Mit „Dead Hand Control“ hat ein Mitglied von Vampire Weekend bereits dieses Jahr ein Soloalbum veröffentlicht, nun folgt mit „Changephobia“ ...

Rostam - Changephobia


Mit „Dead Hand Control“ hat ein Mitglied von Vampire Weekend bereits dieses Jahr ein Soloalbum veröffentlicht, nun folgt mit „Changephobia“ das nächste. Anders als Christopher Baio ist jedoch Rostam Batmanglij kein aktuelles Mitglied der Band mehr, genau wie Baio verzichtet Rostam solo auf einen Teil seines Namens.

Nach seinem Ausstieg bei Vampire Weekend war Batmanglij nicht untätig: Eine Kooperation mit Hamilton Leithauser („I Had A Dream That You Were Mine“, 2016), ein erstes Soloalbum („Half-Light“, 2017) sowie Produzententätigkeiten für Clairo („Immunity“, 2019), Vampire Weekend („Father Of The Bride“, 2019) oder Haim („Women In Music Pt. III), 2020) stehen u.a. zu Buche. Dennoch blieb ausreichend Zeit, um die 11 Songs von „Changephobia“ zu komponieren und aufzunehmen. 

Angst vor Veränderungen kann man Rostam jedoch nicht vorwerfen, denn er bewegt sich experimentierfreudig zwischen den Feldern Indiepop und Electronica, streut hier einen holpernden Beat, dort jazzige Klänge und zwischendurch immer wieder einmal ein Saxophonsolo ein, zeigt, was er als Studiotüftler so drauf hat, warum Auto-Tune absolut überflüssig ist (wie auch Saxophongedudel) und verhehlt auch nicht, welche Band er vor mittlerweile 15 Jahren mitgründete.

Die passende Musik, um an einem warmen Sommertag auf einem Dach zu liegen - wenn sich die Platte bei geschlossenen Fenstern einige Stockwerke darunter auf dem Plattenteller dreht.


 


Stubenwarmer Folk-Pop mit Fridays-for-Future-Protest-Note („These Kids We Knew“), fluffig per Saxofon angejazzter Neo-Soul („Unfold You“) oder eine hübsch poppifizierte Hommage an die Heartland-Rock-Umdeutungen à la The War On Drugs („4Runner“) sprechen da ebenso für sich wie die federleichte Melancholie des Titelsongs.
Und dann ist da ja noch diese grandios verstolperte Auto-Tune-Nummer namens „Kinney“, deren Uptempo plötzlich in einem derart erfrischend verschepperten Indie-Rock-Finale mündet, dass nur zu klar wird, warum Rostams Ausstieg ein echter Verlust für Vampire Weekend war. Langweilig wird’s hier nie.


  


In gewohnt urbaner New-Wave-Manier wandelt Rostam auf “Changephobia” von einer Zukunftsangst zur nächsten, lässt seinen gewohnt arhythmischen Gesang von Generationenkonflikten, über Homophobie bis hin zu persönlichen, existenziellen Krisen wandern.
Was den Sound von “Changephobia” angeht, kann man jedem Vampire-Weekend-Fan aber beruhigt auf die Schultern klopfen und das Album uneingeschränkt empfehlen. Selbst Titel wie “From The Back Of A Cab” klingen nach den romantischen Gedankenspielern urbaner und überdurchschnittlicher Hipper-Blutsauger, die Musik passt auch dazu.
Von schnellem Electronic-Indie über akustische Gitarrenläufe zu ruhigem Piano ist “Changephobia” ein beeindruckend kompakt produziertes Stück Indie-Musik. Ein bisschen wirkt es sogar so, als wäre Ezra Koenig mittlerweile der Teil von Vampire Weekend, der sich abgespalten hat, um den eigenen Sound zu realisieren.




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