Bei jedem neuen Album von Isobel Campbell überlege ich zwangsläufig, welche Lieder das zuvor veröffentlichte Album von Belle & Sebastia...

Isobel Campbell - Bow To Love


Bei jedem neuen Album von Isobel Campbell überlege ich zwangsläufig, welche Lieder das zuvor veröffentlichte Album von Belle & Sebastian verbessert hätten. Für „Bow To Love“ und „Late Dvelopers“ (2023) würde dies auf das Nick Drake mäßige „Do Or Die“ sowie das elektronisch angehauchte und mit einem „Tigermilk“-Hauch versehene „4316“ zutreffen.

Das Album bietet auf 13 Songs vorrangig sanften, schlicht arrangierten Folk, der durch gelegentliche Brüche nicht langweilig wird, zum Beispiel textlich, wenn die Schottin gleich im Refrain des Openers „Everything falls apart, You son of a bitch, Quit stepping on my heart, You son of a bitch“ säuselt. Musikalisch spannend ist „Take This Poison“ geraten, das Campbell a capella zu einem permanent wabernden Ton mit gelegentlichen Klick-Geräuschen vorträgt, den Gegenpol bildet das anschließende, einlullende „Om Shanti Om“, bei dem nur diese Worte über viereinhalb Minuten ständig wiederholt werden. 

Isobell Campbell veröffentlichte noch als Mitstreiterin von Stuart Murdoch zwei Alben unter dem Namen The Gentle Waves, zudem gibt es drei Platten mit dem 2022 verstorbenen Mark Lanegan und nun vier Soloalben.
Bow To Love“ ist als CD und LP über Cooking Vinyl erschienen, der CD liegt ein zweiter Silberling mit einer französisch sprachigen Fassung des Albums bei, die limitierte Schallplatte gibt es auf yellow Vinyl.  


  


Campbell spiegelt auf BOW TO LOVE vermehrt globale Krisenstimmungen im Persönlichen, sieht die Welt am Scheideweg, „at the end of the road“, wie es zum ätherischen Folk von „Saturdays Son“ heißt – und begegnet all dem mit überbordender musikalischer Schönheit im Zeichen der Liebe. „It’s nothing wrong / Carry on / Sing my song“, fordert sie uns im sanft getupften „Keep Calm Carry On“ auf.
Und wer möchte da nicht Folge leisten, nachdem sie einen zu diesem Zeitpunkt längst in einen Kokon eingesponnen hat, dessen filigrane Fäden mal aus Streicherwogen und Kontrabassschwingungen im Geiste Nick Drakes („Do Or Die“), mal aus zuckerwattiger Twee-Pop-Psychedelik („4316“), mal aus beglückend harmonischen Entschleunigungszaubereien („­Dopamine“) bestehen. Gegen Ende dann tatsächlich noch das Mantra des absoluten inneren Friedens als Song („Om Shanti Om“) und zum Finale ein hauchzartes Dire-Straits-Cover, dessen titelinhärente Frage man sich nach dem Genuss dieser dreizehn Stücke durchaus stellen darf: „Why Worry“.




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