Das nennt man wohl Abwärtstrend: „Nice, Nice, Very Nice“ konnte die Plattenrichter überzeugen, so dass durchschnittlich 8,25 Punkte vergeben wurde, was in unserer Endabrechnung 2010 sogar fürs Siegertreppchen (Platz 3) reichte. Das folgende „Oh Fortune“ schnitt weniger glücklich ab und verpasste 2011 mit 7,18 Punkten knapp die Top 60. Danach folgten Auszeit / Hochzeit / Vaterschaft / Gründung einer Band und das überambitionierte bis sperrige „Club Meds“, das nur noch 6,5 Punkte im Durchschnitt sammeln konnte.
„More Or Less“ soll nun diesen Trend stoppen, indem sich Dan Mangan einerseits auf seine Anfänge als folkiger Singer/Songwriter besinnt („Fool For Waiting“, „Just Fear“, „Cold In The Summer“) und andererseits auch vor experimentelleren Sounds und Songstrukturen nicht zurückschreckt („Lynchpin“, „Can’t Not“). In „Peaks & Valleys“ (oder auch „Lay Low“) gelingt ihm auch die Kombination aus beiden Aspekten: Der Song zieht einen in seinen Sog, wie es Mangan auf „Nice, Nice, Very Nice“ so häufig gelang, und überrascht dennoch mit elektronischen Versatzstücken und holpernden Rhythmen.
Und wenn die Gedanken an eine Endzeit dem Sänger den Kopf zu zerbrechen drohen („Just Fear“), zimmert er einen astreinen, ganz standfesten Song drumherum, der aus der Liga der Greatest Hits von Neil Young stammen könnte, begleitet von einem Satz reichlich streichelnder Streicher – Katharsis komm!
Die in den letzten beiden Jahren entstandenen zehn neuen Songs folgen musikalisch durchaus dem leicht finsteren Ton der EP UNMAKE (2016), Mangan singt entlang der Bahnen, die ihm Piano und Gitarre weisen, er lässt seine Stimme in Echoräumen zirkulieren, manchmal bleibt das dabei. An anderen Stellen führen Synthesizer („Which Is It“) und ein großer Chor („Cold In The Summer“) die Musik noch einmal weit hinaus, wo das Denken so viel Platz bekommt.
(musikexpress)
Einige Songs erlauben sich, die ganz klassischen Kompositionsstrukturen alter Helden wie Neil Young oder Bruce Springsteen aufzugreifen. "Just fear" gefällt sich als ermüdete Folk-Rock-Hymne in aller Bescheidenheit, hat den Kampf aber scheinbar schon aufgegeben, "every road feels traveled / while we get lost in struggle". Die Kraft, sich dem entgegenzustellen, fehlt Mangan, doch herrlich traurig darüber meditieren, das geht immer. Ein wenig aufgeweckter gibt sich "Cold in the summer", die Inszenierung als Verlierertyp gelingt gleich viel nachhaltiger mit schwingendem Bass und munterem Bar-Piano, das alles könnte direkt ausgelassen genannt werden, wäre da nicht wieder die zurückhaltende Melancholie in Mangans Gesang. (…) Doch ganz auf das experimentelle Spiel mit verschiedenartigen Arrangements und Songstrukturen konnte Mangan auch diesmal nicht verzichten.
(Plattentests)
Befreit wirken Songs über Lebensstützen (“Lynchpin”), über gesellschaftliche und politische Ängste (“Just Fear”) – ja fast schon verspielt, immer wieder mit kleinen Raffinessen versehen. Hier wirken besonders die Tracks “Can’t Not” und “Never Quiet”, die vielleicht etwas aus der Reihe fallen und eine nicht ganz so gradlinige Form besitzen. Der anschließende Closer “Which Is It” ist eines der gefühlvollsten Stücke, die ich je gehört habe. Wie auf dem gesamten Album klingt Mangans Stimme zurückhaltend, nicht voll, jedoch keineswegs schwach.
Dan Mangan steht mit “More Or Less” nicht lethargisch da und säuselt seine großen Sing-A-Long Künste runter. Die Songs verkörpern Kraft, Wärme und dennoch wie bei “Troubled Mind” und “Cold In The Summer” eine wundervolle Eingängigkeit.
(I Can Guarantee)
8 Punkte
AntwortenLöschenWohlfühlmusik: 8,5 Punkte
AntwortenLöschenDa schließe ich mich an
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7 Punkte
AntwortenLöschenWieder in deutlich besserer Form. 7,5 Punkte
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