Ein Album, mit dem ich nie gerechnet hätte, denn die einzigen beiden Soloalben von Bernard Butler („Peolpe Move On“ und „Friends And Lovers“) stammen aus den Jahren 1998 und 1999.
Zwar hat der frühere Suede-Gitarrist danach auch noch Musik veröffentlicht - zwei (weitere) Alben mit David McAlmont, eins mit Brett Anderson unter dem Namen The Tears und jeweils eins mit Catherine Anne Davies sowie Jessie Buckley - aber eins hatten alle diese Platten gemeinsam: Butler hat nicht selbst gesungen. Statt dessen hat er sich in den drei Jahrzehnten seit seinem Ausstieg bei Suede hauptsächlich als Produzent, Songwriter und Studiomusiker einen Namen gemacht, so beispielsweise für Heather Nova, The Veils, Pet Shop Boys, Duffy oder The Libertines.
Jetzt gibt es also, nach 25 Jahren, ein neues Soloalbum namens „Good Grief“ und vielleicht hätte man dieses doch erahnen können, denn Butler hatte seine ersten beiden Soloalben vor wenigen Jahren wiederveröffentlicht, jedoch mit neu aufgenommenem Gesang.
Ausschlaggebend dafür war ein Experiment, das vor fünf Jahren begann und in dem sich Butler einen Proberaum in der Londoner Holloway Road mietete und jeden Mittwoch Nachmittag nur mit einer Gitarre, einem Mikrofon und einem Verstärker betrat, um sich an seine alten Songs zu erinnern, diese zu spielen und singen. Im Verlauf von Wochen und Monaten experimentierte er mit den Liedern und seinem Gesang, nahm sich dabei auf und fühlte sich nach und nach wohler in seiner Haut und mit seiner Stimme. So begann er auch wieder, Songs für sich selbst zu schreiben und solo aufzutreten.
Wunder darf man jedoch stimmlich auf „Good Grief“ keine erwarten. Auch wenn Butlers Stimme durch das Alter gereift und rauer wirkt, so würde niemand nach dem Hören der 9 Songs auf die Idee kommen, ihn als begnadeten Sänger zu bezeichnen. Vielleicht könnten Vergleiche zu Bob Dylan gezogen werden…
Selbstverständlich gibt es wieder zahlreiche Songs mit opulenten Streicher- und Bläserarrangements (beispielsweise auf „Camber Sands“, „Deep Emotions“ oder „Pretty D“) und gleich den hymnenhaften Opener „Camber Sands“ könnte ich mir - nach dem Einbau von ein paar Bibelzitaten oder „Oh Lord“s - gut als Nick Cave Lied vorstellen. Während „Living The Dream“ den Bereich Folkrock abdeckt, ist „Preaching To The Choir“ die folkige Ballade zur Akustikgitarre. Die von Butler vielleicht erwarteten Gitarrensoli gibt es ebenfalls an der ein oder anderen Stelle zu hören („The Forty Foot“, „London Snow“).
„Good Grief“ erscheint über sein neu gegründetes Label 355 Recordings als LP (black Vinyl, silver Vinyl, golden Vinyl).
Keine Gefahr, das Album mit einem Suede-Werk zu verwechseln. 7 Punkte
AntwortenLöschen6 Punkte
AntwortenLöschenIch lande auch bei 7 Punkten.
AntwortenLöschenDa ist schon ein kleiner Fan-Bonus inkludiert: 7 Punkte
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