Das Durchschnittsalter der Zellen eines erwachsenen Menschen liegt bei sieben bis zehn Jahren, sagt die Wissenschaft. ...

Emily Haines & The Soft Skeleton - Choir Of The Mind




















Das Durchschnittsalter der Zellen eines erwachsenen Menschen liegt bei sieben bis zehn Jahren, sagt die Wissenschaft. Vielleicht stammt daher auch der Mythos, dass beim Menschen alle sieben Jahre eine Veränderung der Persönlichkeit ansteht. Bei Emily Haines sind es wohl eher rund zehn Jahre und dieser Wandel drückt sich in der Veröffentlichung von Soloalben aus. 

Nachdem 1996 ihr Solodebüt „Cut In Half And Also Double“ erschienen war, folgten 2006 „Knives Don’t Have Your Back“ und nun „Choir Of The Mind“. Trotz ihres Nebenprojektes Broken Social Scene, welches kürzlich mit „Hug Of Thunder“ ebenfalls ein neues Album veröffentlichte, fand Haines zwischen September und Oktober 2016 Zeit, um größtenteils allein in den Giant Studios von Metric in Toronto ihre neuesten Kompositionen aufzunehmen. Hilfe erhielt sie dabei von ihrem langjährigen musikalischer Partner James Shaw (Metric) und Scott Minor (Sparklehorse).

Auch stilistisch variieren die drei genannten Alben deutlich. „Choir Of The Mind“ steht zwar der letzten Veröffentlichung von Emily Haines & The Soft Skeleton deutlich näher als ihrer Hauptband Metric, macht aber Abstriche hinsichtlich Bläsern und Streichern und setzt Haines’ Stimme sowie das Piano deutlich in den Mittelpunkt. Nur gelegentlich weichen Emily Haines & The Soft Skeleton von diesem Schema ab und verhindern so, dass sich die 13 Piano-Pop-Songs, die fast eine Stunde laufen, zur Einschlaf-Platte entwickeln.

Hinzuweisen bleibt noch auf a) die Videos zu „Planets“, „Fatal Gift“ und „Statuette“, b) die sich daran anschließenden, recht wohlwollenden Plattenkritiken, c) die nicht existierenden Konzerttermine  in Europa sowie d) die Schallplatte, gepresst auf doppeltes, oranges, 140 g schweres Vinyl.




Im Zentrum steht Haines’ Stimme, die nicht besonders kraftvoll ist, auch nicht glockenklar – aber charakterstark: Bei „Planets“ schwebt sie dahin, beim spartanischen „Strangle In Romance“ kehrt sie zurück, „Wounded“ ist dann beinahe ein Blues, und für das Titelstück zitiert Haines aus einem Gedicht des indischen Mystikers Sri Aurobindo – wer Kate Bush und Tori Amos mag, darf sich darauf freuen. Das beste Stück heißt „Fatal Gift“, wirbelt kontrolliert zu melancholischen Klavierakkorden und klingt dabei wie Broken Social Scene in Sonntagsanzügen.(musikexpress)




Bis auf ein oder zwei Songs mit treibendem Metric-Beat setzt sie wieder an, wo sie damals aufgehört hat, und die Balladen funktionieren immer noch genauso gut. Zugegeben, wer musikalische Innovationen sucht, sollte lieber woanders schauen. Aber die mit ihrer herb-süßlichen Stimme vorgetragene Verwundbarkeit, der besungene Herzschmerz und die selbstbewusste Melancholie transportieren Haines’ innere Welt dicht und empathisch zum Zuhörer. Es würde nicht überraschen, wenn es wieder ein Jahrzehnt dauerte, bis sie nachlegt. Aber »Choir Of The Mind« wird diese Zeit meistern.(intro)




Wenn wie in 'Wounded' mehrere Gesangsspuren überlagert werden, trügt der Schein dieser verhältnismäßigen Opulenz, denn auf "Choir Of The Mind" ist strikte Reduktion oberstes Gebot. Dadurch werden die textlichen Einblicke in Haines' Innenleben umso intimer, denn praktisch die gesamte ökonomisch in Szene gesetzte Instrumental-Peripherie dreht sich einzig um ihre Stimme. Nicht dass die Musik Makulatur wäre; wie angedeutet gefällt dieses zart poppige Treiben theoretisch einer breiten Masse, bloß dass dieser die eine oder andere finstere Textzeile im Hals steckenbleiben könnte."Choir Of The Mind ist mit seinem Piano-Fokus aber weder ein akustisches Tränental noch in irgendeiner Weise negativ. Davon zeugen etwa das besonders minimalistische Titelstück mit seinen reumütigen, aber eben nicht resignierenden Lyrics, und generell der gesangliche Duktus der Schöpferin, die immer ein bisschen wie ein kleines Mädchen klingt, so auch im kurzen 'Irish Exit', dessen Inhalt wohligen Grusel verbreitet, so man ihn auf sich selbst bezieht.(musikreviews)


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