Was war denn bei „Party“, dem vor zwei Jahren erschienen zweiten Album von Hannah Harding hier los? 6,5 Punkte, 7 Punkte und 5,5 Punkte lauteten die mauen Urteile der Plattenrichter.
Das wird sich mit „Designer“ sicherlich ändern, denn Aldous Harding, wie sich die Neuseeländerin als Künstlerin nennt, wird aktuell mit Lob überhäuft. Beispiele gefällig?
Für DESIGNER hat die Künstlerin ihre Songs in einen neuen Klang eingewickelt, geschult an Indie-Pop und Folk, aber auch an Soul, Jazz und 70s-Softrock. Das Titelstück besitzt einen eleganten Groove, die akustische Gitarre ist das bestimmende Instrument, Harding singt klar und nah, wie eine britische Folkstimme aus den 70ern.
„Treasure“ verbindet die Kauzigkeit der walisischen Kollegin Cate Le Bon mit einer leichten Tropicala-Brise, „Damn“ erinnert noch einmal die gespenstische Atmosphäre des Debüts: Harding setzt sich ans Klavier, grinst diabolisch, singt wie Nina Simone. Nur, dass am Ende der Ausbruch fehlt, stattdessen ertönen Streicher.
(musikexpress)
Das gebrochene Pathos hat Harding aufgegeben zugunsten konziser Lieder, die manchmal an Victoria Williams und an Beth Gibbons’ Platte mit Rustin Man erinnern – und natürlich an PJ Harvey. Schließlich hat John Parish wieder produziert. Diesmal lässt er Harding den Raum, den ihre beinahe asketisch anmutenden Folk-Oden zum Atmen brauchen, schaltet nur hier und da einen Geister-Chor oder ein Streichquartett hinzu.
Eine trügerische Ruhe liegt über diesen Stücken. Alles bleibt auf das Wesentliche konzentriert. Harding liebt die Kunst der Andeutung, des langsamen Herantastens an ihr Sujet, um sich im letzten Augenblick davon zu distanzieren. Wer nicht genau hinhört, wird nichts mitkriegen von dieser köstlichen Spannung.
(Rolling Stone)
Den intensiven, zurückhaltend instrumentierten und irgendwie aus der zeit gefallenen Folk konnten Harding und ihre Mitstreiter innerhalb von 15 Tagen aufnehmen und in 10 weiteren Tagen abmischen. John Parish (PJ Harvey, Spaklehorse) hat das Album - wie bereits den Vorgänger - produziert. „Designer“ erscheint via Flying Nun Records und wird bei uns über 4AD vertrieben. In Neuseeland kann man das Album in limitierter Auflage auf blauem Vinyl erwerben, in Europa ist die Platte golden.
Brechen nun auch bei Platten vor Gericht goldene Zeiten für Aldous Harding an? Schließlich konnten hier letztes Jahr bei der Endabrechnung auch Soap&Skin und Kathryn Joseph am Ende über allen thronen.
Auf „Designer“ lotet Harding die Möglichkeiten ihrer Stimme neu aus. Das charakteristische Timbre (auf der Bühne kombiniert mit diesem einzigartigen starrenden Blick; es macht ihr schon großen Spaß, ihr Publikum zu verwirren) lässt viele Inkarnationen zu, vom nostalgischen Folk-Flair bis zu chansonesker Grandezza. Auch musikalisch probiert sie viel aus, zeichnet Skizzen, die im nächsten Stück verworfen oder auch weitergeführt werden. Das minimalistische „Pilot“ oder auch „Damn“ basieren auf nicht mehr als zwei Klaviernoten und entwickeln doch Rufus Wainwright’sche Epik und Dramatik. Während „Weight of the Planets“ im Kontrast zu seinem lyrischen Inhalt sanft-Latinesk vor sich hin tänzelt. Und mit „Fixture Picture“ und „The Barrel“ legt Aldous Harding auch noch zwei instant-classic-Hits drauf. Groß.
(Kaput)
Aldous Harding kommt im Herbst erneut nach Deutschland:
18.11.19 München, Kranhalle
19.11.19 Köln, Artheater
20.11.19 Berlin, Heimathafen
26.11.19 Hamburg, Knust
Genauso mau wie der Vorgänger. 5,5 Punkte
AntwortenLöschenIch fand schon den Vorgänger klasse: 8 Punkte
AntwortenLöschenGefällt mir überraschend gut, daher knappe 8 Punkte.
AntwortenLöschen7 Punkte
AntwortenLöschenWie immer bin ich bei Volker. 7 Punkte
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