Auf der Menukarte in John Grants Diner stehen funky („All That School For Nothing“) und groovy („Meek AF“) Elektropopsongs mit 80ies Touch (...

John Grant - The Art Of The Lie


Auf der Menukarte in John Grants Diner stehen funky („All That School For Nothing“) und groovy („Meek AF“) Elektropopsongs mit 80ies Touch („It’s A Bitch“) sowie emotionale, dramatische Balladen („Daddy“) und ambientartigen Alternative Rock („The Child Catcher“, „Laura Lou“). Dazu serviert der 55-jährige US-Amerikaner persönliche sowie politische Texte, die von Kindheitstraumata bis zur angespannten Situation der Vereinigten Staaten am Rande des Abgrunds reichen.

The Art Of the Lie“ ist das mittlerweile sechste Soloalbum von John Grant, der zudem sechs Platten mit The Czars sowie zwei mit Creep Show vorweisen kann. Das Album bietet 11, teils ausladende Songs in 61:45 Minuten, wurde von Ivor Guest (Beyoncé, Grace Jones) produziert und ist als CD, Kassette und Doppel-LP (black Vinyl, pink Vinyl) über Bella Union erschienen.
 
John Grant in Deutschland:
06.11.24 Köln, Kulturkirche
07.11.24 Berlin, Columbia Theater


 


Natürlich gibt es auch auf dieser zwischen Dancefloor-Drive und cineastischer Melancholie pendelnden Platte großartige Songs – das von der schottischen Sängerin Rachel Sermanni veredelte Drama Mother And Son etwa, das quirlige Synth-Groove-Stück It’s A Bitch, der gruselige Siebenminüter The Child Catcher (mit epischem Prince-Gitarrensolo von Dave Okumu). Man könnte auch resümieren, dass John Grant mit The Art Of The Lie sein Schaffen der vergangenen eineinhalb Dekaden nochmal bündig zusammenfasst. Dennoch bleibt ein Beigeschmack, dass dieser seit langem im toleranten Island lebende Musiker sein riesiges Potenzial hier nicht abruft.

Und dann ist da noch eins: Für jemanden, der ein so guter Sänger wie John Grant ist, werden Voice-Effekte (Autotune und Vocoder) geradezu verschwenderisch benutzt. Warum denn nun das? Vermutlich ist das der Trick, der dieses Album gerade erst möglich gemacht hat. Weil es so unfassbar intim und privat ist, dass die künstliche Verbiegung der Gesangsstimme genau das notwendige Maß an Brechtscher Verfremdung und Seelenimprägnierung leistet, damit es eben nicht in totalen Kitsch und Pathos umkippt. Was am Ende bleibt, ist eine Gewissheit: Hier lebt einer ein Leben, das höchste Höhen und tiefste Tiefen kennt. Und der es bisher geschafft hat, diese Zerreißprobe zu meistern und daraus Kunst zu machen.




3 Kommentare:

  1. Sein bestes Album seit "Grey tickles, black pressure" und vielleicht sogar seit "Pale green ghosts". 8 Punkte

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  2. Gäbe es doch die Disco-Funk-Songs nicht... 6,5 Punkte

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