Justin Bieber (und so fangen ja nicht all zu viele Plattenvorstellungen hier an) verhinderte vor zwei Wochen, dass die 22-jährige Marie Ulve...

Girl In Red - If I Could Make It Go Quiet


Justin Bieber (und so fangen ja nicht all zu viele Plattenvorstellungen hier an) verhinderte vor zwei Wochen, dass die 22-jährige Marie Ulven Ringheim in Norwegen mit ihrem Debütalbum auf Platz 1 der Charts gelangen konnte. Aber auch außerhalb ihrer Heimat wurde vom girl in red Notiz genommen: Platz 19 in Deutschland, Platz 7 in Großbritannien und Platz 67 in den USA sind u.a. für „If I Could Make It Go Quiet“ verbucht.

Dabei war ein Album längst überfällig, denn mit „I Wanna Be Your Girlfriend“ wurde 2017 bereits eine erste girl in red Single veröffentlicht. „We Fell In Love In October“ führte im folgenden Jahr zu ersten Charterfolgen und reichlich Aufmerksamkeit in der LGBTQ-Community und auf allen Social Media-Kanälen.

Mentale Gesundheit, Queersein und unerfüllte Liebe sind die Themen dieses kunterbunten Pop-Albums, das aufgrund seiner schillernden Vielfalt (experimenteller Gitarrenpop trifft elektronische Beats trifft eingängige Refrains trifft Rap-Einlage) unterschiedlichste Hörergruppen abholt. Dua Lipa und Billie Eilish können sich schon einmal warm anziehen ob der neuen norwegischen Konkurrenz. Aber letztere ist bereits Fan und ihr Bruder Finneas auch in die Entstehung der Hitsingle „Serotonin“ involviert.


 


„If I Could Make It Go Quiet“ ist als Red Vinyl, Black and White Vinyl, Black & Red Vinyl und Blue Vinyl erschienen.


  


Der Opener „Serotonin“ übers Glückshormon-Down liefert zwar auch ihren Signatursound, die huschenden, hallenden Gitarren, aber zudem erobert sich Girl In Red bei hochgekurbeltem Tempo mit Ad-Lips, Rap, Bombast-Synthies und extratiefen Billie-Eilish-Bässen neues Terrain – und beweist neue Wendigkeit in den Vocals. Im aufbrausenden „Did You Come“ fragt Girl In Red ihre Geliebte, ob die bei einer anderen schon 20 Mal gekommen sei.
Doch wenn Girl In Red sich ärgert, verzweifelt sie zumeist an ihrer eigenen Unsicherheit, die ja der eigentliche Quell der Eifersucht ist.  Auch „Body And Mind“ handelt, trotz Britney’esker Dance-Grooves, von der Schwierigkeit, sich selbst zu lieben. Dass Girl In Red am Ende aber immer nur über sich selbst singt, das ist dann auch nicht wahr: „Hornylovesickmess“ und „Midnightlove“ erzählen dieselbe Liebeskrise aus der Sicht zweier verschiedener Personen. (…)
Girl In Red hat ihre Klangpalette der letzten Jahre noch mal erweitert, deshalb bleibt man nach einer Runde Emo-Achterbahn am liebsten angeschnallt und fährt gleich noch ein paar Mal. Ja, so wird das was mit den Klickzahlen, auch beim Album.


 


Der knautschige, immer etwas bettwarme Flausch-Indie, für den Girl in Red bislang stand, ist auf "If I Could Make It Go Quiet" also manchmal überraschend wuchtig, pompös, wütend - und ja, auch gut frisiert. Er funkelt, drückt und pumpt. Die Klaviere haben Pathos, die Drums federn hüftlocker davon. An ein paar Stellen rappt Ulven sogar - und das überhaupt nicht schlecht. Außerdem scheint sie vor Arbeitsbeginn noch mal viel Nullerjahre US-Indierock nachgeschlagen zu haben. An ein paar (sehr wenigen) Stellen sk8er-boit die Musik deshalb etwas. Ein paar der frühen Fans gefällt das nicht so gut.


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