Ich gebe zu, dass ich nur ein Album der Cowboy Junkies kenne und besitze: „The Trinity Session“ aus dem Jahr 1988, aufgenommen in einer Kirche rund um ein einziges Mikrofon und mit dem wundervollen „Blue Moon Revisited (Song For Elvis)“.
Eine solche Schönheit gibt es auf „Such Ferocious Beauty“ nicht zu entdecken, aber dennoch hat es sich (beispielsweise für den Opener) gelohnt, nach 35 Jahren noch einmal bei den drei Timmins Geschwistern - Margo (Gesang), Michael (Gitarre und Haupt-Songwriter) sowie Peter (Schlagzeug) - und Alan Anton (Bass) hineinzuhören.
„Such Ferocious Beauty“ bietet zunächst mit „What I Lost“, das die Demenz-Erkrankung vom Vater der drei Timmins’ vor seinem Tod thematisiert, und „Flood“ schwermütigen Indierock, den ich eher mit PJ Harvey oder Low in Verbindung gebracht hätte als mit den Cowboy Junkies. „Mike Tyson (Here It Comes)“ ist ein weiteres Highlight und könnte - ohne die akustisch Flamenco-Gitarre, auf die man gut hätte verzichten können - auch von Nick Cave And The Bad Seeds stammen.
Im weiteren Verlauf des Albums, das sich thematisch um Tod, Verwirrung, Wut und Verlust dreht und von Michael Timmins in Isolation komponiert wurde, werden durch „Hell Is Real“, „Hard To Build. Easy To Break.“ oder „Throw A Match“ auch für die Band typischere Genre, wie Folk, Blues und Americana, ausführlichst bedient.
„Such Ferocious Beauty“ ist das zwanzigste Studioalbum der Cowboy Junkies und als CD und LP (black Vinyl, tan translucent Vinyl oder green translucent Vinyl) erhältlich.
Die Country- und Folk-Rock-Meditationen erreichen nicht immer die Meisterschaft früher Platten dieser Band. Und doch: „Flood“ entwickelt einen unwahrscheinlichen Sog. „Watching the the water rise/ Should I follow it down/ To where the river meets the sea/ Or let it devour me?“, singt Margo Timmins mit einer Stimme, die noch das größte Leid in Anmut verwandelt. Aber nichts bringt einen so nah an den Rand der Tränen wie die Suche nach den „Blue Skies“. Die Cowboy Junkies entlassen uns mit der Gewissheit: Keine Schönheit ohne den Schmerz der Vergänglichkeit.
Manchmal muss man (wieder) an die nicht minder wunderbaren Walkabouts denken, denen ein überdauernder Zusammenhalt leider nicht vergönnt war, und auch die gelegentliche Gegenwart von Leonard Cohen lässt sich nicht verleugnen. Wie es Sängerin Margo Timmins mit ihrem ätherischem Folk-Flüster-Organ allerdings schaft, einen Song wie „What I Lost“, den Bruder, Gitarrist und Songschreiber Michael über die Folgen der Demenz-Erkrankung ihres Vaters verfasst hat, mit der Motivation und dem Duktus einer Nick-Cave-zertifzierten Murder-Ballad-Moritat in Szene zu setzen, sucht indes seinesgleichen.
6 Punkte.
AntwortenLöschenDas erste Stück ("What I Lost") ist toll, dann bin ich schnell raus. 5 Punkte
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