Das Bestreben, den klanglichen Welten von Björk nachzuspüren, ist deutlich zu vernehmen: die Beats holtern und poltern, dazu Streicher (oder Keyboards, die Streicher imitieren oder diese ersetzen) und der hauchende, kieksende, purzelnde und oftmals verschachtelte Gesang mit ähnlicher Stimmfarbe. Nur der niedliche isländische Akzent fehlt. Kein Wunder, schließlich stammt Glasser alias Cameron Mesirow aus Boston, Massachusetts.
Einige Lieder könnte man sogar recht gut einzelnen Björk Alben zuordnen: „Vine“ könnte sich gut auf „Homogenic“ verstecken, „Easy“ passt hervorragend zu „Post“, „Thick Waltz“ umweht ein „Vespertine“-Hauch und das abschließende „Choir Prayer“ würde das vokale Konzept von „Medúlla“ nicht überstrapazieren.
Selbstverständlich ist hier nicht alles Björk-Mimikry! „Ophrys“, „Drift“ oder „Clipt“ bieten eher zeitgenössischen, künstlerischen Elektropop und könnten in einer Playliste gut zwischen Aurora und Austra laufen.
„Crux“ ist nach „Ring“ (2010) und „Interiors“ (2013) das dritte Album von Glasser und wurde am 6. Oktober über One Little Independent Records als CD und LP (black Vinyl, dark green Vinyl) veröffentlicht.
Bei der neuen Songsammlung ging es dann "vor allem um die Bedeutung von Kreativität und Schreiben während der Heilung, und auf individueller Ebene darum, den Blick nach Innen zu richten und darum, auf diese Weise die eigene Trauer, Angst und Unsicherheit zu untersuchen" - so heißt es in der aktuellen Bio. Ergo ist dieses Album thematisch dann sogar noch introspektiver ausgerichtet, als das "Interiors"-Album - wobei Glasser diese Themen intuitiv über den Gebrauch der Sprache und des Klangs des Gesangs verarbeitet. Interessanterweise ist das musikalisch ganz anders, denn obwohl die Basis der Glasser-Songs immer noch elektronische Klanglandschaften sind, kommen durch die neu gewonnenen Erkenntnisse durch das Studium der Gesangstechniken des Balkans in Hinsicht auf melodische und harmonische Bestandteile - und in einigen Fällen auch die Hinzunahme organischer, folkloristischer Elemente (wie z.B. in Songs wie "Clipt", "Ophyrs" oder "Choir Prayer" im Stile der Voices Of Bulgaria) ganz neue Dimensionen hinzu. "Crux" ist demzufolge eine interessante Synthese aus introvertierter Nabelschau und extrovertierter musikalischer Expansion geworden.
8 Punkte
AntwortenLöschen7,5 Punkte.
AntwortenLöschenIch kann gut bis zu 7 Punkte mitgehen.
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