Jetzt habe ich so lang überlegt, wie ich das zweite Album von All The Luck In The World vorstellen kann, ohne die Begriffe „Never“, „trivago“ und „Fernsehspot“zu benutzen, dass der Veröffentlichungstermin für deren zweites Album immer näher gerückt ist, schließlich erreicht und mittlerweile um 3 Wochen überschritten wurde. Also kurz die unvermeidlichen Fakten: Das Reiseinformationsportal trivago setzte „Never“ für einen weltweit ausgestrahlten Fernsehspot ein, so dass der Song bei youtube über 2,5 Millionen Aufrufe und sogar die deutschen Charts (#85) erreichte.
Rund vier Jahre sind seit der Veröffentlichung ihres Debütalbums „All The Luck In The World“ vergangen und Neil Foot, Ben Connolly und Kelvin Barr bleiben dabei zwar einerseits ihrem wohlig-warmen Folkpop treu, betten diesen aber nun andererseits in versponnen-vielschichtige Arrangements. Zwar sticht kein Song aus dieser sehr homogenen Platte heraus, aber mehrmals ertappt man sich dabei, wie man sein persönliches Lieblingslied neu bestimmt.
Wenn die Menschen, die Fernsehspot musikalisch untermalen sollen, nun ein zweites „Never“ aus „A Blind Arcade“ heraushören sollen, dann werden sie vermutlich a) nicht fündig und b) dieses sehr schöne Album wieder und wieder auflegen.
Die Songs wirken dabei durchaus konventionell, bei genauerem Hinhören offenbaren sie jedoch eine Fülle an Ideen und vertrackten Arrangement-Elementen, die für eine erstaunliche atmosphärische Dichte sorgen. So hat die Band zum Beispiel rund um ihr Heimstudio, ein verlassener Holzschuppen in den Bergen ihres Heimatorts im Osten Irlands, organische Geräusche gesampelt und in den Sound eingeflochten. Das Ganze klingt plausibel, aber überhaupt nicht abgeklärt – frisch, sehnsüchtig und tieftraurig. Wahrscheinlich kann man solche Songs nur hervorbringen, wenn man ausschließlich dann nach draußen geht, wenn es regnet.
(intro)
Verglichen mit ihrem Erstlingswerk sind die Iren jedoch experimentierfreudiger geworden und setzen neben Streichern und Bläsern noch organische Sounds ihrer selbstgeschaffenen Sampling-Instrumente ein. Besonders im atmosphärisch dichten Opener „Landmarks“ kommen diese geschickt zur Geltung.
So erzeugen sie ein warmes Klangbild, das ständig zwischen einer wehmütig-melancholischen und zuversichtlich-sanften Stimmung changiert. Während die Instrumentalstimmen schon voll raffinierter Züge stecken, fehlt es dem Gesang zuweilen noch an der passenden Dynamik. Neil Foot gelingt es zweifelsfrei, die anmutigen Texte authentisch zu vertonen, allerdings bleibt er dabei in seiner Stimmfarbe limitiert. Leises Säuseln und tragisches Resignieren artikuliert er genauso meisterhaft wie das verträumte Hoffen, wobei er wahren Gefühlsausbrüchen und der damit erhofften Wandelbarkeit seiner Stimme noch nicht genügend Raum gestattet.
(Album der Woche)
All The Luck In The World unterwegs:
08.04. Köln, Artheater
09.04. CH - Zürich, Eldorado
10.04. München, Feierwerk / Orangehouse
11.04. AT - Wien, Flux
13.04. Berlin, Badehause
14.04. Hamburg, Molotow
6,5 Punkte
AntwortenLöschenDas Schönste ist das Cover, ansonsten natürlich nett, aber nicht zwingend zum Wiederhören einladend.
AntwortenLöschen6
Gefällt mir, auch ohne Hit, für 7,5 Punkte.
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