Die erste Vorladung (I)
Personalien:
Susanne Pauli stammt aus dem Osten der Republik und lebt mittlerweile und seit fast 20 Jahren mit Kind, Hund und Garten in Göttingen.
Tathergang:
Die Liedermacherin hat unter dem Namen Frau Pauli mit „Ganz großes Tennis“ (2017) und „vorbei, vorbei“ (2020) bisher zwei Alben über BMG veröffentlicht. Den Titelsong ihrer letzten Platte gibt es nun erst auf ihrem dritten und - nach eigener Aussage - besten Album zu hören. Dieses wurde Dank der Förderung der Initiative Musik und einer Crowdfunding Kampagne finanziert.
„Digitale Gefühle“ bietet 10 Songs und ist als CD und LP über unserallereins zu beziehen.
Plädoyer:
Indiepop mit deutschen Texten, irgendwo zwischen früher Maya Singh und späten Quarks, der im Radio besser aufgehoben wäre als so manch anderes. Das etwss druckvollere und gitarrige Anti-Kriegs-Lied „Kalina“ sticht heraus, „Die Gefühle sind weg“ klingt schön nach Die Höchste Eisenbahn und beatlesken Psychedelic-Pop gibt es auch („vorbei, vorbei“).
Zeugen:
„Die Gefühle sind weg“ stellt FRAU PAULI gleich zu Beginn im Trap-Beat fest, um mit „Ich kann nicht mehr“ eine Hymne auf die Verfügbarkeitslüge anzustimmen: Indie-Funk-Pop für Gescheiterte! „Vorbei, vorbei“ heißt nicht nur die zweite Langrille, sondern auch der nächste hörenswerte Track, der mit einem Hauch Melancholie vom Ende einer Beziehung kündet. „Was Jesus tut“ vertont die Erkenntnis, dass es unheimlich hart ist, ein guter Mensch zu sein. Derweil ist „Pommes + Lachs“ eine tanzbare Mini-Romanze über 1:55 min und „Fremdes Haus“ ein sentimentaler Abgesang, der mich an ANNETTE HUMPE denken lässt. Als „Bester Verlierer der Stadt“ bezeichnet sich FRAU PAULI im stillen Wettbewerb der Loser mitten in und nach Krisen aller Art. „Kalina“ stammt bereits aus dem Jahr 2014 und wurde anlässlich der Annexion der Krim geschrieben. Es verbindet fröhliche Melodien mit so schwierigen Themen wie den jahrzehntelang andauernden Traumata des Krieges und den Geschichten des Großvaters aus seiner Gefangenschaft in Kaliningrad. Leise Töne schlägt hingegen „LUNVG“ an – kurz für ‚Lass uns nicht verloren gehen‘. Es geht um unsinnigen Streit und die Hoffnung auf Versöhnung, während das finale „Eine Traurigkeit“ ein poetisches Aufklärungslied über die verschiedenen Gesichter der Depression ist.
Indizien und Beweismittel:
Ortstermine:
25.6.2023 Uslar, Gut Steimke Festival
30.6.2023 Kassel, Kulturfabrik Salzmann
1.7.2023 Kassel, LyriKA
15.9.2023 Speyer, Ullis Wohnzimnmer
Urteile:
Nun sind die werten Richter gefragt...
Mit einer Erwähnung von Maya Singh kriegt Dirk mich immer wieder. 7 Punkte.
AntwortenLöschen6,5 Punkte
AntwortenLöschenDie erste Hälfte gefällt mir besser als die zweite, daher: 6,5 Punkte
AntwortenLöschenAxel gibt 6.5
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