Dass große Teile des zweiten Albums von Alexandra Lahey in Nashville entstanden sind, hört man diesem glücklicherweise nicht an. Von Country-Einflüssen keine Spur, statt dessen bleibt die Australierin ihrem gitarrenlastigen Alternative Rock treu und pointiert ihn mit Keyboards, Streichern oder Piano. Dabei spielte sie nahezu alle Instrumente selbst ein und ließ sich offensichtlich auch nicht vom Einsatz eines Saxophons in „Don’t Be So Hard On Yourself“ abbringen.
Auf den 10 Songs von „The Best Of Luck Club“ arbeitet Alex Lahey textlich die Erlebnisse im Leben einer 26-jährigen auf: Selbstzweifel, Burn-out, Trennung, psychische Gesundheit, Einzug bei ihrer Freundin und Vibratoren.
Ihr Debütalbum „I Love You Like A Brother“ (2017) setzte zwar noch deutlicher auf Indierock und Powerpop, dafür bietet das ambitioniertere „The Best Of Luck Club“ (erhältlich auf weißem und roten Vinyl) mehr Abwechslung. Am deutlichsten lässt sich dieser Wandel bzw. Gegensatz am punkrockigen „Misery Guts“ und dem anschließenden Piano-Pop von „Isabella“ nachhören.
Hits setzt es hier in lockerer Abfolge. „Don’t Be So Hard On Yourself“ entpuppt sich als muskulöser Rocker mit markantem Riff, packender Melodie und, ja wirklich, einem Saxophon-Solo zum Abschluss. Lahey studierte einst Jazz-Saxophon an der Universität, der Kreis schließt sich. Mindestens so stark: „I Don’t Get Invited To Parties Anymore“. Der Opener legt vergleichsweise langsam und unscheinbar los, nur um breitbeinige, souveräne Zwischensprints mit Power und Nachdruck einzuschieben. Dicke Gitarren und feinsinnige Synthi-Spielereien zum Schluss ergeben den nächsten Volltreffer.
(Beatblogger)
Es kommt nicht von ungefähr, dass die Kombination aus Synthies und wuchtiger Gitarre in "Am I doing it right?" an ein Liebeskind von frühen The Killers und Avril Lavigne denken lässt, ein wenig oberflächlich vielleicht, aber die Killer-Hook lässt das Herz jubeln. Es mag sich zwar bei Laheys Songs um basales Songwriting handeln, doch funktionieren sie passgenau und treffen immer den popaffinen Nerv des Hörers. Dass zum Beispiel die Abkehr von Saufen und Feiern in "I don't get invited to parties anymore" mit hedonistischem Rausch-Rock begossen wird, ist ein netter Kniff. Varianz ist übrigens trotz der "All killer no filler"-Attitüde ein wichtiger Bestandteil des Albums. Wenn "Isabella" luftig, von einem frühlingshaften Klavier motiviert, durch die Gegend hopst, könnte sich Ben Folds ein Lächeln sicher nicht verkneifen. Auch die filigrane Balladen-Kleinigkeit "Unspoken history" überzeugt durch luftige Instrumentierung, die durch ein Cello jedoch dezent dunkler geschminkt wird. Immer im Gepäck ist aber auf jeden Fall eine selbstbewusste Hook, darauf kann man zählen.
(Plattentests)
6,5 Punkte
AntwortenLöschen6,5 Punkte auch von mir.
AntwortenLöschenDa bin ich dabei. 6,5 Punkte
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