Miya Folick - Erotica Veronica


Es heißt zwar „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“, aber dennoch stelle ich - trotz des Blicks auf das Plattencover - „Erotica Veronica“ heute vor. Denn ich habe Wiedergutmachung bei Miya Folick zu leisten, denn erstens hatte ich ihr zweites Album „Roach“ (2023) einige Monate links liegen lassen und dann zweitens den sich anbahnenden 7,5000-Punktedurchschnitt mit meiner Wertung gesenkt, so dass statt einer möglichen Top 50-Platzierung nur Rang 100 heraus sprang.

„Spiel nicht mit den Schmuddelkindern, sing nicht ihre Lieder“ heißt es es bei Franz-Josef Degenhardt, aber Miya Folick möchte genau dies. Ihre Lieder soll man singen und hören und dazu ist es förderlich, dass ein möglichst breites Spektrum abgedeckt wird. Dieses reicht von lieblichem Pop im Stile Natalie Imbruglias („Erotica“) über flötenden Artpop („Felicity“) und pluckernden Elektropop („Hypergiant“) bis zu sich langsam steigerndem Indierock („Fist“, „Hate Me“, „Love Wants Me Dead“). 

Für den im Vergleich zu den Vorgängeralben etwas rockig-dreckigeren Sound - irgendwie muss ja noch einmal auf das Cover eingegangen werden - sorgte Miya Folick als Produzentin wohl selbst. Insgesamt bietet „Erotica Veronica“ 11 Pop-/Rock-Songs in knapp 42 Minuten. 


 


Wenn sich die neuen Songs zuweilen ein wenig süßlich anhören, dann liegt das nur daran, dass Miyas mädchenhafte Stimme sich für ein solches Setting geradezu anbietet. Die Diskrepanzen zwischen dem gefälligen Schönklang und der Komplexität der Arrangements und der Vielschichtigkeit der Empowerment-Lyrics erschließen sich nämlich erst beim zweiten Hören. Schon alleine das Titelfoto, das Miya in einem Schlammtümpel zeigt, macht deutlich, dass es ihr nicht um den schönen Schein, sondern eher dem Schmutz unter den Fingernägeln der Psyche geht.


 


Und so ist EROTICA VERONICA gleichermaßen eine Platte, auf der die stimmlich Hochbegabte konsequent das Begehren umkreist, wie eine, auf der sie den Electro-Pop ihrer ersten beiden Alben weitestgehend hinter sich lässt.
Stattdessen hört man hier elf ebenso supergriffige wie emotional aufgeladene Songs zwischen smoothem Indie-Pop und tiefschürfendem Indie-Rock, die vor lauter Sehnen regelrecht zu vibrieren scheinen, und dabei mit Anleihen an Alanis-Morissette-Überschwang („La Da Da“) und Cranberries-Düsternis („Love Wants Me Dead“) ein Höchstmaß an Vitalität und Dringlichkeit versprühen. Toll!




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