1988 wurde mit „Waiting For The Great Leap Forwards“ meine liebste Single von Billy Bragg veröffentlicht. Der Song schaffte es nur bis auf Platz 52 der Charts im Vereinigten Königreich. Kurios ist, dass Billy Bragg zwar nie mit einem eigenen Lied in die Top Ten der UK Charts kam, aber Kirsty MacColl mit seinem Song „A New England“ (1984) Platz 7 erreichte. Und auch Bragg brachte eine Coverversion Glück, denn die Doppel-A-Seiten Single „With A Little Help From My Friends“ / „She’s Leaving Home“ von Wet Wet Wet / Billy Bragg erreichte als Vorbote eines The Beatles-Coveralbums Platz 1 der Charts.
1991 erschien mit „Don’t Try This At Home“ meine Lieblingsalbum von Billy Bragg. Gemeinsam mit „Talking With Taxman About Poetry“ (1986) ist es mit Platz 8, gemessen an den Chartplatzierungen, sein erfolgreichstes Album.
2013 kam sein bisher letztes Album, „Tooth & Nail“ heraus, das nach fast zwei Jahrzehnten wieder einmal an den Top Ten kratzen konnte (#13).
2016 konnte ich Billy Bragg erstmals live sehen. Beim A Summer’s Tale Festival spielte er zwar nicht „Waiting For The Great Leap Forwards“, aber „Accident Waiting To Happen“ und „Sexuality“ aus meinem Lieblingsalbum. Und natürlich „A New England“.
2021 erscheint nach nach 8 Jahren Albumpause das dreizehnte Studioalbum von Billy Bragg. Es trägt den Titel „The Million Things That Never Happened“ und bietet 12 Songs, die aber weder den auf seiner Gitarre schrammelnden Protestsänger noch seine schwungvoll-poppige Seite zeigen. Statt dessen ist „The Million Things That Never Happened“ ein ruhiges und größtenteils zurückhaltendes, sich zwischen Americana, Folk und Country bewegendes Alterswerk des mittlerweile 63-jährigen Singer/Songwriters. Produziert wurde das Album, welches Bragg als „Pandemie-Blues-Album“ bezeichnet, von Romeo Stodart von The Magic Numbers und Dave Izumi (Natalie Imbruglia, Duke Special) im Echo Zoo Studio in Eastbourne. Das abschließende „Ten Mysterious Photos That Can’t Be Explained“ setzt sich textlich mit Verschwörungsmythen und Desinformation auseinander und wurde gemeinsam von Billy Bragg und seinem Sohn Jack Valero komponiert.
„The Million Things That Never Happened“ ist als CD und LP (black Vinyl und in limitiertes Auflage als blue Vinyl) erhältlich.
2022 wir Billy Bragg für 6 Auftritte in 2 Städten nach Deutschland kommen:
26.-28.05.22 Hamburg, Knust
01.-03.06.22 Berlin, Heimathafen
„I Will Be Your Shield“ ist nach Billy Braggs Worten Herz und Seele der neuen Stücke, aus dem er nicht nur für sich die künstlerische Aufgabe ableitet, Hörer*innen mit Songs ein emotionales Schutzschild für „Good Days & Bad Days“ zur Verfügung zu stellen.Erzählt wird von Selbstzweifeln in „Mid-Century Modern“, der Merkwürdigkeit von Social-Media-Posts in „Ten Mysterious Photos That Can`’ Be Explained“ (mit Sohn Jack Valero als Co-Autor) oder von der Schwierigkeit im Umgang mit Wahlergebnissen in „The Buck Doesn’t Stop Here No More“.Bluegrass legen sich über die Stücke, lädt das Piano aus „Lonesome Ocean“ und die Violine vom Titeltrack zur stillen Einkehr, lässt der warme Background-Gesang an Leonard Cohens „Ten-New-Songs“- Album denken, sprudelt im Gegensatz dazu die Fiddel von „Freedom Doesn’t Come For Free“ voller Lebenslust, finden neben melancholischen Momenten weiterhin Pop-Rock-Avancen ihren Platz.Billy Bragg transportiert mit „The Million Things That Never Happened“ seinen unerschütterlichen Glauben an die Kraft der Gemeinschaft auf einem überwiegend leisen Weg.
Guter Mann, musikalisch bei diesem Album aber leider nicht meins.
AntwortenLöschen5,5 Punkte
Eines der Probleme des laufenden Jahres. Viele Alben, die ich hören möchte kommen erst sehr viel später auf Vinyl raus und eigentlich möchte ich nicht "vorhören". Hier habe ich eine Ausnahme gemacht. Sehr schönes Werk
AntwortenLöschen8
Nein. 5,5 Punkte
AntwortenLöschenSo richtig viel passiert auf "The Million Things That Never Happened" ja auch nicht...
AntwortenLöschen6,5 Punkte
Das stimmt. Mittlerweile auch auf Vinyl. Wunderbares Alterswerk. Lauter kleine ins Ohr gehende Geschichten. Aufwertung auf mindestens 8,5 Und die beiden Songs zum Ende jeder Seite klingen doch fast wie zur Anfangszeit (ok ein bisschen "produzierter")
AntwortenLöschen