Für unseren frankophilen Plattenrichter Olivier gibt es am Wochenende gleich einen Doppelpack.  Für Wes Andersons Film „The French Dispatch“...

Jarvis Cocker - Chansons d'Ennui Tip-Top


Für unseren frankophilen Plattenrichter Olivier gibt es am Wochenende gleich einen Doppelpack. 

Für Wes Andersons Film „The French Dispatch“ lieh Jarvis Cocker dem Schauspieler Bruno Delbonnel, der den französischen Pop Star Tip-Top verkörpert, seine Stimme. Der Song „Aline“, im Original 1965 als Single von Christophe erschienen, taucht auch im Soundtrack des Films auf und wurde für „Chansons d'Ennui Tip-Top“ gleich um 11 weitere Coverversionen ergänzt. 


 


Und so hören wir Jarvis Cocker, der mehrmals in Paris lebte, die französische Sprache aber wohl nie lernte, Songs interpretieren, die ursprünglich von Serge Gainsbourg („Requiem pour un con“), Françoise Hardy („Mon ami la rose“) oder Brigitte Bardot („Contact“) gesungen wurden. 

Aufgenommen wurde das sich zwischen French Pop und Chanson bewegende Album gemeinsam mit den Musikern des Projektes JARV IS…, das uns erst im letzten Jahr „Beyond The Pale“ bescherte. Erwähnt werden sollte auch noch Lætitia Sadier, die auf „Paroles, Paroles“ mit Jarvis duettiert:


 


Wie klingt es also, wenn eine Ikone des Britpop sich am französischen Kulturgut vergreift?
Kurze Antwort: Es klingt so typisch nach Jarvis Cocker, dass es kaum zu glauben ist. Seine stets leicht überzeichnete Stilistik, das scheinbar unerschütterliche perfomerische Selbstbewusstsein, die über sich selbst lächelnde Arroganz – alles ist da. Schon im Opener Dans Ma Chambre kommen die großen Gesten. Und es fällt auf: Der Brite ist kein Naturtalent in französischer Aussprache, aber darum geht es eigentlich auch nicht. Der Orgelopener des Originals vom Darida wurde sogar noch ausgebaut, Cockers Stimme legt sich dramatisch vor das rhythmische Treiben der Band. Eine Dramatik, die auch in der Neuinterpretation von Mao Mao zu finden ist, das jedoch im starken Kontrast mit leicht schräger Flöte und marschigem Rhythmus fast schon punkig klingt. Auch Les Gens Sont Fous, Les Temps Sont Flous hat diese rotzige junge Energie, die dem Album gut steht. Cockers typisch verwegene Sexyness kommt in Amour, Je Te Cherche zum Vorschein. Vor Streichern sinniert er, nahezu flüsternd, ein Saxophon und Frauen-Vocals im Hintergrund über die Liebe. Emotional ist das nicht, aber verdammt unterhaltsam.

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