't take long 'til you agreed.“
Irgendwie eine Band, die für mich noch nie zu "fassen" war. Auch das Album gefällt mir. Mindestens 7,5 Punkte
AntwortenLöschen6,5 Punkte.
AntwortenLöschenPendelt zwischen großartig, anstrengend und toll zu 7 Punkten.
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