Bullerbü-Syndom Synonym: Schweden-Schwäche Abkürzung: BBS 1. Definition Das Bullerbü-Syndrom ist eine teilweise krankhafte Veränderung des M...

Linn Koch-Emmery - Being The Girl


Bullerbü-Syndom
Synonym: Schweden-Schwäche
Abkürzung: BBS

1. Definition
Das Bullerbü-Syndrom ist eine teilweise krankhafte Veränderung des Musikgeschmacks mit multiplen Symptomen.

2. Geschichte
Die Erstbeschreibung erfolgt nach dem April 1974, als ABBA mit „Waterloo“ am Eurovision Song Contest teilgenommen und gewonnen hatten.

3. Häufigkeit 
Genaue Fallzahlen sind nicht bekannt. Jedoch gab es in den letzten Jahrzehnten bereits mehrere Pandemien, ausgelöst durch ABBA, Roxette und Ace Of Base.

4. Ursache und Verlauf
Klinisch unterscheidet man beim Bullerbü-Syndrom zwei Verlaufsformen:
- frühes BBS: das im Vorschulalter mit leichten Symptomen beginnt, und häufig durch den Konsum der Werke von Astrid Lindgren, wie Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga, Ronja Räubertochter, Karlsson vom Dach oder die (namensgebenden) Kindern aus Bullerbü, hervorgerufen wird
- spätes BBS: das sich erst später, in der Pubertät oder im Erwachsenenalter manifestiert. Es hat eine deutlich stärkere Symptomatik. Die Musik von Jens Lekman, Hello Saferide, Loney Dear, Shout Out Louds, Kent, Popsicle, Mando Diao, The Cardigans, I’m From Barcelona, Pelle Carlberg, Acid House Kings, Sambassadeur, The Legends, Club 8, Säkert!, Anna Ternheim, Weeping Willows oder Billie The Vision And The Dancers gilt als besonders ursächlich.

6. Symptome
Herzrasen, erhöhter Endorphinausstoß, Melodietrunkenheit oder Schockverliebtsein beim Hören von Musik schwedischer Musiker. Im Extremfall wurden auch schon Kanelbullar-Sucht und IKEA-Impulskäufe beobachtet.

7. Diagnose
Ein Blick in den Plattenschrank genügt.

8. Therapie
Das Bullerbü-Syndom gilt als unheilbar.


Wir möchten nicht Schuld an einer möglichen Erkrankung mit dem Bullerbü-Syndrom sein und raten daher dringend vom Konsum ausnahmslos aller oben genannter Künstler ab. 
Auch „Being The Girl“, das Debütalbum der schwedischen Musikerin Linn Koch-Emmery, können wir daher nicht empfehlen. Auch nicht, wenn man sonst eher nicht-skandinavische Künstler(innen) wie Phoebe Bridgers, Julien Baker, Sharon Van Etten, Eleanor Friedberger, Wolf Alice, Julia Jacklin, Jenny Lewis oder Fenne Lily hört und sich daher immunisiert fühlt.


 


Wer sich vom Albumopener nicht mitreißen lässt, verpasst eine Sternstunde des Indie-Rock. Zügellos Koch-Emmerys Energie dann im anschließenden „No Place For You“, das hedonistisch zwischen Bloc Party, Blondie und Franz Ferdinand vorwärtsgaloppiert. Ich sehe viele verschwitzte Körper in zahlreichen Indie-Clubs. Irgendwann demnächst.
Es befinden sich lediglich neun Songs (plus zwei 20-sekündige Zwischenspiele), die haben es aber wahrlich in sich. Das Wahnsinnstempo drosselt die Schwedin im weiteren Verlauf des Albums für mehr Melodieseligkeit und punktet mit dem fast verträumt-harmonisch-lieblichen „Linn RIP“, in dem sie den Zustand einer selbstmüden Erschöpfung thematisiert. Und es geht immer so weiter mit den himmlisch-hymnischen Indie-Rock-Melodien. Schwärmerisch in „Dirty Words“, dezent-schwebend bei „Wake Up“ und überbordend in „Blow My Mind“. Es sind neun konzise Zweieinhalb- bis Dreiminutensongs auf „Being The Girl“, die ein Schwindelgefühl aufgrund von Glückseligkeit hinterlassen. Süchtigmachend.





4 Kommentare:

  1. 2018 hatte Linn Koch-Emmery es sich auf meinem Jahres-Mix zwischen Ride und Johnny Marr bequem gemacht und für gute Laune gesorgt. Schön, dass es endlich ein Album von ihr gibt. Und gut, dass Dirk es hier vorgestellt hat – wäre sonst an mir vorbei gegangen. Sorgt für extrem gute Laune!

    8 Punkte

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  2. Vielen Dank, Ingo.

    Solider und sympathischer Indierock für 7 Punkte.

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