Dreampop-Wunderkind. Dreampop-Poetin. Dreampop-Ausnahmetalent. Ich denke, ihr habt schon eine Vermutung in welche musikalische Richtung es uns heute verschlägt. Nein, das Verb ist etwas zu ruppig: „…in welche Richtung wir uns heute sanft gleiten lassen.“ wäre passender.
Für die in Berlin geborene und aufgewachsene Thala wurden bereits zahlreiche Komposita zusammengebaut, aber immer an erster Stelle: der Dreampop. Kein Wunder bei einer Künstlerin, die nach eigener Aussage von Mazzy Star, Beach House und Cigarettes After Sex inspiriert wurde. Alles gut nachvollziehbar nachzuhören auf ihrem Debütalbum „Adolescence“.
„Adolescence“ ist über das Berliner Label Duchess Box Records bereits im September veröffentlicht worden, die LP (limitierte Auflage als transparent electric blue Vinyl) gibt es seit heute.
Das erwähnte „Serenade“ erinnert nicht nur an Hope Sandoval, sondern trägt mit seinem getragen-anmutigen Sound auch Tendenzen einer Lana Del Rey. Dieser Mazzy-Star-Attitüde schenkt die Mittzwanziger im Album-Closer „Nan“, einer Liebeserklärung an ihre Großmutter, ebenfalls großen Raum mit einem geradezu zeitlupenhaft langsamen und entrückten Beginn zu den Klängen eines sanften Gitarrenspiels. Ein in der Mitte des Songs einsetzendes Schlagzeug nimmt das verschleppte Tempo auf und begleitet Thalas innigen Gesang. Die getragene Atmosphäre zieht sich denn auch als roter Faden durch das Album. Catchy Uptempo-Nummern wie die aktuelle Single „Contradictions“ sowie „Diditagain“ evozieren allerdings auch die Sundays oder Alvvays. Ein wundervoll einschmeichelnder und strahlender Indie-Pop auf höchstem Niveau.
Ihr nun erscheinendes Debütalbum fühlt sich beim ersten Hören jedoch wie eine pure Checkliste der größten Genre-Referenzen an. Die reizüberflutenden Arrangements von Cocteau Twins? Check. Schwelgerische Beach-House-Harmonien? Check. Verhallte Gitarren und Engtanz-Vibes à la Cigarettes After Sex? Check. Nostalgische Mazzy-Star-Melancholie? Check, check und abermals check. (…)Wie die besten Pop-Musiker*innen arbeitet Thala mit bekannten Werkzeugen – und kreiert damit berührende Songs.(Byte.fm)
So bietet das Album einen angenehmen New-Wave-Touch, eine Prise Shoegaze-Ästhetik, eine bemerkenswert offenherzige Pop-Affinität und eine stimmungsmäßige Orientierung eher am 80's-Sound als der Jetztzeit.Das Wichtigste aber ist der Effekt, den THALA auf diese Weise erzielt – denn nicht jeder Song klingt gleich oder ähnlich (wie das bei Kolleginnen der Fall ist, die sich einem bestimmten Sound verschrieben haben). Dabei stehen weniger die Atmosphäre oder stilistische Aspekte im Zentrum als vielmehr die oft genug angenehm flott inszenierten Songs selbst. Das führt dazu, dass THALAs Debütalbum angenehm vertraut klingt, ohne dabei übertrieben mit einer Retro-Ästhetik zu flirten. So ist ihr ein ziemlich zeitloses Indie-Pop-Kunstwerk gelungen.
Knappe 7 Punkte
AntwortenLöschenSo richtig begeistern kann mich das Dreampop-Wunderkind noch nicht... 6 Punkte
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