Es gibt Neuigkeiten aus dem Hause der US-amerikanischen Indierock Band DIIV: Das fast vierjährige Basteln an ihrem vierten Album „Frog In Boiling Water“ hätte fast zur Trennung der Band geführt, lieferte aber letztendlich den Startschuss zu mehr demokratischen Entscheidungen innerhalb des Quartetts. So gab Frontmann und Bandgründer Zachary Cole Smith erstmals die Produktions-Zügel komplett aus seinen Händen: Die Wahl fiel auf Chris Coady, der schon mit zahlreichen Indierock Bands zusammen arbeitete (Yeah Yeah Yeahs, TV On The Radio, We Are Scientists) und sich auch im Dreampop/Shoegaze-Umfeld (Beach House, Slowdive) zuhause fühlt.
Vor allem letzteres hört man auf „Frog In Boiling Water“ deutlich heraus, denn so viel My Bloody Valentine gab es im Sound von DIIV bisher nicht zu entdecken. Herrlich, wie an diversen Stellen dem leiernden Sound von „Loveless“ nachgespürt wird („Little Birds“, „Soul-Net“). Dazwischen gibt es hypnotischen Dreampop („Everyone Out“) oder an Swervedriver erinnernden monolithischen Indierock („Reflected“).
Sowohl der Albumtitel als auch die Themen der Platte beziehen sich auf "The Boiling Frog" in Daniel Quinns 1996 veröffentlichten philosophischen Roman „The Story of B.“. Die Band erklärt: "Wenn man einen Frosch in einen Topf mit kochendem Wasser wirft, wird er natürlich verzweifelt versuchen, herauszuklettern. Legt man ihn jedoch behutsam in einen Topf mit lauwarmem Wasser und dreht die Hitze auf niedrig, wird der Frosch in eine ruhige Stupor versinken, genau wie einer von uns in einem heißen Bad, und bald wird er sich mit einem Lächeln im Gesicht widerstandslos zu Tode kochen lassen".
Nachdem die ersten drei Alben von DIIV bei Captured Tracks veröffentlicht wurden, erschien das 10 Song starke „Frog In Boiling Water“ nun bei Fantasy Records, und zwar als CD und LP (black Vinyl, green Vinyl, clear Vinyl, white opaque Vinyl).
DIIV in Deutschland:
18.11.24 Berlin, Astra Kulturhaus
19.11.24 München, Technikum
14.12.24 Köln, Die Kantine
Was bei DIIV allerdings keineswegs unbeweglich bleibt, sind die Gitarren, die wieder einmal in bester My-Bloody-Valentine-Manier sägen, kratzen, bohren, wirbeln – und damit direkt den von verhalltem Drumcomputer durchsetzten Opener "In amber" von den Füßen reißen, ehe sich am Ende einzelne Leuchtsignale durch die Saitenfluten kämpfen. Erst "Raining on your pillow" lockert das Feedback zugunsten eines weniger dichten Goth-Rock-Perlens auf, das die Stimmung aber natürlich auch nicht weiter nach draußen als bis zum Friedhofsrand trägt. Heller als grabsteingrau wird's bei DIIV nicht.Der Titeltrack zieht im Anschluss zumindest das Tempo an, während Smith seine meistens im Krach untergehenden Vocals zu einer erstaunlich klaren Melodie und den Song damit zum größten Hit des Albums formt. "Somber the drums" fährt zwar keinen Refrain, dafür aber eine ähnlich zugängliche Gitarren-Hook auf – kann damit aber auch nicht verhindern, mittendrin von Samples heimgesucht fast den Verstand zu verlieren. Wie es bei solchen Düsterwerken oft der Fall ist, dauert es bis zum letzten Song, bis "Frog in boiling water" der Hoffnung doch einmal Raum zur Entfaltung lässt.
7,5 Punkte
AntwortenLöschen7 Punkte
AntwortenLöschenFür mich ihr bisher bestes Album. 8 Punkte
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