Irgendwann habe ich ein wenig das Interesse an Efterklang verloren. Lag es am Nebenprojekt Liima, das für eine lange Wartezeit sorgte und m...

Efterklang - Windflowers


Irgendwann habe ich ein wenig das Interesse an Efterklang verloren. Lag es am Nebenprojekt Liima, das für eine lange Wartezeit sorgte und mich nicht recht überezugen konnte? Oder an dem konzeptionellen Überbau von „Piramida“ und „Leaves: The Colour Of Falling“? Ich weiß es nicht genau. 

Gut, dass es mit „Living Other Lives“ eine sehr eingängige erste Single aus dem neuen Album gab, der das sehr poppige „Dragonfly“ folgte. Gut, dass vor ein paar Wochen das Maifeld Derby Festival mit einem äußersten charmanten Auftritt von Efterklang stattfand. Gut, dass bei dem Konzert nicht nur mein Lieblingslied „Modern Drift“ gespielt wurde sondern auch die neue, im Falsett gesungene Ballade „Hold Me Close When You Can“, die mit ihrer wunderschönen Mitsing-Passage die Vorfreude auf „Windflowers“ noch einmal deutlich erhöhte. So sehr, dass ich nicht nur die limitierte Auflage (clear Vinyl) der neuen Platte bestellt habe, sondern das letzte Album „Altid Sammen“ gleich nachgekauft habe und nun überlege, ob ich am Sonntag auch noch das Konzert von Casper Clausen & Co. in Stockholm besuchen soll…  

In Deutschland wird sich 2022 wieder die Gelegenheit für Konzerte der dänischen Wahlberliner bieten:
16.02.22 Hamburg, Uebel & Gefährlich
17.02.22 Nürnberg, Z-Bau
18.02.22 Berlin, Metropol
24.02.22 München, Strom
09.03.22 Köln, Kulturkirche


 


Der Opener "Alien arms" kontrastiert einen wie aufgestachelte Bienen schwirrenden Beat mit Casper Clausens auf der Stelle schwebendem Gesang, ehe eine Frauenstimme dazukommt und Schlagzeug und Bass ein handfesteres Rhythmusfundament für den hymnischen Schlusspart klopfen. In "Beautiful eclipse" versuchen schwung- und klagevolle Streicher das stoische Synth-Signal auf ihre jeweilige Seite zu ziehen, während "Hold me close when you can" eine nur minimal manipulierte Klavierballade in den Himmel zeichnet. In ihren besten Momenten schafften es Efterklang – ähnlich wie die leider in Vergessenheit geratene isländische Band Múm –, Melodien mit genau der richtigen Menge Pathos durch elektronische und orchestrale Farbstrudel in neue Kontexte zu setzen.


 


Der Titel des Albums "Windflowers" ist dabei Programm: "Windflowers" sind nämlich kleine bunte Blümchen, die im Frühjahr auf dem dänischen Waldboden kunterbunte Blumenteppiche aufblühen lassen. Und das ist gewissermaßen auch dieses Album: Ein kunterbunter musikalischer Blumenteppich. Wenn man die Analogie noch weiter führen möchte, dann sollte auch der Waldboden mit einbezogen werden, denn wenngleich die teils elektronischen, teils organisch erzeugten Songs mit lockerer Vielseitigkeit und melodischer Brillanz zu überzeugen wissen und besonders auch gesanglich charmante, versöhnliche Klänge zu vernehmen sind, liegt doch zugleich eine Prise Düsternis und skandinavischer Melancholia über dem Geschehen - was aber gut ist, denn banal und belanglos wird es so natürlich niemals.




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