Dan Boeckner hat bereits fünf Alben mit Wolf Parade veröffentlicht, hinzu kommen zahlreiche weitere Bands und Projekte: drei Platten lieferte er mit dem Nebenprojekt Handsome Furs (gemeinsam mit seiner Frau Alexei Perry) ab, jeweils eine unter den Namen Atlas Strategic, Operators sowie Divine Fits (zusammen mit Britt Daniel von Spoon). Zwischenzeitlich fand der Kanadier auch noch Zeit für Podcasts sowie Aufnahmen / Tourneen mit Arcade Fire. Und natürlich sein erstes Soloalbum, das diesen Monat über Sub Pop Records veröffentlicht wurde!
Durch die Zusammenarbeit mit dem Produzenten Randall Dunn (Sunn O))), Anna von Hausswolff, Marissa Nadler, Algiers) fühlte sich Boeckner angeregt, einige unterdrückte musikalische Triebe, wie okkulte Synthesizer, Pseudo-Metal, Krautrock und schwere Psych-Einflüsse, in seine Musik einfließen zu lassen. Das klingt nun obskurer, als es das Ergebnis tatsächlich ist, denn „Boeckner!“ bietet von düsteren Synthesizer-Sounds geprägten, eingängigen Alternative Rock, an dessen Umsetzung auch der Schlagzeuger Matt Chamberlain (Studiomusiker für Pearl Jam, Tori Amos, Garbage oder Fiona Apple) und der Medicine-Gitarrist Brad Laners beteiligt waren. Bei der Beschreibung dieses Albums greift Dan Boeckner auf auf die eingangs erwähnten Bands zurück: „Diese Platte ist wie eine Autobiografie - strategische Musik aus Atlas, konkrete Synthesizer-Explosionen, üppiges Synthesizer-Zeug von Operators, die Noise-Gitarre von Handsome Furs, Einflüsse von Stockhausen bis Tom Waits, alles zur gleichen Zeit.“
„Boeckner!“ kommt mit 8 Songs und 32 Minuten Musik aus und ist als CD und LP (opaque marbled peach Vinyl, Jalapeño green Vinyl) erhältlich.
Denn auch, wenn es neben dem drohenden Verlust angebeteter Menschen genauso spukige Erscheinungen im eigenen Spiegelbild oder postapokalyptische Innenstadt-Szenarien verhandelt, ist "Boeckner!" vor allem eins: ein jubilierendes, die Zähne zeigendes Indie-Pop-Wunderwerk, das große Harmonien zur Schau stellt, in einem Moment beinahe zu Tränen rührt und im nächsten zackig auf die elektronische Pauke haut. Besonders "Wrong" macht in dieser Hinsicht den Lauten, lässt breitbeinige Gitarren schmirgeln und die Rhythmen so betrommelt zischen und dengeln, als wäre Martin Hannett einst angetütert ins Drum-Setup von Joy Divisions "She's lost control" gerauscht. Mit dem Unterschied, dass Boeckner und Mannschaft jederzeit alles im Griff haben – und einen Haufen toller Songs in der Hinterhand.
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