Im Juni 2019 verstarb Philippe Cerboneschi im Alter von 52 Jahren in Paris. Bekannt wurde er unter dem Namen Phillipe Zdar als Mitglied des ...

Sons Of Raphael - Full-Throated Messianic Homage


Im Juni 2019 verstarb Philippe Cerboneschi im Alter von 52 Jahren in Paris. Bekannt wurde er unter dem Namen Phillipe Zdar als Mitglied des Duos Cassius sowie als Produzent für Hot Chip, Franz Ferdinand, Phoenix, Sebastian Tellier oder Two Door Cinema Club. Nun erscheint, fast zwei Jahre nach seinem Tod, mit „Full–Throated Messianic Homage“ das von ihm gemischte Debütalbum von Sons Of Raphael.

Eine leichtfüßige Frenchpop-Note hört man bei den Brüdern Loral und Ronnel Raphael tatsächlich gelegentlich heraus, erschwert jedoch durch eine Palette an bunt schillerndem, orchestralem, sonderbar verdrehtem Psychedelic Pop und Rock. The Beatles trifft MGMT, The Beach Boys trifft Phoenix, Serge Gainsbourg trifft Portugal. The Man. 

Zum Mythos von „Full–Throated Messianic Homage“ gehört neben einer jahrelangen Entstehungsgeschichte auch, dass man darauf Frank Sinatras Schlagzeug, Brian Wilsons Vibraphon oder eine Echo Unit, die sich einst im Besitz von Quincy Jones befand, hören kann, und dass ein zufälliger Tipp auf ein NBA-Spiel dem Duo genug Geld einbrachte, um ein 35-köpfiges Orchester samt Chor aufzunehmen.


 


Was lange währt, wird endlich gut. Das Debüt von Sons Of Raphael fühlt sich an wie eine wilde Achterbahnfahrt durch verzerrte Gitarren, dumpf abgemischten Gesang und Melodien, die mal völlig entgleisen („He Who Makes The Morning Darkness“, „Siren Music“) und mal die Zuhörer auf den Boden der Tatsachen zurückholen.
Klischees, rote Fäden oder ansonsten abgedroschene Elemente gibt es auf „Full-Throated Messianic Homage“ hingegen nicht. Die zehn Songs spielen sich alle im gleichen Nostalgie-Wahn ab. Dem Duo gelingt es trotzdem, einige Facetten unterzubringen.
Und vor allem schaffen es Sons Of Raphael, Elektro-Möglichkeiten von heute mit psychedelischen Verzerrungen und zurückhaltenden bis extrovertierten Gitarrenparts von „damals“ zu kombinieren. In „Yeah Yeah Yeah“ trifft genau das alles zusammen.


  


Mit "Revolution" geht es vielversprechend los. Die Drummachine treibt den Song an, darüber legen die Brüder eine dichte Wall of Sound, die den recht dünnen Gesang immer wieder zu verschlucken droht. Dabei lohnt sich das genaue Hinhören oder Mitlesen sehr, denn die Texte der wortgewandten Raphaels sind gewitzt und ausgeschmückt mit zahlreichen Bibel-Verweisen. (…)
Ähnlich überzeugend kommen "Siren Music", "Devil Devil" und "Yeah Yeah Yeah" daher, die ebenfalls besonders in den Refrains mitreißen. "Siren Music" begeistert mit seinem wundervollen Soundscape und mit rumpelnden Drums. "Devil Devil" ist dann am besten, wenn der Song sich öffnet. Da heißt es z.B.: "Your momma is a devil" "Yeah Yeah Yeah" schließlich erinnert ganz leicht an Bowie, vielmehr aber an Unknown Mortal Orchestra. (…)
So bleibt "Full-Throated Messianic Homage" am Ende ein Album, das viel Potential erkennen lässt, gleichzeitig aber seinen Eigensinn etwas zu sehr ausreizt, um einen vollkommen mitzunehmen. Die gelungenen Stücke machen dafür umso mehr Hoffnung, dass der große Wurf der Sons Of Raphael noch bevor steht.


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