Es benötigt nur 8 Sekunden, in denen Sufjan Stevens kurz einatmet, mit einer sanften Piano-Melodie einsetzt und „Goodbye Evergreen, You Kno...

Sufjan Stevens - Javelin


Es benötigt nur 8 Sekunden, in denen Sufjan Stevens kurz einatmet, mit einer sanften Piano-Melodie einsetzt und „Goodbye Evergreen, You Know I Love You“ haucht, um zur Erkenntnis „Wir dich auch, Sufjan“ zu gelangen. 

Überlange Ambient-Space-Ergüsse („Convocations“, 2021), mediokre Kollaborationen („A Beginner’s Mind“, 2021, und „Aporia“, 2020) und ein Elektropop-Album („The Ascension“, 2020) sind schnell verziehen, denn „Javelin“ ist endlich der würdige Nachfolger für „Carrie & Lowell“ (2015)*.

Ganz kurz versetzt uns Sufjan Stevens auf seinem (irgendwie) zehnten Studioalbum zwischendurch einen „The Age Of Adz“-Elektro-Schock („Goodbye Evergreen“, „Genuflecting Ghost“), aber nur, um dann zum bezaubernden Folk- und Kammerpop zurückzukehren. 

Gestaltung des Plattencovers (naja), Songwriting, Produktion, Gesang, Instrumente: alles lag diesmal in den Händen von Sufjan Stevens - mit kleineren Ausnahmen: Nedelle Torrisi singt auf „A Running Start“ mit, Bryce Dessner spielt Gitarren auf dem über 8-minütigen „Shit Talk“, das abschließende „There’s A World“ stammt aus der Feder von Neil Young und auf nahezu allen Songs becirct uns der Chorgesang von Hannah Cohen, Megan Lui und Adrienne Marie Brown.

Javelin“ ist als CD und LP (Seaweed Ocean Blast Vinyl, Lemonade Vinyl und black Vinyl) ab morgen erhältlich (inkl. einem 48-seitigen Büchlein mit Kunstwerken und Essays, welche die 10 Songs begleiten). 


* welches der würdige Nachfolger von „Illinois“ (2005) war, welches der würdige Nachfolger von „Seven Swans“ (2004) war.


„Javelin“ ist weniger dramatisch und konzeptuell geschlossen als „Carrie und Lowell“, dafür aber vielleicht das Album, das alle Facetten des Musikers am besten zusammenfasst: Der zarte Folkbarde dominiert die Anfänge der Songs, ehe Elektronik durchbricht wie die Sonne durch Wolken. Wie auf seinen frühen Staaten-Alben wird Stevens’ unverkennbare Stimme immer wieder von einem sanften Frauenchor getragen. Und textlich erinnert er uns wieder daran, dass er wie niemand anderes die Liebe als religiöse Erfahrung fühlbar machen kann – und umgekehrt. „Javelin“ ist nicht unbedingt Stevens’ Opus magnum, aber das Album, das ein- für allemal die Frage beantwortet: „Wie klingt Sufjan Stevens?“









4 Kommentare:

  1. Wieder einmal toll. Knapp 8,5 Punkte

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  2. Als großer Fan der (halbwegs) ersten Stunde frage ich mich immer wo mich Sufjan irgendwann so ein bisschen verloren hat. Schon "Carrie & Lowell" konnte mich damals nicht so vollends überzeugen (auch wenn ich damit ziemlich alleine war), und auch "Javelin" packt mich (noch) nicht, so wie ich es mir wünschen würde.
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