Nachdem man fünf Jahre nichts mehr von den Charity Children gehört hatte, durfte man sich schon den Kopf zerbrechen: Ist die Beziehung von ...

Charity Children - Almost Young


Nachdem man fünf Jahre nichts mehr von den Charity Children gehört hatte, durfte man sich schon den Kopf zerbrechen: Ist die Beziehung von Chloë Lewer und Elliott McKee in die Brüche gegangen? Haben sich die Charity Children etwa aufgelöst? Hat das neuseeländische Duo ganz andere musikalische Wege eingeschlagen? Die Antworten auf diese Fragen lauten ja, nein und irgendwie ja. 

Aber der Reihe nach: Das in Berlin lebende Duo hat zwar seine Partnerschaft beendet, aber nicht die bestehende Freundschaft, und so konnte die gemeinsame Band trotz der Trennung weiter bestehen. Jedoch mit deutlich veränderter musikalischer Ausrichtung, denn vom handgemachten Straßenmusiker-Folk der ersten beiden Alben habe sich Chloë und Elliott entfernt. „Eklektischen Alt-Pop“ nennen sie selbst das groovende, säuselnde Ergebnis, welches den Titel „Almost Young“ trägt und bei 14 Songs fast 55 Minuten läuft. 

Das omnipräsente Piano lässt häufig an John Lennon denken, auch wenn „Emerald City“ zunächst nach „Eine gute Nachricht“ von Danger Dan klingt. Dazu kommen 70er Jahre David Bowie („You Play It Cool“, „Wolf Crain Boy“), 80er Jahre Paul Simon („Mr Cuckoo“) und mehrfach jazzige Bläser („Pay The Devil“, „Love Your Soul Right“). Chloës gehauchter Gesang bringt einem Soko in den Sinn („Baby Blue“) und das am Ende des Albums platzierte „We Loved“ hallt als Hit der Platte noch einige Zeit in den Gehörgängen nach.

Freunde der Schallplatte können „Almost Young“ auf orange Vinyl käuflich erwerben.




 


Charity Children rollen ihren Alt-Indie-Folk-Pop aber nicht nur auf ein tiefes Tal aus Tränen. Für Hass ist auf dieser Platte kein Platz, es ist viel mehr ein Raum des Vergebens, des Liebens nach der romantischen Liebe. Da darf doch auch mal getanzt werden! Deswegen funkelt in “My Alchemy” eine kleine Indie-Disco zu Phantogram-Vibes,  bei “You Play It Cool” croont McKee vor drückenden Bläser-Partien in schickster Kopfstimme vor sich hin und “Wolf Cryin’ Boy” ist mit seinen theatralischen Chören ein weiterer Dancefloor-Kandidat. Gerade in diesen schnelleren Momenten erinnern Charity Children an alte Zeiten, als Kate Nash und MGMT noch den Indie in den Mainstream brachten. Bestes Beispiel dafür ist “Pay the Devil Too”, bei dem Gitarre und Klavier nach vorne hechten, während sich McKee und Lewer den Refrain freundschaftlich teilen. Überhaupt teilen: Dass beide ans Mikro treten, tut dem mit 54 Minuten doch recht langen Album sehr gut. Denn dadurch entstehen auch mal Gänsehaut-Vibes à la Of Monsters and Men (“Love Your Soul Right”) . Bei den ruhigen Folk-Momenten drängen sich hingegen an vielen Stellen Bläser und teils auch Streicher nach vorne und geben den Gesten eine schmerzvolle Tiefe. “Old New Song” ist nur eins von vielen großartigen Beispielen.




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