Nach dem Gesetz der Regel hätte dieses Jahr ein neues Studioalbum von Depeche Mode erscheinen müssen, denn seit „Songs Of Faith And Devotion...

Dave Gahan And Soulsavers - Imposter


Nach dem Gesetz der Regel hätte dieses Jahr ein neues Studioalbum von Depeche Mode erscheinen müssen, denn seit „Songs Of Faith And Devotion“ (1993) halten sich Martin Gore, Dave Gahan und Andy Fletcher an ihren Vier-Jahres-Veröffentlichungs-Zyklus. 2021 wird - Pandemie oder Spannungen innerhalb des Trios bedingt - eine Ausnahme von der Regel bilden.

Statt dessen nutzte Dave Gahan die Zeit, um mit Rich Machin und Ian Glover ihr drittes gemeinsames Album aufzunehmen. Wie beim Vorgänger „Angels & Ghosts“ (2015) erscheint auch „Imposter“ als Dave Gahan & Soulsavers. Das sorgt vermutlich für mehr Aufmerksamkeit, denn die erste Kooperation, „The Light The Dead See“, war 2012 nur unter dem Namen Soulsavers veröffentlicht worden. Anders als bei den beiden vorherigen Platten, konzentrierte man sich nun auf das Interpretieren von Fremdkompositionen.

Bob Dylan („Not Dark Yet“) und Neil Young („A Man Needs A Maid“) werden in solchen Fällen ziemlich regelmäßig von anderen Musikern ausgewählt, die Abwesenheit eines Songs von David Bowie erstaunt hingegen. Mark Lanegan („Strange Religon“), PJ Harvey („The Desperate Kingdom Of Love“) und Cat Power („Metal Heart“) stehen stellvertretend für den Alternative Rock der letzten zwei Jahrzehnte und überraschen bestenfalls hinsichtlich der ausgesuchten Lieder, von denen keines eine Single war. Bekannter ist da definitiv „Always On My Mind“, das schon oftmals neu interpretiert wurde. Älter sind „Smile“ (Nat King Cole) und „Lilac Wine“ (Eartha Kitt), die aus den 50er Jahren stammen. Während sich die Songs auf „Imposter“ größtenteils im Bereich balladesker Alternative Rock mit hohem Gospel-Anteil bewegen, fällt der Blues-Rocker „I Held My Baby Last Night“ (Elmore James) komplett aus dem Rahmen und entführt uns besagtes „Smile“ in eine schummrige Bar mit Piano-Musik. Als Fan von Dave Gahan oder Anhänger von Coverversionen zaubert einem „Imposter“ ein Lächeln aufs Gesicht. 


 


(…) Hinzu kommen Coverversionen von Cat Powers „Metal Heart“ oder PJ Harveys „The Desperate Kingdom Of Love“, die im Original kaum zu schlagen sind. Man kann darüber streiten, ob es Gahan gelungen ist, einen oder mehrere dieser Songs zu verbessern. Viel interessanter ist es, das Album als Ganzes zu betrachten: Mit Ausnahme des Testosteron-Ausbruchs „I Held My Baby Last Night“ ist IMPOSTER eine Inspektion der Schattenseiten der Liebe und des Lebens.
Zumeist ist es dunkel und es regnet, und Dave Gahan fühlt sich in dieser Pop-Noir- Welt sehr wohl. Jede Wette, dass Martin Gore, eigentlich der Melancholiker bei Depeche Mode, nach dem Hören dieser Platte Lust hat, seinem Sänger ein paar neue zartbittere Songs an die Hand zu geben. Sollte das kommende Depeche-Mode-Album die Kreativkrise der Band beenden, hat IMPOSTER daran einen großen Anteil.


5 Kommentare:

  1. Da ich beim Anhören der Platte öfter an die Weeping Willows denken musste: Die haben heute ein Winter-/Weihnachts-Album veröffentlicht. Falls es jemanden interessiert.

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  2. Zwischen sehr schön und ziemlich nervig. Die besseren Momente überwiegen leicht.

    6,5

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  3. Stellenweise ein Phänomen: Langweilig und enervierend zugleich. 5,5 Punkte

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  4. Hätte ich so nicht gebraucht. 6 Punkte

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