Molly Rankin, die Sängerin von Alvvays , beschrieb ihre Band treffender und schöner als es jeder andere vermag: If old...

Alvvays - Antisocialites



















Molly Rankin, die Sängerin von Alvvays, beschrieb ihre Band treffender und schöner als es jeder andere vermag: If old people ask, I say it sounds like the Cranberries. If young people ask, I call it jangle pop. If a punk asks, I say it's pop.

Das Zitat stammt aus dem Jahr 2014, als die kanadische Formation ihr Debütalbum „Alvvays“ veröffentlichte, von dem Hauptsächlich die Single „Archie, Marry Me“ hängen blieb. Sporadisch arbeiteten Alvvays seitdem an ihrem zweiten Album, tourten fleißig und tauschten ihren Schlagzeuger aus. 

Mittlerweile steht „ Antisocialites“ in den Plattenläden - mit etwas Glück als limitiertes gelbes Vinyl - und bietet einen abwechlungsreich(er)en Mix aus sanftem Dreampop („Dreams Tonite“, „Already Gone“), eingängigem Indiepop („In Undertow“, „Lollipop (Ode To Jim)“) und schrammeligem Jangle Pop („Plimsoll Punks“, „Your Type“). 

Freunden von Best Coast und Dum Dum Girls (heute) sowie The Hummingbirds und The Primitives (früher) zu empfehlen. 




Den besonderen Reiz macht weiter die Stimme von Sängerin Molly Rankin aus, die die Emotionen immer bewusst ein gutes Stück unterdosiert. In ihrem Gesang findet sich eine Mischung aus kühler Melancholie und trockenem Witz, der sich wohl am ehesten mit dem englischen Begriff »deadpan« greifen lässt. Wie in der Single »In Undertow«, die mit den Zeilen »What’s left for you and me? I ask that question rhetorically« abgeklärt das Ende einer Beziehung verarbeitet, oder im stoisch vor sich hin groovenden »Dream Tonite«, das gerade aufgrund des schlafwandlerischen Gesangs so spannend klingt.(intro)


Auch der Nachfolger "Antisocialites" macht sich die stimmlichen und emotionalen Stärken der Sängerin zunutze, wirkt im Gegensatz zu "Alvvays" aber besser, wenn man das Album in seine Einzelteile zerlegt, statt es als Ganzes zu betrachten. Dann erst entfalten sich Rankins vorgetragene Fantasien vor dem geistigen Auge, dann spürt man ihre Wärme, fürchtet man sich vor ihrer Kälte – und glaubt doch, dass man sie wie eine gute Freundin schon viel länger und besser kennt. Wenn sie sich im entspannt-poppigen "Dreams tonite" aus der Ferne nach jenem sehnt, das unerreichbar scheint, erinnert man sich fast schon gern mit Herzklopfen an die eigene Schulzeit zurück, als der Blick aus dem Bus nur dem großen Schwarm an der Haltestelle galt – und ganz sicher nicht der verhassten Person an seiner oder ihrer Hand.(Plattentests)


Alvvays in Deutschland:
12.09.17 Köln, Blue Shell
13.09.17 Hamburg, Molotow
14.09.17 Berlin, Musik & Frieden

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