Passend zum Konzept hat Tobias Siebert auf Konzerten als And The Golden Choir vor dem eigenen Auftritt eine von ihm ausgewählte Schallplatte aufgelegt und eine komplette Seite vorgespielt. Beim Tourauftakt von Klez.e letzte Woche in Köln hatte er Das Feuilleton dabei, was auch passend war, denn das Leipziger Trio spielt lärmenden, schroffen Post-Punk mit vieldeutigen deutschen Texten und ihr Debütalbum wurde von Siebert aufgenommen. Robert Amarell (Gesang, Gitarre, Bass), Michael Büschelmann (Gitarre) und Julius Kraft (Schlagzeug) spielten zwar nicht chronologisch eine Plattenseite, boten aber doch einige Songs aus „Ab morgen bin ich unpolitisch“, welches erst am folgenden Tag veröffentlicht werden sollte, dar.
„Seemann“ klingt mit seinem metallischen Noise schön nach Einstürzende Neubauten, „Stimme“ und „Wolf“ sägen an den Nerven, weshalb Die Nerven als weitere Referenz herhalten dürfen.
Hier sind feine Details im dicht nebligen Sound verwoben, und dabei dürfen alle Bestandteile glänzen: die schneidende Gitarre, der coole Bass, das vielschichtige Schlagwerk. Zum Beispiel bei jenem metallischen Dengeln, das sich durch erwähnten "Seemann" zieht, während die Gitarren stoisch ihre maschinenhaften Rhythmen voranschieben. Der plötzliche Schönklang, der aus "Schweinehälften" tatsächlich ein romantisches Liebeslied macht. Das angenehme 90er-Gefühl im Indie-Rock-Song über die menschlichen Riesenechsen. Oder die kleinen Synthie-Sprengsel im minimalistischen "Wolf". Und natürlich ist der Albumtitel nicht platt als Lebensmotto zu betrachten. Unpolitisch zu sein, das geht doch als denkender und fühlender Mensch heutzutage gar nicht mehr. Aber ruhig mal nachdenken, bevor man seiner "Stimme" Ausdruck verleiht, denn Worte haben Kraft, wie ein weiser Mann namens Farin U. einst sagte. Oder eben so: "Alles verändern können die Buchstaben, egal, ob auch stimmt, was sie sagen.“
Axel gibt 7
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