James - All The Colours Of You

James sind eine meiner liebsten Bands und dennoch gibt es da ein Problem: Die 1982 gegründete Band war seitdem genau auf zwei Tourneen in Deutschland, 1986 und 1991 mit insgesamt 7 Auftritten. Zudem gab es Festivalauftritte 1990 (WDR Rocknacht), 1991 (Rock am Ring) und beim Haldern Festival (1999 und 2013) sowie einen Support-Slot vor Neil Young (1993). In Berlin ließen sich James in diesem Jahrtausend zweimal sehen: einmal zu einem regulären Konzert (2016) und einmal zu einem kurzen Auftritt im Apple Store (2014). Das summiert sich zu gerade einmal 14 Auftritten in Deutschland. Dabei sind James eine so großartige Live-Band, wie ich zuletzt vor 5 Jahren in London erleben durfte.

Zumindest hinsichtlich ihrer Tonträger gibt es wenig zu lamentieren: In schöner Regelmäßigkeit veröffentlichen James - abgesehen von einer 6-jährigen Auszeit - ihre Alben und sind mittlerweile bei Nummer 16 angekommen (wenn man die Jam-Sessions von „Wah Wah“ wirklich mitzählen möchte). „All The Colours Of You“ erscheint am 4. Juni als CD und LP sowie in einigen limitierten Auflagen: Deluxe-CD, Coloured Cassette, Deluxe-LP (Red/Purple Half/Half Vinyl bzw. Splatter Coloured Vinyl) und Picture Disc-Vinyl. 

Sänger Tim Booth lebt seit einigen Jahren in Topanga in Kalifornien und setzt sich thematisch mit seiner Wahlheimat auseinander und legt den Finger auf gesellschaftliche („Miss America“) und ökologische („Beautiful Beaches“) Missstände. Neben Rassismus („All The Colours Of You“) und Klimawandel wird es auf „Recover“ auch sehr persönlich, denn Booth singt über den Tod seines Schwiegervaters durch COVID-19. 

Mit Garret "Jacknife" Lee (U2, R.E.M., Bloc Party, Editors, The Killers) fand Tim Booth in seiner kalifornischen Nachbarschaft auch einen neuen Produzenten, der James auch nach knapp vier Jahrzehnten Bandgeschichte noch äußerst frisch und unerwartet elektronisch klingen lässt. 

„All The Colours Of You“, „Recover“, „Beautiful Beaches“ „Wherever It Takes Us“, „Magic Bus“ und „Isabella“ drängen sich für eine zukünftige Setliste auf. Gern auch bei einem Konzert von James in Deutschland.