Als Mensch, der nicht anderen Menschen dabei zusieht und hört, wie sie via YouTube die Lieder wiederum anderer Menschen nachsingen, ist dodi...

dodie - Build A Problem


Als Mensch, der nicht anderen Menschen dabei zusieht und hört, wie sie via YouTube die Lieder wiederum anderer Menschen nachsingen, ist dodie bisher komplett an mir vorbei gegangen. Anders als an ihren rund 2 Millionen Subscribern, die allein bei YouTube für 350 Millionen Aufrufe ihrer Videos sorgten.

Dorothy Miranda Clark, so der bürgerliche Name der mittlerweile 26-jährigen Engländerin, musiziert seit 2011 über das Internet und hat in den letzten fünf Jahren drei EPs selbst veröffentlicht, die zunehmend erfolgreicher wurden: „Intertwined“ (2016) erreichte Platz 35 der UK-Charts, „You“ (2017; #6) und „Human“ (2019; #5) kletterten in die Top Ten.

Nun gibt es mit „Build A Problem“ das Debütalbum von dodie, das etwas mehr als drei Jahre nach ihrer ersten Autobiographie über das eigene Label Doddleoddle erschienen ist. CD, Deluxe CD (mit Bonus Demo Tracks), LP (black Vinyl + Picture Disc) und Cassette werden sicherlich massenhaft über die Ladentheken gehen, da auch ihr Produzent Joe Rubel (Ed Sheeran, James Blunt, Passenger) weiß, was die Käufer hören wollen.  
 
Die DIY-Künstlerin trägt ihr Herz auf der Zunge und dreht ihr Innerstes nach Außen. Dazu säuselt sanfter Folkpop, der einerseits recht schlicht instrumentiert ist (akustische Gitarre, Ukulele, Piano, Percussion) und ihre Stimme auf mehrern Ebenen schichtet, und andererseits auch die Streicher groß aufspielen lässt, so dass auch Fans von Feist oder Kate Bush zukünftig öfter auf dodies YouTube-Kanal schalten werden.


 


Da die englische DIY-Musikerin und YouTuberin, die nach eigener Aussage an einer Depersonalisations-/Derealisations-Störung leidet, auch sonst offenherzig die eigene mentale Gesundheit exorziert, ist es nur folgerichtig, dass auf ihrem Debütalbum der Gesang ganz im Fokus steht: nah und verletzlich und immer wieder im vielstimmigen Zwiegespräch mit sich selbst.
Dabei zoomt Clark teils unverhofft vom Tagebuch-Format hoch auf Cinemascope und zurück, während sie zwischen intimem Bedroom-Folk, perkussiv getriebenem Indie-Pop und kammerorchestraler Schwelgerei mit Klarinette und Streichern changiert. „So please step inside my soul“, lädt Dodie in „Rainbow“ ein, das vielen Menschen in der LGBTQ+-Community aus dem Herzen sprechen dürfte. Bei einem eigenwilligen, ehrlichen und betörenden Werk wie BUILD A PROBLEM tut man das gerne.


 


„Build A Problem“ ist ein sehr ruhiges Album, es ist verträumt und nachdenklich. Der Engländerin gelingt eine angenehme Kombination aus Singer/Songwriter-Sound und orchestralen Klängen, die aber nie zu aufdringlich werden.
Wie die Vorab-Singles „Cool Girl“ und „I Kissed Someone (It Wasn’t You)“, beginnen die Tracks häufig simpel mit Gitarre und Gesang, bauen sich mit Streichern und Blasinstrumenten langsam auf, erschaffen atmosphärische Welten und zum Ende löst sich alles wieder auf.
Manchmal entwickeln sich die Songs, wie z.B. „Sorry“ und „When“, dabei in eine Richtung, die sie nach Musik aus einem Disney-Film klingen lässt. Passt aber auch gut zur Geschichte einer Protagonistin, die versucht, mithilfe der Musik zu sich selbst zu finden.




4 Kommentare:

  1. Ich habe sie zwar keine Lieder auf youtube nachsingen hören, aber die EP/Mini-LP mit eigenen Songs von vor 3(?) Jahren war toll. Nicht weniger erwarte ich mir hier...

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  2. Ich schalte nicht ihren Kanal an. 5 Punkte

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  3. Leider war die EP etwas besser

    7

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