Würde sich „Le Kov“ nur an die Menschen richten, die auch die Texte verstehen, dann hätte sich die Mühe kaum gelohnt und die Plattenfirma (Heavenly Recordings) müsste hinsichtlich der Umsätze ziemlich verzweifeln. Denn Gwenno Mererid Saunders, die wir noch von The Pipettes in guter Erinnerung haben, singt komplett in kornischer Sprache, die nur von 300 Personen, die hauptsächlich in Cornwall leben, fließend gesprochen wird.
Nachdem auf ihrem Debütalbum als Gwenno noch größtenteils auf Walisisch gesungen wurde (immerhin rund 750.000 Sprecher), wendet sie sich nun dem Kernowek bzw. Kernewek zu, das in ihrer Familie gesprochen wird. Ihr Vater schreibt Gedichte auf Kornisch, der letzte Song ihres Solodebüts („Amser“) war ein erster Versuch in dieser Sprache und die Entscheidung der britischen Regierung im Jahr 2016, die finanziellen Mittel zur Förderung des Erhalts dieser Sprache zu kürzen, dürften die Hauptgründe für diese Entscheidung gewesen sein. Gwenno möchte nicht, dass die Sprache in Vergessenheit gerät und nennt ihr Album daher bewusst „Le Kov“, was so viel wie „Ort der Erinnerung“ bedeutet.
Neben dem Schlagzeuger Gorwel Owen ist noch ein weiteres Mitglied der Super Furry Animals auf „Le Kov“ vertreten: Gruff Rhys singt auf dem Lied „Daromres Y'n Howl“ mit. Herausgekommen ist ein eigenwilliger Mix aus Dream-, Electro- und Psychdelic-Pop, irgendwo zwischen Broadcast, Cate Le Bon, Jane Birkin und Enya.
Gwennos Dream-Pop-Melodien stellen nur bedingte Hilfe dar, verlieren sich aber zum Glück oft genug auch in hitverdächtigen Indie-Rhythmen („Tir Har Mor“) oder gar in chanson-artigen Versuchen („Jynn Amontya“).
Im filmmusik-würdigen Opener „Hi A Skoellyas Liv A Dhagrow“ fragt sie passend: „Ist noch Platz für andere Geschichten?“ Das eingängige „Eus Keus?“ kommt dem Pop dank seinem tanzbaren Tempo wohl noch am nächsten. Doch auch ohne dem funktioniert Gwenno, zwar mit Elfen-Kopfkino, aber das ist ein Abstrich, den sie sicher verkraften kann.
Gwenno versieht das historisch verankerte Kornisch mit einer modernen Note und präsentiert ganz nebenbei vielseitiges Songwriting so fernab von den Pipettes, wie es gar nicht ferner sein könnte.
(musikblog)
Ähnlich wie auch Björk bewegt sie sich dabei in ihrer ganz individuellen, vernebelten Sphäre. In einem wunderbar variantenreichen Soundgeflecht verarbeitet Gwenno futuristische Synthie-Klänge, psychedelische Krautrock-Elemente und exotische Instrumente. Es darf dann auch etwas entrückter und verschrobener sein, wenn Gwenno keltische Mythen vertont oder die walisische Landschaft besingt. Damit schließt sie an die Weite ihres Debüts an und liefert ein weiteres Zeitzeugnis, das tiefer geht als jede Geschichtsstunde.
(intro)
Ist wahrscheinlich ein richtig gutes Album - ich versteh's nur leider nicht (also nicht nur wegen der Sprache).
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Das beste Album in kornischer Sprache, das ich bisher gehört habe.
AntwortenLöschen6 Punkte