Ob man die Musik von Lucy Kruger & The Lost Boys nun als Slowcore oder somnambulen Alternative Rock bezeichnen möchte, ist eigentlich eg...

Lucy Kruger & The Lost Boys - Transit Tapes (For Women Who Move Furniture Around)


Ob man die Musik von Lucy Kruger & The Lost Boys nun als Slowcore oder somnambulen Alternative Rock bezeichnen möchte, ist eigentlich egal: Der Opener „Braille“ klingt wie The Velvet Underground & Nico in Trance oder auf Sedativa, das folgende „Evening Train“ verursacht einen ähnlichen Sog wie Radioheads „No Surprises“ und „A Strangers Chest“ lässt selbst Daughter gut gelaunt, optimistisch und ausgeschlafen wirken. Diesen ersten drei Songs folgen noch neun weitere, ohne dass man ob möglicher Stil- oder Tempowechsel Alpträume bekommen müsste. 

„Transit Tapes (For Women Who Move Furniture Around)“ ist nach „Summer’s Not That Simple“ (2017) und „Sleeping Tapes For Some Girls“ (2019) bereits das dritte Album von Lucy Kruger und ihren Jungs. Zu diesen gehören aktuell Liú Mottes (Gitarre), Andreas Miranda (Bass) und Martin Perret (Drums und Percussion). Das Album entstand in Südafrika, der Heimat von Lucy Kruger, und Berlin, ihrem aktuellen Wohnort. Produziert wurde es von Lucy Kruger und André Leo, mit dem sie auch die empfehlenswerte Band Medicine Boy betrieb. 

Transit Tapes (For Women Who Move Furniture Around)“ ist als Doppel-LP über Unique Records erschienen, eine limitierte Auflage (100 Exemplare) kommt auf grünem Vinyl daher.
 

 


Die Künstlerin, die sich bei den Dreampoppern Medicine Boy sonst hinter einem pralleren Sound verschanzt, verfährt ganz nach dem Motto "Weniger ist mehr", wenn sie ihre eigene Person und individuelle Erfahrungen in den Mittelpunkt ihrer oft skizzenhaften Aufnahmen rückt. Schwermütig und schlaftrunken exerziert Kruger sämtliche Aspekte ihres Verlorenseins durch, besingt Affären, Unterkünfte, den lieben Gott und kleidet alles in abstrahierte, beinahe kryptische Sprachbilder. Die Musik dazu ist entschleunigter Songwriter-Gitarren-Folk mit dumpfer, reduzierter Percussion und mitternächtlicher Grabesstimmung. Kleine optimistische Momente aber haben sich in die Bedrückung gemogelt und sind genauso leise wie alles zuvor. Schweift man als Hörer*in auch nur kurz ab, hat man sie womöglich bald verpasst. Konzentration ist geboten.




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