Apropos Erasure: Das Plattencover mit der männlichen statt weiblichen Galionsfigur lässt es bereits erahnen, „World Beyond“ steht in mehr als nur enger Verbindung zu „World Be Gone“, das im letzten Jahr erschienen ist. Andy Bell begibt sich auf Kreuzfahrt in unbekannte Gewässer und lädt dazu das in Brüssel beheimateten Echo Collective ein, um die Songs des 17. Studioalbums von Erasure in klassischem Arrangement neu einzuspielen. Also Cello, Harfe, Geige und Klavier statt Synthesizer, Musical und Kammerpop statt Discothek und Club.
Und Vince Clarke? Der hatte die ursprüngliche Idee, die sich auf die „The Two Ring Circus“ EP aus dem Jahr 1987 beruft, und sitzt entspannt im Liegestuhl auf dem Sonnendeck, schlürft Longdrinks und lässt Andy Bell (Gesang), Gareth Jones (Mix) sowie Gary De Cart (Arrangements, Klavier), Margaret Hermant (Geige, Harfe), Neil Leiter (Viola), Thomas Engelen (Cello), Jaroslaw Mroz (Kontrabass), und Antoine Dandoy (Vibraphon, Glockenspiel) mal machen.
Das Duo Andy Bell und Vince Clarke, Gründungsmitglied von Depeche Mode, hat Popmusik-Geschichte geschrieben: Erasures Hits waren glamourös, cheesy und getragen von Andy Bells hoher Falsett-Stimme. Auf dem neuen Album klingt Bell hingegen mal wie der gealterte Morrissey, dann wieder wie eine Theater-Diva und manchmal wie ein Eighties-Musical-Sänger.
Das Echo Collective, bekannt durch die Kollaboration mit Künstlern wie dem viel zu jung verstorbenen Jóhann Jóhannsson oder dem Piano-Star Dustin O’Halloran, rollt dieser Stimme nun den klassischen Teppich aus. (…)
Oftmals mit dickem Pathos aufgetragen und dramatisch intoniert, wird die zarte Musik jedoch zugekleistert und so hat der Kontrast zwischen Stimme und Musik eher operettenhafte, denn opernhafte Züge. Aber die Gratwanderung zwischen Kitsch und Kunst beherrschen Erasure ja bereits seit Anfang ihrer über 30-jährigen Karriere mit Mut zum Pomp und Pop.
(Tonspion)
Sehnsüchtige Cello-Schlieren, geschmackvolle Klavierklimpereien und im Hintergrund meldet sich das Glockenspiel. Wer jetzt vermutet, Erasure würden versuchen, auf den aktuell fahrenden Neoklassik-Zug aufspringen zu wollen, liegt falsch. WORLD BEYOND ist eher der altmodische Versuch, den eigenen Songs mit einer Überdosis Streicher eine Hochkultur-Reputation zu verschaffen. Aber weil die Vorlagen schon im Original Balladen waren und das typische Erasure-Pathos nun dermaßen überhöht wird, dass man getrost eine feine Ironie unterstellen darf, kann man sich den überbordenden Schmalz tatsächlich gut anhören.
(musikexpress)
Musical, Pathos, Schmalz... Jaja... 1 Punkt mehr, als die Originalplatte.
AntwortenLöschen7 Punkte
Überraschenderweise gefällt mir die Synthpop-Fassung (7 Punkte) besser als die orchestrale Version.
AntwortenLöschen6,5 Punkte
5 Punkte.
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