Obwohl Jasmine van den Bogaerde erst 24 Jahre alt ist, hat sie bereits drei erfolgreiche Alben veröffentlicht und sich nach einer Schreibblockade eine Auszeit von der Musik genommen. Diese endete für die Öffentlichkeit im September 2020, als sie die Single „Open Your Heart“ sowie etwas später die „Piano Sketches“ EP veröffentlichte.
Zudem galt es für die Musikerin das Ende einer Beziehung zu verarbeiten, wozu sie sich in eine einsame Holzhütte zurückzog. Erinnert das ein wenig an Justin Vernon, dessen „Skinny Love“ Birdy berühmt werden ließ? Vielleicht. Musikalisch halfen ihr Etta James und Nina Simone durch diese Zeit und lieferte Joni Mitchells „Blue“ die Blaupause für ihr viertes Album.
Dieses wurde in Nashville mit den Produzenten und Songwritern Ian Fitchuk und Daniel Tashian aufgenommen, die zuvor für den Erfolg von Kacey Musgraves „Golden Hour“ mitverantwortlich waren. Es ist nicht ganz so spärlich arrangiert und instrumentiert wie die sich nahezu auf das Piano konzentrierende EP, ist aber weniger opulent geraten als die Vorgänger von „Young Heart“. Bei vier Songs übernahm James Ford (Florence And The Machine, Depeche Mode, Arctic Monkeys, Foals) die Produktion, ohne dass diese Lieder aus dem Spektrum des sanften Folkpops dadurch herausfallen würden.
14 Titel (dazu ein kurzes Intro sowie ein Walzer von Chopin als Zwischenspiel) fanden den Weg auf „Young Heart“, das daher fast eine Stunde lang in zu viel Gleichklang läuft und wie sein Vorgänger „Beautiful Lies“ (2016) den Weg auf Platz 4 der UK-Charts fand.
„Young Heart“ ist als CD, Kassette und Doppel-LP erschienen. Eine limitierte Auflage kommt auf yellow Vinyl daher, über die Homepage von Birdy kann man eine Doppel-Schallplatte kaufen, die zu 100% aus recycelten Materialien besteht. Außerdem gibt es ein „colour your own Vinyl sleeve bundle“.
Das erste richtige Stück der Platte, nach einem Klavier-Intro, ist "Voyager". Ein spärlich eingesetztes Klavier, zwischen akustischer Gitarre und seichtem Beat, untermalt die Geschichte, die sie erzählt. Dass sie sich sicher ist: Zeit für eine Trennung und aufmachen zu Neuem. "Loneliness" erzählt schon mit deutlich voluminöserem Sound von den Konsequenzen und ersten Zweifeln. Und so hangelt sich das Album von Schmerz und Sehnsucht, von Fernweh zur Heimatverbundenheit, zu Hoffnungen und zur Suche nach sich selbst und dem, was da kommen mag. Ständig neue Gefühle, die immer wieder neu einzuordnen sind. "Echos through my heart", schallt es wieder und wieder im Stück "Deepest lonely" und bleibt, zweistimmig und von einem durchdringenderem Beat, tatsächlich länger hängen. Der fulminante Refrain erinnert dabei sogar ein wenig an Florence & The Machine. Der Titeltrack, das letzte Stück des Albums, erzählt von nicht aufhören wollender Liebe und lässt den Gedanken zu, dass sie den Prozess des Verarbeitens vielleicht noch gar nicht so ganz abgeschlossen hat.
War das Vorgängeralbum „Beautiful Lies“ von BIRDY noch eine Demonstration produktionstechnischer Grandezza, in der die Subtilität der Kompositionen zuweilen regelrecht von zeitgemäßen Produktionstricks überwältigt wurde, so ist „Young Heart“ eine ungleich vielschichtigere, facettenreichere und transparentere Angelegenheit geworden, mit der sich BIRDY zum Einen auf ihre Roots bezieht (etwa mit der Chopin-Interlude „Waltz In A Minor“), sich vor allen Dingen aber auch anderen Stilistiken als dem bombastischen Piano-Pop inspirieren lässt. Insbesondere der nachdenklich/melancholische Unterton des Albums wirkte sich da förderlich aus.
6,5 Punkte
AntwortenLöschenZu lang. Viel zu lang. Vielleicht könnte es mich als EP mehr begeistern. Also als EP mit der ein oder anderen guten Coverversion.
AntwortenLöschen5,5 Punkte