Japanese Breakfast - For Melancholy Brunettes (& Sad Women)


Japanese Breakfast entwickeln sich zunehmend weiter: 2013 nahm die Songwriterin, Sängerin und Gitarristin Michelle Zauner erste Songs auf und veröffentlichte 2016 mit „Psychopomp“ ihr Debütalbum unter dem Namen Japanese Breakfast. Im folgenden Jahr konnten mit „Soft Sounds From Another Planet“ erste kleine Erfolge in diversen Indie-Charts erzielt werden und wurde durch den Einstig von Craig Hendrix (Schlagzeug), Deven Craige (Bass) und Peter Bradley (Gitarre) aus dem Soloprojekt eine richtige Band. „Jubilee“ führte Japanese Breakfast 2021 dann in die regulären Charts (USA #56 und UK #53), obwohl es erneut über das Indie-Label Dead Oceans veröffentlicht wurde. Zudem konnten sich  Michelle Zauner und ihre Mitstreiter über Grammy-Nomminierungen in den Kategorien Best New Artist und Best Alternative Music Album freuen. 

Für ihr viertes Album ging es nun erstmals in ein professionelles Tonstudio, nachdem alle vorherigen Aufnahmen in Lagerhäusern, Wohnwagen oder Lofts stattfanden. Zudem konnte mit dem Grammy-Preisträger Blake Mills (Fiona Apple, Feist, Perfume Genius, Conor Oberst) ein renommierter Produzent gewonnen werden. 

Ein Grund für überschäumende Freude scheint dies alles für Michelle Zauner nicht zu sein, denn auf „For Melancholy Brunettes (& Sad Women)“ dominieren - der Albumtitel lässt es erahnen - melancholische und traurige Töne: Es gibt Kammerpop zu Streichern und Flöten („Here Is Someone“), Enya-trifft-Disney-Soundtrack-Kitsch („Orlando in Love“), repetitiven Indierock („Honey Water“), Country-Schunkler („Men In Bars“, „Mega Circuit“), zarten Folkpop („Leda“), Indiepop mit Country-Touch im Stile von The Cardigans („Picture Window“), opulenten Sixties-Pop („Winter In LA“) und Dreampop zu Harfenklängen („Magic Mountain“) zu hören. 

Für „For Melancholy Brunettes (& Sad Women)“, das als CD, Kassette und LP (black Vinyl, frosted white silver Vinyl, frosted shadow Vinyl, summer sky splash Vinyl) erhältlich ist, haben Japanese Breakfast also reichlich aufgetischt.


 


Obwohl auf dem Album inhaltlich also ziemlich viele Tränen, Blut, Schweiß und andere Körperflüssigkeiten fließen und eigenartige literarische Referenzen wie „Orlando“ oder Thomas Mann's Zauberberg in „Magic Mountain“ poetisch codiert werden, wird diese thematische Ernsthaftigkeit durch die musikalischen Ambitionen mehr als ausbalanciert. Was auf diesem Album auffällt, ist dass es Michelle Zauner immer besser gelingt, ihre Ideen-Sperrfeuer mit verständlichen Songformaten einzufangen. Während die mit hippiesken Harfen, Streichern und Bläsern augmentierten Dreampop-Songs am Anfang der Scheibe in dieser Hinsicht vielleicht noch zurückhaltend konzipiert sind, sprechen mächtige Big-Music-Tracks wie „Honey Water“ oder „Winter In L.A.“ eine ganz andere Sprache – und „Mega Circuit“ und „Picture Windows“ sind im Prinzip – zwar ambitioniert arrangierte – perfekt inszenierte Pop-Songs. Ohne Frage ist Michelle Zauner mit ihrem Projekt Japanese Breakfast auf dem Besten Weg zum Superstar.




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