Falls Brandon Flowers und Jack Antonoff denken, dass sie den Preis des besten Bruce Springsteen-Soundalike dieses Jahr für ihre Platten mit ...

Sam Fender - Seventeen Going Under


Falls Brandon Flowers und Jack Antonoff denken, dass sie den Preis des besten Bruce Springsteen-Soundalike dieses Jahr für ihre Platten mit The Killers und Bleachers unter sich ausmachen könnten, dann haben sie Sam Fender - obwohl nicht „Born in the USA“ - nicht auf der Rechnung. Oder kennen ihn vielleicht gar nicht. 

Oder kennen ihn vielleicht noch nicht, wäre treffender formuliert, denn darüber, dass Samuel Thomas Fender Karriere machen wird, sind sich vermutlich alle einig, auch wenn die Begeisterungswelle bisher erst so richtig über das Vereinigte Königreich geschwappt ist: Vor zwei Jahren schlug dort sein Debütalbum „Hypersonic Missiles“ aus Platz 1 ein.

„Seventeen Going Under“ ist Fenders Coming-of-Age-Album, das passend dazu zusammen mit dem Produzenten Bramwell Bronte in dessen Geburtsort North Shields aufgenommen wurde. Das Album zeigt zwar auch die introvertiertere, ruhigere Seite des Künstlers („Spit Of You“ rückt mit Mandolinen-Klängen etwas in R.E.M.-Nähe, „Last To Make It Home“ könnte auch vom neuen Killers-Album stammen), bietet aber größtenteils druckvollen Alternative Rock, der stilecht mit Clarence Clemons-Gedächtnis-Saxofon-Soli oder dramatischen Streichern aufgeplustert wurden. 

Meine Highlights sind die ersten vier temporeichen Rock-Songs („Seventeen Going Under“, „Getting Started“, „Aye“ sowie „Get You Down“) und bei der abschließenden Bombast-Ballade „The Ding Light“ denke ich immer: Hätte doch Jim Steinmann diesen Song in seine Finger bekommen.
Hypersonic Missiles“ blieb vor zwei Jahren bei Platten vor Gericht knapp unter der 7 Punkte-Marke, das wird sich bei „Seventeen Going Under“ ändern.

„Seventeen Going Under“ ist als CD, Kassette und LP erschienen. Die limitierte Deluxe-CD bietet 5 zusätzliche Songs, die Schallplatte gibt es in zahlreichen limitierten Auflagen mit alternativen Plattenhüllen: Baby Blue Vinyl, Clear Vinyl, Red Vinyl, White Marble Vinyl und Picture Disc.


 


Sam Fender erschafft in seiner Musik immer wieder schwerelose, ekstatische Momente. Mit elektrisierender Erwartung bauen seine Songs vom ersten Ton an Spannung auf, nur um dann im Refrain in eine enthusiastische Hymne zu explodieren, in der man als Hörer:in ein einmaliges, nur durch eben solche Musik zu erschaffendes Gefühl von Euphorie erfährt. 
Einer dieser Songs ist der titelgebende „Seventeen Going Under“. Was als eingängige, mitreißende Gitarrenmelodie beginnt, schwillt im Verlauf zu einer eben für Sam Fender typischen Hymne mit treibenden Drums an. Der Track ist ein eindringliches Stück Musik über die ganz persönlichen Herausforderungen beim Heranwachsen.
In „Good Company“ erklärt der Sänger sein Selbstbild und wer er glaubt zu sein, „Mantra“ bildet eine starre Predigt daran, sich nicht von äußeren Einflüssen unterkriegen zu lassen. „Spit of You“ gibt Einblicke in die schwierige Beziehung des Sängers zu seinem Vater und „Get You Down“ erinnert mit den im Album immer wieder stattfindenden, energiegeladenen Bläsern vielleicht am meisten an die Stimmung des Hits „Hypersonic Missiles“ aus dem vorigen, gleichnamigen Album.


 


„Aye“ versteht Fender als Nachfolger zu „White Privilege“. Der rotzige Dreiminüter beweist in eindrücklicher Weise, dass er sich sowohl hinsichtlich Songstrukturen als auch textlich nicht auf Bekanntes oder Unverfängliches verlässt, sondern Experimente wagt. Dieser Mut macht sich bezahlt. Im Herzen Punkrock, nur eben in komplex.
Und wo man „Paradigms“ den Vorwurf machen könnte, mit melodramatischen Streichern und gehauchtem Outro dann doch eine kleine Spur zu dick aufzutragen, folgt mit “The Dying Light”, dem offiziell letzten Song, ein absoluter Gänsehaut-Moment:
Obwohl das melancholische Klavier-Intro kurzzeitig Angstschweiß auf die Stirn treibt, dass Fender sich gegen Ende noch in den Classic-Rock verirrt hat, zieht er einen spätestens mit den kristallklaren Höhen und den Zeilen „But I’m alone here / Even though I’m physically not / These dead boys are always there / There’s more every year“ in seinen Bann, um dann mit dem fulminanten Finale von „The Dying Light“ eine Rakete zu entzünden, die man auch dann noch sehen kann, wenn sich das Übel dieser Welt mit den eigenen Problemen zum dichtesten Nebel kulminiert hat.




3 Kommentare:

  1. Platz 1 im Bruce-Springsteen-Soundalike-Wettbewerb. Aufgrund der guten ersten Hälfte (und ohne die nicht besonderen Bonus-Tracks) 7,5 Punkte

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