Auszüge aus dem geheimen Tagebuch von Paul Epworth:
„Am ersten Studiotag habe ich ihnen erst einmal die Stecker gezogen und ein Banjo bestellt, denn so wie auf „Wilder Mind“ konnte es nicht weiter gehen. Die Rocker-Nummer hat den Mumfords doch sowieso keiner abgenommen.“
„Liebes Tagebuch, heute haben wir nur langweilige Songs aufgenommen, hoffentlich streichen die Mumfords „October Skies“ und „Forever“ aus der Trackliste für das Album. Immerhin kann man sich für die 10 besten von insgesamt 25 Songs entscheiden.“
„Liebes Tagebuch, vergiss, was ich gestern geschrieben habe! 14 Songs sollen auf das Album, das dann über eine Stunde läuft. Wer will denn so etwas?!“
„Heute habe ich mir im Studio einen Scherz erlaubt und „Guiding Light“ auf U2 getrimmt. Die Mumfords fanden es gut. Ich soll morgen so weiter machen…“
„Haha, heute habe ich sie auf „Picture You“ nach Coldplay klingen lassen. Sie müssen ja nicht wissen, dass von deren „Ghost Stories“-Sessions hier noch etwas unbenutzt herum lag…“
„Leider verstehen die Mumfords meine Scherze nicht. Heute habe ich Marcus’ Stimme am Computer verzerrt („Forever“). Und die fanden das wieder gut und wollen moderner klingen! Nun gut, zumindest ihre von mir versteckten Lederjacken suchen sie immer noch.“
„Ich werde schließlich dafür bezahlt, dass ich meine Kundenwünsche erfülle, oder? Ein bisschen Elektro-Geplucker hier („Rose Of Sharon“), ein wenig R’n’B da („Woman“) - sie wollen ja wieder mehr Platten verkaufen, die Mumfords… Und wehe, es sagt am Ende jemand, ich trage die Schuld!“
„‚Wenn wir das Album so veröffentlichen, gehen wir mit Pauken und Trompeten bei den Kritikern unter‘, habe ich Marcus und seinen Söhnen heute gesagt. ‚Pauken und Trompeten?‘, sagt da Marcus, ‚die brauchen wir auch noch!‘ Also habe ich heute „The Wild“ und „If I Say“ dramatisch aufgebauscht.“
„Liebes Tagebuch, halte dich gut fest, die Mumfords sind gar nicht ein Vater und seine drei Söhne.“
Mumford & Sons ist der Albtraum, in dem es Ed Sheeran viermal gibt. Das ist das Netteste, was man über die Band sagen kann. Mit jedem neuen Album bekennt sich der Zirkel um den pastoral drauflos singenden Pastorensohn Marcus Mumford zu einem Weltbild der unerfüllten Ausbruchswünsche. Je heftiger sie das tun, desto schnurzpiepiger werden sie. Die vierte Platte von Mumford & Sons heißt Delta, das ist Griechisch für vier, aber es ist auch ein Service: Der Hinweis darauf, dass sie zum vierten Mal infolge ihre bisher schlechteste Platte gemacht haben. (…)
Delta ist der vorläufige Höhepunkt dieser Entwicklung, also ein neuer Tiefpunkt. Mumford hat alle dynamischen Veranlagungen aus seinem Songwriting verbannt: Es gibt nur noch eine Richtung, immer hoch den Hügel, bei langsam anschwellender Dramatik und Lautstärke. Ein paar Mal schieben programmierte Beats mit an, nicht als Zugeständnis an 2018er Popstandards, sondern zur Verdoppelung der rhythmischen Mannschaftsstärke. Chorgesänge, Orgelgeorgel und plötzlich Richard Strauss aus allen Rohren. Gegen Ende der deutlich zu langen Platte singt Mumford sechsmal hintereinander: "If I say I love you, then I love you."
Das ist nicht nur ein grammatikalisch korrekter if-clause, sondern auch ein eigener Gedanke. Der Rest seiner Texte klingt auf Delta, als hätte Mumford eine Bibel zerschnitten und die Papierschnipsel beliebig neu angeordnet: Buße hier, Hoffnung dort, ein "guiding light" in Song Nr.1 und 2, Nächstenliebe hüben wie drüben. Mit gutem Willen könnte man daraus einen Kommentar auf die Floskelei vieler Selbsthilferatgeber ableiten, aber schon das würde wohl Mumfords subversives Potenzial überschätzen. Vermutlich ist er einfach ein Spießer, der Spießerdinge für sein Spießerpublikum singt.
(Zeit)
Bei „Rose Of Sharon“ wird so das Banjo vom Computer generiert: Billo-Techno, der Fußfaule zum Tanzen bringt, indem er Folkseligkeit simuliert. Bei „Woman“ und „Picture You“ lässt Epworth die Band auf den Neo-R’n’B-Zug aufspringen. Dass die das mitmacht, zeigt, wie schwach ihr Rückgrat ist.
Mal das DELTA-Cover mit BEAUTIFUL WORLD von Take That vergleichen, auch die standen 2006 in einer Einöde, aber sie gingen. Die Mumfords stehen in einer Diagonale herum, mehr Leben ist da nicht mehr. Moment, doch, die Ausnahme heißt „The Wild“, ein fünfminütiger Versuch, Folk und Drama zusammenzubringen, mit meterhohen Streichern, Pauken und Trompeten. Toll! Hier weitermachen!
(musikexpress)
Mumford & Sons auf Tour:
01.05.19 München, Olympiahalle
11.05.19 Berlin, Mercedes Benz Arena
13.05.19 Frankfurt, Festhalle
15.05.19 Köln, Lanxess Arena
21.-23.06.19 Scheesel/Neuhausen, Hurricae/Southside Festival
Beste! Vorstellung! Ever!
AntwortenLöschenIn der Tat. Merklich unterhaltsamer als das Album.
AntwortenLöschenwird wohl keine innige Beziehung mit meiner Anlage eingehen. 4 Punkte.
AntwortenLöschenNatürlich nichts Weltbewegendes, aber deutlich besser als überall geschrieben.
AntwortenLöschen7
Teilweise echt schlimm. Also die Platte. 5 Punkte
AntwortenLöschenIch sehe ein großes Delta zwischen meiner Hoffnung und der Realität. 5,5 Punkte
AntwortenLöschenIch unterschreibe sowohl Volkers als auch Dirks Aussage. Somit liegt meine Bewertung auch genau zwischen den beiden: 6 Punkte.
AntwortenLöschen5.5
AntwortenLöschen
AntwortenLöschen4 Punkte