Platten vor Gericht
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Ich stelle mir immer vor, dass sich die kanadische Band nach einem Song der Stone Roses benannt hat. Zieht man jedoch die kulturellen Wurzeln des Gründers und Frontmanns Rishi Dhir hinzu und beachtet, dass sein eigens Label Elephants On Parade Records heißt, ist diese Vermutung vielleicht nicht ganz naheliegend. Zumindest die Liebe von Elephant Stone zum Psychedelic Pop und Rock der späten 60er und frühen 70er Jahre dürfte als gesichert gelten.  

Auf diesen Pfaden trampeln die Elefanten auch auf „Hollow“, ihrer fünften Platte seit der Gründung 2009. Sitar-Wahnsinn, heavy Gitarrenriffs und Kinderchorgesang haben Elephant Stone zu bieten und dies innerhalb von zwei Minuten („Land Of Dead“, „Keep The Light Alive“). Überhaupt scheinen sie die zweite Plattenhälfte von „Abbey Road“ mehrmals gehört zu haben, denn auch auf „Hollow“ laufen vier Titel innerhalb von knapp sechs Minuten ineinander. Ein George Harrisson-Gedächtnis-Gitarrensolo inklusive. Vermutlich ist dies auch der liebste Beatle von Rishi Dhir, der auch schon für Beck oder The Brian Jonestown Massacre Sitar spielte, da „Harmonia“ deutlich auf den Spuren von „Within You Without You“ wandelt. Im Verlauf der Platte dürfen auch die Synthesizer ausgepackt werden („The Clampdown“, „Fox On The Run“) und gegen Ende wartet mit „House On Fire“ der heimliche Hit des Albums.

„Hollow“ ist als CD, Kassette und LP (schwarz oder pink) erhältlich. 






Die Platte präsentiert sich dementsprechend mit einer Dramaturgie ausgestattet. Die A-Seite („The Beginning“) arbeitet mit kurzen Songfetzen. Oftmals sind diese Tracks nicht länger als eine Minute und präsentieren kurze Skizzen. „Land of Dead“ zeigt eine krasse Abkehr vom bisherigen Stil und bietet Prog-Psych-Metal im Stile von King Gizzard & The Lizard Wizard an.
Über weite Strecken haben wir aber den zugänglichen Psych mit Sitar-Einsatz, den wir gewöhnt sind und der auch wieder schön funktioniert. „Keep the Light Alive“ bindet zudem einen Kinderchor sehr annehmbar ein.
Elephant Stone reichen uns die Hand und trösten uns. Hinfort, Traurigkeit. Auch das Ende der Welt ist nicht das Ende der Welt.
Wir heben sanft mit „Harmonia“ ab. Das Sitarspiel von Rishi Dhir, das die Band so einzigartig macht, ist hier dominant.
Mit „I See You“ stehen wir dann mitten in einem gefälligen Indie Rock-Track, der leicht melancholisch angehaucht wird. Allgemein fällt die B-Seite („The Ending“) etwas nachdenklicher aus, serviert uns mit „Fox on the Run“ etwa einen zurückhaltenden Elektro-Track. „House on Fire“ darf dafür noch einmal losrocken.
(Reverb Is For Lovers)









10 Fakten zum neuen Album von Grimes:

1. „Miss Anthropocene“ war ursprünglich als „Miss_Anthrop0cene“ angekündigt worden und erscheint 4 Jahre, 3 Monate und 15 Tage nach seinem Vorgänger. Im fast gleichen zeitlichen Rahmen hatte Grimes zuvor vier Alben veröffentlicht: „Geidi Primes“ (2010), „Halfaxa“ (2010), „Visions“ (2012) und „Art Angels“ (2015).

2. Der Albumtitel ist ein Wortspiel mit „Misanthropie“ (= die Sichtweise einer Person, die Menschen hasst oder deren Nähe ablehnt) und dem Begriff „Anthropozän“, das des Zeitalters benennen soll, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist. Das Album hat ein loses Konzept über unterschiedliche Göttinnen, die auf unterschiedliche Art und Weise die Zerstörung der Erde verantworten. 




3. Die kanadische Musikerin Claire Elise Boucher ist auch für das visuelle Konzept ihres Alter Egos Grimes verantwortlich. Sie führt Regie bei den Videos und gestaltet mit zahlreichen kreativen auch die Plattencover selbst. Auf dem von „Miss Anthropocene“ sieht man die Erstellung der namensgebenden Göttin mithilfe eines futuristischen Programms. Die Deluxe Edition des Albums erscheint auch mit einer Variation des Covers:



4. „Miss Anthropocene“ ist als CD und LP erschienen. Die japanische Version der CD erscheint im Digisleeve mit Bonus-Track („We Appreciate Power“). Die LP gibt es zudem in limitiertes Auflage (opaque white Vinyl).




5. Die CD und die LP unterscheiden sich bei drei Songs hinsichtlich der gewählten Mixe: Während „So Heavy I Fell Through the Earth“, „My Name Is Dark“ und „Idoru“ auf dem Silberling im Art Mix zu hören sind, gibt es auf Vinyl jeweils den Algorithm Mix. Wer zur digitalen Deluxe Edition greift erhält beide Mix-Versionen, zudem „Violence“ im Club Mix als auch den oben erwähnten japanischen Bonus Track. So werden aus den ursprünglichen 44:40 Minuten dann 67:08 Minuten.

6. Grimes hat alle Titel komponiert und produziert. Dabei erhielt sie bei einzelnen Songs fachmännische Unterstützung von z.B. Dan Carey (Fontaines D.C., Kate Tempest, Bat For Lashes).

7. Grimes hat sich mit ihrem Label 4AD überworfen, so dass „Miss Anthropocene“ die dritte und letzte gemeinsame Veröffentlichung sein wird. Am Nachfolger, einem „techno-pop album“ soll sie bereits arbeiten.




8. Der bereits Ende 2018 veröffentlichte Song „We Appreciate Power“ entstand in Zusammenarbeit mit der US-Musikerin Hana, war ursprünglich als einer von zwei gemeinsamen Songs mit Poppy geplant, und schaffte es als eigentlich Lead Single doch nicht aufs reguläre Album. Mit „Violence“, „So Heavy I Fell Through The Earth“, „My Name Is Dark“, „4ÆM“ und „Delete Forever“ wurden noch vor dem Album als Singles veröffentlicht. 




9. Bei Metacritic sind nun drei Alben von Grimes vertreten: „Visions“ (2012) erreicht 80/100 Punkten, „Art Angels“ (2015) kommt auf überragende 88/100 und „Miss Anthropocene“ steht aktuell bei 79/100.

Nun, ja – wo Grimes ist, ist Pop ganz vorne, mit der Kanadierin ist Musik ein Ereignis, bei dem Massenappeal und Avantgarde sich ganz selbstverständlich berühren. R’n’B und Psychedelia, vor allem aber das DC-Comic-Universum, Cyberpunk und elektronische Gothic prägen Sound und Habitus der zehn Tracks. Grimes-Nostalgiker*innen freuen sich auf „Idoru“, C-Pop-Fans auf „Darkseid“ mit Vocals der taiwanesischen Rapperin 潘PAN. Vieles bleibt aber ein wenig beliebig, ist nicht mehr aufreizend anders, sondern nur das von Grimes Erwartbare. Maximalistisch ist das immer, aber leider selten überwältigend. Ja, auch Miss Anthropocene ist ein richtig gutes Album. Den Sound der Dekade prägen wird Grimes damit nicht.
(musikexpress)

10. Auf Konzerte wird man wohl zunächst verzichten müssen, den Grimes, die mit Elon Musk liiert ist, gab Anfang des Jahres bekannt schwanger zu sein.



10. Noel Gallagher's High Flying Birds - Blue Moon Rising EP (Coloured Edition 12'') (6.3.2020)









9. Chapterhouse - Whirlpool (180g, Limited Numbered Edition, Blue & Silver Marbled Vinyl LP) (6.3.2020)







8. Pearl Jam - Gigaton (2 LPs) (27.3.2020)







7. Grouplove - Healer (LP) (13.3.2020)







6. Deacon Blue - City Of Love (LP) (6.3.2020)







5. Baxter Dury - The Night Chancers (Limited Edition, Cristal Clear LP) (20.3.2020)








4. CocoRosie - Put The Shine On (Turquoise Vinyl LP) (13.3.2020)








3. Hundreds - The Current (LP) (27.3.2020)







2. The Slow Readers Club - The Joy Of The Return (Magenta Vinyl LP) (20.3.2020)







1. Cornershop - England Is A Garden (Coloured 2 LPs) (6.3.2020)













So schummrig und düster wie die Plattenhülle sind auch Texte und Musik des vierten Albums von Lanterns On The Lake. Sängerin/Gitarristin Hazel Wilde setzt sich thematisch mit Verlust, Tod und den Krisen unserer Zeit auseinander, ihre vier Mitstreiter (Paul Gregory (Gitarre, Produktion), Oliver Ketteringham (Schlagzeug), Bob Allan (Bass) und Angela Chan (Geige, Cello)) spielen dazu mäandernden, atmosphärischen Dreampop bis epischen, aufbrausenden Postrock, der Freunden von Daughter bis Sigur Rós Gänsehaut bescheren dürfte. Die neun Songs von „Spook The Herd“ wurden nahezu live im Studio innerhalb von drei Wochen aufgenommen, um sie möglichst intim und eindrücklich wirken zu lassen. Das ist gelungen und an jedem anderen Februar-Freitag dieses Jahres wäre „Spook The Herd“ die stärkste Veröffentlichung gewesen, nicht aber am letzten mit der Konkurrenz von Douglas Dare und Agnes Obel.




Natürlich bleiben die Songs von Lanterns On The Lake große, intime Dramen, aber sie klingen nun direkter, nicht mehr ganz so verhuscht. Das Fundament bleibt unangetastet.
Es gibt weiterhin flirrende Gitarren-Riffs, wie man sie von Shoegazing-Bands der 80er kennt, dazu orchestrale Arrangements, Post-Rock und Dream-Pop. Ein Riesensprung gelingt den Briten also nicht, aber sie haben sich geöffnet, sind raus aus ihrer Komfortzone und erstmals in ein fremdes Studio gegangen. Kein Lied dokumentiert dies besser als „This Is Not A Drill“, das so überraschend daherkommt, wie der erstmalige Auftritt von Sigur Rós mit einer Marching Band.
(musikexpress)








Unglaublich. So gut wie Kate Bush.
Ernsthaft.




Agnes Obel ist zurzeit eine der spannendsten Meisterinnen des Unheimlichen, wie ihr auch kein Geringerer als Psycho-Horror-Regisseur David Lynch schon vor einer ganzen Weile attestiert hat und sich bei der Dänin mit einem nicht in Auftrag gegebenen Remix bedankt hat. (…)
In „Island Of Doom“ fühlt man sich so, als säße man in einer Gondel vor der Friedhofsinsel vor Venedig, im Seenebel – dummerweise sind da Leute mit Karnevalsmasken unterwegs in anderen Booten, und man ahnt, dass sie den Urnen entstiegen sind.
(Musikexpress)




Zusammengehalten von zerbrechlichen, („Roscian“) verstörenden („Drosera“) und atmosphärischen („Parliament Of Owls“) Instrumentalklängen, bahnen sich tiefgehende Trostdramen („Island Of Doom“), mitreißende Kreativität („Can’t Be“) und auf weichen Kissen gebettete Anti-Insomnia-Sounds („Broken Sleep“) ihren Weg in ein bezauberndes Klanguniversum, in dem stilistische Festgefahrenheit auf blütenweißen Engelsflügeln davongetragen wird. (…)
„Myopia“ ist Atmosphäre pur, so viel ist sicher. Wer hier mitreden und der dänischen Ausnahmekünstlerin in puncto Stimmung und Tiefe auf Augenhöhe begegnen will, der muss sich ordentlich ins Zeug legen.
Der Hörer ist froh, dass er sich dieser Herausforderung nicht zu stellen braucht, sondern einfach nur genießen kann. Und das in vollen Zügen.
(Musikblog)





Agnes Obel in Deutschland:
29.02.20 Köln, Carlswerk Victoria
01.03.20 Mannheim, Capitol
02.03.20 Hamburg, Laeiszhalle
16.03.20 Berlin, Admiralspalast
17.03.20 München, St. Matthäus Kirche
29.07.20 Freiburg, ZMF
29./30.08.20 Darmstadt, Golden Leaves Festival


Mittlerweile sind bereits 15% des Gerichtsjahres verstrichen und für mich gab es Freitag die ersten beiden musikalischen Highlights 2020. Die erste Sensation stelle ich heute, die zweite morgen vor.

Nach „Whelm“ (2014) und „Aforger“ (2016) ist „Milkteeth“ das dritte Album von Douglas Dare. Der knapp 30-jährige Engländer nahm die 11 sehr reduzierten und intimen Songs gemeinsam mit Mike Lindsay von Tunng in dessen Studio in Margate innerhalb von 12 Tagen auf. Der Albumtitel „Milkteeth“ bezieht sich auf die thematische Ausrichtung der Lieder, die sich mit Dares Kindheit auseinandersetzen. „Only now do I feel free to express my inner child again, and am giving myself permission to play dress up“, sagt er zum Albumcover, auf dem er dezent geschminkt und in weiße Tücher gehüllt als eine Art griechische Muse posiert. In der Hand hält er eine Autoharp, die für die neuen Stücke das Piano als Kompositionsinstrument ablöste. Freunden von Sufjan Stevens, Chris Garneau, Rufus Wainwright oder Perfume Genius sollten sich „Milkteeth“ definitiv anhören.




Das Album beginnt mit einem dramatischen Ausbruchssong, der vom Himmel, der Freiheit und der Liebe handelt, ein Lied, das jedem zweiten Pop-Troubadour zur Kitschhymne geraten wäre, doch Dare zupft seine Zeilen zu einem Kunststrauß zusammen, der nur Piano und Stimme zum Blühen braucht („I Am Free“).
Mit der Beschränkung auf wenige Elemente, die sich seinem Gesang nur annähern, hat er eine sehr kluge Entscheidung getroffen. Die Trompete steht einsam im „Piano Room“, der Chor in „Heavenly Bodies“ könnte aus einem leeren Kirchenschiff stammen, der Sänger formuliert Fragen an die Eltern. Doch nie teilt er uns zu viel aus seinem Innenleben mit.
(musikexpress)




Douglas Dare in Deutschland:
28.04.2020 Nürnberg – St. Martha Kirche

29.04.2020 Hamburg – Nochtwache

30.04.2020 Berlin – Roter Salon

01.05.2020 Leipzig – UT Connewitz




Konturloser Folkpop zum Mitsingen, -klatschen und -schunkeln gesucht? Dann ist „All Things Go“, nach „Howl“ (2014) und „Dreamers“ (2017) das dritte Album von Mighty Oaks, genau das Richtige. Hat man die 11 Songs einmal gehört, schwört man, niemals wieder ein böses Wort über Mumford & Sons oder Passenger zu verlieren, und zieht ernsthaft in Erwägung, auch ein Album von Rae Garvey oder Michael Patrick Kelly durchstehen zu können. 




Selten wird klar, welchen Pfad sie gehen wollen: So klingt „What You Got“ nach einem krachig-sonnigen Indie-Popsong, während die Folk-Pop-Single „Forget Tomorrow“ blankpoliert mit Fingerschnipsen und austauschbaren Eskapismus-Lyrics daherkommt: „All you know I got to go away. Let’s forget tomorrow just for a day.“ ALL THINGS GO liefert einzelne Glanzmomente, lässt aber auf Albumlänge die interessanten Ansätze vermissen.
(musikexpress)








Klangstof öffnen zum zweiten Mal ihren elektronischen Indie-Rock-Experimentierkasten und versuchen sich am Zusammenbasteln eines Radiohead-Albums. Am nächsten kommen sie diesem Ideal im fragilen „We Never Liked The Outcome“. Im Vergleich zum Debütalbum „Close Your Eyes“ sind die Songs tanzbarer, die Melodien eingängiger („Blank Page“) und die Ideen wirrer geworden („Death 09“), was möglicherweise im Zusammenhang mit gemeinsamen Tourneen mit Miike Snow bzw. The Flaming Lips steht.     

Klangstof stammen aus den Amsterdam und bestehen aus Koen Van de Wardt, Wannes Salome und Erik Buschman. Da der Bandgründer Koen Van de Wardt sowohl norwegische als auch niederländische Wurzeln hat, setzt sich der Bandname aus Wörtern aus diesen beiden Sprachen zusammen, nämlich dem norwegischen Begriff für „Echo“ und dem holländischen Wort für „Staub“. „The Noise You Make Is Silent“ steht seit dem 21. Februar als CD und LP  im Plattenladen und bietet 11 Songs in 40:34 Minuten.




Tracks wie „New Congress, New Father“ beschreiben die Klangstof’schen, pardon, Klangwelten wohl am besten – poppig, elektronisch, durchaus tanzbar und doch mit der feinen Klinge vorgetragen. Drei verträumte und dabei stets eindringliche Minuten führen in Richtung Tanzfläche, wo „Attack Attack“ bereits wartet. So reduziert und zerfahren die Strophen auch wirken, so gewaltig hebt der Refrain ab. (…)
Klangstof zeigen sich also noch synthetischer und elektronischer als zuletzt, ohne auch nur einen Hauch ihres durchaus anspruchsvollen, kunstvollen Pop-Rückgrats aufzugeben. „The Noise You Make Is Silent“ ist clever und spontan zugleich, verbindet ausgetüfelte Klangdioramen mit lebhaften Perlen für Herz und Seele. Über allem thront eine fast schon unheimliche innere Ruhe, eine magische Stimme mit Soul, Gefühl und Weisheit.
(Beatblogger)




Klangstof in Deutschland:
11.03.20 Bi Nuu, Berlin
12.03.20 Artheater, Köln
13.03.20 Kranhalle, München





Genau heute vor 10 Jahren haben wir dazu aufgerufen "Die besten Alben von 2000 - 2009" zu wählen. Mittlerweile ist wieder eine Dekade verstrichen, also wird es Zeit für eine neue Wahl!

Jetzt also fast der gleiche Aufruf wie vor 10 Jahren: Platten vor Gericht wählt die Alben der Dekade. Welche Werke, die zwischen Januar 2010 und Dezember 2019 erschienen sind, haben Euch am besten gefallen, sind in Euren Augen Alben für die Ewigkeit?

Bis Ende März habt Ihr Zeit, über Eurer Top 50 zu grübeln und sie bei uns per Email einzureichen. Bitte nutzt dazu die Vorschlagsliste, die ihr hier oder hier findet und herunterladen könnt. In ihr stehen alle Alben, die es in diesem Zeitraum in unsere Top 20 geschafft haben plus 50 Ergänzungen aus Bestenlisten von Pitchfork, NME oder Musikexpress. Diese Liste könnt Ihr zudem mit 10 Eurer persönlichen Favoriten erweitern. 

Die "Platten vor Gericht Top 50 2010 - 2019" werden wir dann Anfang April an dieser Stelle präsentieren. 

So sah übrigens das Ergebnis für die Jahre 2000 - 2009 aus.



10 Fakten zum neuen Album von Tame Impala:

1. Das vierte Album von Tame Impala ist das erste, das nicht nur einen Ein-Wort-Titel hat. Nach „Innerspeaker“ (2010) folgten „Lonerism“ (2012) sowie „Currents“ (2015) und am 14. Februar 2020 „The Slow Rush“. 

2. So lang mussten Fans von Tame Impala noch nie auf ein neues Album warten: „The Slow Rush“ kam erst 1674 Tage nach seinem Vorgänger in die Plattenläden. Kein Wunder, denn Parker arbeitet zwischenzeitlich mit Lady Gaga, SZA, Travis Scott oder Kanye West zusammen.

3. Im März 2019 war mit „Patience“ erstmals seit 2015 neue Musik von Tame Impala veröffentlicht worden - jedoch fehlt die Single auf „The Slow Rush“. Keine drei Wochen später erschien mit „Borderline“ die erste tatsächliche Single aus dem Album, die für „The Slow Rush“ jedoch überarbeitet wurde. 

4. Seit Oktober 2019 erschienen mit „It Might Be Time“, „Posthumous Forgiveness“ und „Lost In Yesterday“ drei weitere Singles vorab, die auch optisch zur Plattenhülle von „The Slow Rush“ passten. Nur „Lost In Yesterday“ bekam ein Video verpasst:




5. Das Artwork des Albums und der Singles entwickelte Kevin Parker gemeinsam mit dem Fotografen Neil Krug, der auch schon für Lana del Rey („Ultraviolence“) oder Bat For Lashes („The Bride“) arbeitete.

6. Obwohl bisher alle Alben von Tame Impala mehr als 50 Minuten liefen, dauern die 12 Titel von „The Slow Rush“ mit 57:15 Minuten am längsten.

7. „The Slow Rush“ wurde in Los Angeles, wo sein gemietetes Haus und Großteile seines Equipments Waldbränden zum Opfer fielen, und Kevin Parkers eigenen Studio in seiner australischen Heimatstadt Fremantle aufgenommen. Wie bei den drei Vorgängerplatten fungierte Parker auch als Produzent.

8. Kommen wir zu den zahlreichen Versionen von „The Slow Rush“ (neben CD und Kassette (in zwei limitierten Auflagen)). Die Doppel-LP (double gatefold jacket, pressed on 180g) gibt es neben der regulären schwarzen Schallplatte in folgenden limitierten Vinyl-Farbkombinationen: forrest green, red / blue (sowie eine exklusive Version, der „Patience“ als Single beiliegt), red vinyl with central golden splodge / light blue vinyl with central golden splodge.

Frühstücken zu THE SLOW RUSH ist genauso möglich, wie eine Teezeremonie abzuhalten, man kann zu dieser Musik lesen und tindern, sich in den sozialen Netzwerken für das Gute in der Welt einsetzen oder joggen. Wenn die Sonne dann untergeht, ist diese Musik ein prima Begleiter, um sich auf die Nacht vorzubereiten, eine bessere Cocktail-Musik ist kaum vorstellbar.
Gut, die harte Partyzeit findet ohne Tame Impala statt, aber bei fast allem, was darauf folgen kann, ist THE SLOW RUSH wieder am Start. Man kann diese Multifunktionalität als Beliebigkeit kritisieren, andererseits ist es weiterhin eine große Freude, Kevin Parker dabei zuzuhören, wie er seine Musik mit großer Kennerschaft und Akribie so konstruiert, dass sie fließt und fließt, ohne erkennbare Höhepunkte, ohne Flachstellen, beinahe so elegant wie einige der besten Soulplatten aus den 70ern, als nicht mehr die Hitsingles im Vordergrund standen, sondern der endlose Flow der Musik.
(musikexpress)

9. Egal, ob Australien (4, 4, 1), Großbritannien (144, 14, 3), USA (-, 34, 4) oder Deutschland (-, -, 25) - in den Charts war bisher jedes Tame Impala Album erfolgreicher als sein Vorgänger. Bei den Plattenkritikern ist diese Tendenz jedoch rückläufig, wenn auch auf hohem Niveau. Metacritic übersah „Innerspeaker“ und weist für die anderen Alben folgende Durchschnittsbewertungen aus: „Lonerism“ (88/100), „Currents“ (84/100) und„The Slow Rush“ (81/100). 

10. USA, Kanada, Mexiko sowie Neuseeland und Australien. Für den Kontinent Europa hat Kevin Parker bisher keine Tame Impala Konzerte angekündigt - einzige Ausnahme stellt das All Points East Festival in London dar. 




Wie die gestern vorgestellten Tennis sind auch Best Coast ein US-amerikanisches Duo, bei dem die Frau den Gesangspart übernimmt und das - wenn man das Kinder-Album „Best Kids“ (2018) mitrechnet - gerade sein fünftes Album veröffentlicht hat. Auch Best Coast hatten nach ihrem letzen regulären Album „California Nights“ (2015) ein Tal zu durchschreiten: Von privaten Schicksalsschlägen blieben die Zwei zwar verschont, jedoch war Bethany Cosentino in einer kreativen Krise, in der sie keine Songs komponieren konnte.

Anders als Alaina Moore und Patrick Riley sind Bethany Cosentino und Bobb Bruno nicht verheiratet und „Always Tomorrow“ darf neben dem „Indiepop“ Label auch mit „Alternative Rock“ versehen werden. So dürften mit „Different Light“ und „Everything Has Changed“ gleich die ersten beiden der insgesamt 11 Songs der Gitarren-Fraktion sowie Fans von Weezer oder Dum Dum Girls das Herz aufgehen lassen. In die gleiche Kerbe schlägt später „Wrecking Ball“, das auch Cosentinos Schreibblockade thematisiert („I wanted to move on, but I kept writing the same songs.“). Die Wandlungsfähigkeit von Best Coast zeigt sich dann im nächsten Song, denn „For The First Time“ erinnert mit seinem 80er Jahre Touch an eine Mischung aus The Bangles und Fleetwood Mac. 

„Always Tomorrow“ wird am 21. Februar als CD und LP veröffentlicht. Sehr hübsch ist die auf 350 Exemplare limitierte „Tiger's Eye“ Vinyl LP.




After listening to Always Tomorrow, many followers of Best Coast, especially those who are quite familiar with its discography, will surely hail the duo’s new album as the best so far. And it is. Always Tomorrow is a blend of everything that Best Coast has come up with in the previous decade. Consentino was being candid, honest, and truthful when she said, “This album is about leaving the darkness for the light….” Because Always Tomorrow is full of heartrending yet reassuring sentiments glazed in sunny, shiny, and sugary musicality.
(Cryptic Rock)








Alaina Moore und Patrick Riley beruflicher Erfolg wurde zuletzt von privaten Schicksalsschlägen torpediert: Während ihr viertes Album „Yours Conditionally“ (2017) und ihre erste Veröffentlichung auf dem eigenen Label Mutually Detrimental, so erfolgreich war, dass Tennis für die anstehende Tournee die größten Hallen ihrer Karriere buchen konnten, wurde Alaina zur Tourbeginn krank. „I’ll be on stage even if you have to mic my coffin,“ scherzte sie gegenüber ihrem Ehemann Patrick, doch kurze Zeit danach brach sie zusammen und wachte erst im Krankenhaus wieder auf. 

„I’m canceling the tour. I thought you were dead. We’re quitting the band. I’m going to be an accountant,“ war Patricks Replik, als Alaina wieder zu sich kam. Glücklicherweise hat das Duo dies nicht in die Tat umgesetzt und nach einigen ausgefallenen Konzerten wurde die Tournee fortgesetzt. Jedoch erfuhr Patrick Riley auf dieser, dass sein Vater verstorben war, ohne dass er sich persönlich von ihm hatte verabschieden können und später erkrankte auch seine Mutter noch schwer.

„Swimmer“ bietet nun 9 Liedern, die das Ehepaar durch diese düstere Zeit trugen. Und obwohl Schmerz, Trauer und Verlust die Entstehungsgeschichte der Songs mitschrieben, ist es ein Album voller Liebe un Romantik geworden, das Alaina Moore und Patrick Riley auch als Zeichen ihrer zehnjährigen Ehe und Verbundenheit verstehen. Der positive und sonnige 70er Jahre-Retro-Pop von „Swimmer“ wurde passenderweise am Valentinstag veröffentlicht und erhielt von den Kritikern mehr Zuspruch als die früheren Alben von Tennis. Metacritic listet ihre fünf Alben aktuell wie folgt: „Cape Dory“ (2011; 76/100), „Young & Old“ (2012; 68/100), „Ritual In Repeat“ (2014; 77/100), „Yours Conditionally“ (2017; 72/100) und „Swimmer“ (2020; 80/100).        




As the world crumbles, Moore realizes all she has is the person standing next to her, and that that's enough. It abandons the romanticism of earlier albums in favor of a hardened, yet nonetheless affecting realism. And that alone might speak to the strength of Swimmer, an album that recognizes writing about love doesn't have to conform to a tidy narrative to be authentically moving.
(Pop Matters)




They definitely aren't resting on their reputation, and along with making some of their poppiest ("Need Your Love"), darkly emotional ("I'll Haunt You"), and majestic ("Swimmer") music, it feels like they put more effort than usual into creating a diverse, well-rounded listening experience that's steeped in their traditional sound while being a bit of a step forward. And if not forward, at least sideways enough to make Swimmer a breath of fresh air. Not that Tennis were at all stale, seeing as how their previous record, Yours Conditionally, was their best yet. As a band enters their second decade, it's good to shake things up a little so people won't take them for granted. Thanks to the life the duo breathed into the album with their dedication and passion, Swimmer should keep fans on their toes for sure.
(All Music)






Ich glaube es liegt an Pascows "Jade" aus dem letzten Jahr, dass ich aktuell ungewöhnlich anfällig für Punk bin. Üblicherweise hört dann aber bei Pop-Punk der Spaß bei mir auf. Daher hätte ich den Durchlauf des Albums "Sorry for the late reply" auch beinahe während des zweiten Songs "Telepathetic" (welcher als erste Single ausgekoppelt wurde) bereits abgebrochen. Aber die Textzeile "Begging for something exciting to happen" gab mir etwas Hoffnung. Im Laufe des Albums überraschten mich dann tatsächlich noch einige spannendere Passagen, die nicht durch eine Überdosis "Pop" vergällt werden.

Die norwegische Band tänzelt Sløtface souverän zwischen Punk-Rock und Pop-Punk. Eine wichtige Rolle kommt dabei der Sängerin Haley Shea zu: Sie kann bissig an ein "Riot girl" erinnern und an der einen oder anderen Stelle eher an Metrics Emily Haines. Ab dem dritten Titel "Stuff" gefällt mir "Sorry for the late reply" sogar merklich besser als das Debüt "Try not to freak out" aus dem Jahr 2017. "Laugh at funerals" und "Static" sind zwei weitere Titel, die mir das Album für noch ein paar weitere Durchläufe empfahlen. Und gerade gegen Ende gewinnt "Sorry for the late reply" zusehens. Der NME hat hingegen am Ende etwas auszusetzen:
Frustratingly ‘Sorry for the Late Reply’ ends on a damp note: ‘Crying in Amsterdam (Reprise)’ is a weepy, piano led do-over of a galloping tune that appeared earlier on the record. When the entire record had been bolstered by raging guitars and bolting drums, it’s a peculiar gear change. Still, on their second album, Sløtface have crafted a collection of rambunctious, pit-opening, middle-finger-raising bangers.

"Stuff":


Sløtface live:
03.04. Hamburg
04.04. Berlin
05.04. München
06.04. Köln



Zuletzt feierten Nada Surf den 15. Geburtstag ihres Albums „Let Go“ (2002) und möglicherweise haben sie dabei auch festgestellt, dass früher einiges besser war und ihre letzten Alben bestenfalls passabel.   

Auf den leider nur neun neuen Songs von „Never Not Together“ darf der Powerpop von Nada Surf sowohl das Tempo anziehen („Ride Into The Unknown“) also auch romantisch zwei Gänge zurück schalten („Just Wait“), in Melodien schwelgen wie zu „Let Go“-Zeiten („So Much Love“), das Experiment mit einem Kinderchor wagen („Looking For You“) und erstmals seit ihrer Debütsingle „Popular“ den Sprechgesang auspacken („Something I Should Do“).

„Never Not Together“ ist am 7.2.20 über City Slang als CD und LP veröffentlicht worden. Die limitierte Auflage der Schallplatte kommt als pink Vinyl daher.

Die neuen Songs haben etwas tröstliches, mitunter fühlt sich "Never not together" an, wie eine albumgewordene Umarmung, ohne ins Kitschige zu rutschen. (…)
Musikalisches Neuland wird hier nicht betreten, Nada Surf machen auf "Never not together" das, was sie am besten können: prägnante Uptempo-Songs und ruhigere atmosphärische Stücke auf verlässlich hohem Niveau. Und damit berühren sie immer noch direkt das Herz.
(MDR)




Die Jungs um Bandleader Matthew Caws sind einfach diese liebliche Indie-Band, die uns mit ihrer Musik umarmen, ob wir wollen oder nicht. “Empathy is good, lack of empathy is bad”, heißt es in “Something I Should Do” dann auch.
“Just Wait” behandelt die Angst des Jugendlichen vor dem Erwachsensein. Auch hier sind Nada Surf diejenigen, die tröstend den Kopf tätscheln – “It’s gonna be okay, just wait.”
Von den neun Songs auf “Never Not Together” sticht keiner hervor, es gibt aber auch keinen krassen Ausfall. Die Band ist einfach sie selbst geblieben. Das dürfte vor allem für langjährige Fans eine gute Nachricht sein.
(Bleistiftrocker)




Nada Surf in Deutschland:

27.02.20 Köln, Live Music Hall
03.04.20 Hannover, Swiss Life Hall*
04.04.20 Leipzig, Haus Auensee*
06.04.20 Stuttgart, Im Wizemann
09.04.20 München, Muffathalle
10.04.20 Berlin, Columbiahalle*
11.04.20 Berlin, Metropol
12.04.20 Hamburg, Fabrik
17.04.20 Bremen, Pier 2*
18.04.20 Dortmund, Warsteiner Music Hall*
* mit Madsen



Mackenzie Scott, die ihre Alben unter dem Pseudonym Torres veröffentlicht, konnte für ihre ersten drei Alben viel Kritikerlob einheimsen: Bei Metacritic werden „Torres“ (2013), „Sprinter“ (2015) und „Three Futures“ (2017) mit 81, 81 bzw. 79/100 Punkten gelistet. Chartplatzierungen konnte sie dennoch nicht verbuchen.  

Einen neuen Anlauf nimmt Torres nach Independent Music, Partisan Records und 4AD, das den Vertrag vorzeitig kündigte, nun mit ihrem vierten Album beim vierten Label: Merge Records hat am 31. Januar „Silver Tongue“ veröffentlicht. Die 9 Songs wurden erstmals von Mackenzie Scott selbst produziert, drehen sich thematisch um sie selbst sowie ihre Partnerin Jenna Gribbon, die auch das Plattencover malte, und zeichnen sich durch ein breiteres Soundspektrum aus (zerbrechliche Folk-Songs folgen auf düsteren Synthi-basierten Elektropop, dem zupackender, gitarriger Alternative Rock voran ging). Metacritic fasst die Kritikerurteile derzeit mit 77/100 zusammen.  

„Silver Tongue“ ist als CD und LP erhältlich, die limitierte Auflage der Schallplatten trägt den Namen „Saturn’s return“ und ist halb grün und halb silbern. 




Torres’ Art von abgeklärter Traurigkeit in ihren Texten wird emotional gestützt von einer Mischung aus heruntergepitchten Elektropop-Synthesizern, von Geisterhand gespielten Drums und Percussion sowie Gitarren, die mal einsam eine Folk-Weise spielen und mal die Wut des Grunge aufgreifen, ohne in dessen Schwanzhaftigkeit zu verfallen. Schwermut und kalter Zorn waren der Antrieb für „Silver Tongue“, das spürt man. Und auch für Künstler*innen ist Schmerz einfach nur Schmerz und keine Inspirationsquelle, rückt Torres ein gern bemühtes Klischee zurecht: „There’s no such thing as good grief.“
(Soundmag)




Nur „Good Grief“ wühlt so richtig im Matsch, die Atmosphäre in „Gracious Day“ hingegen erinnert an Aldous Hardings frühen Goth-Folk. Und in „Two Of Everything“ breiten sich die Synthesizersounds vor einem aus wie schwere Gedanken. Scott singt davon, für die Liebe Wagnisse einzugehen, und klingt dabei so tastend wie zupackend. Und noch immer schwer greifbar. Zum Glück.
(musikexpress)







10 Fakten zum neuen Album von Destroyer:

1. Durchschnittlich alle 2 Jahre veröffentlichen Destroyer ein neues Album. „Have We Met“ ist ihr zwölftes Album seit 1996 und die Veröffentlichung liegt durchaus noch im Zeitplan, denn der Vorgänger „ken“ lag bereits 27 Monate zurück. 

2. „Have We Met“ ist als CD (Housed in a 4-panel gatefold wallet with folded lyric insert.) und LP (Black vinyl inside a lined black dustsleeve. Includes 12” × 12” lyric insert and digital download card.) am 31. Januar 2020 über Merge / Dean Oceans erschienen.

3. Darüber hinaus gibt es eine als „Peak Vinyl“ bezeichnete limitierte Pressung des Albums: seafoam green vinyl.




4. Schönster Merchandise-Artikel zum Album: ein zum Albumcover passender Emaille-Pin in Form von Dan Bejars Kopf. Das Plattencover stammt von der kanadischen Künstlerin Maegan Hill-Carroll.

5. John Collins war auch schon in die Entstehung von „Kaputt“ (2011; Produktion, Bass), „Poison Street“ (2015; Bass) und „ken“ (2017; Bass) involviert. Bei „Have We Met“ war er alleiniger Produzent, spielte Bass, Synthesizer und programmierte die Drums. 

6. Dan Bejar sang die Texte nachts mit Hilfe eines Mikrofons und Garage Band an seinem Küchentisch ein und schickte diese Demos zu John Collins, der sie über drei Monate hinweg an seinem Laptop bearbeitete und dazu auch ältere Soundscapes von früheren Destroyer-Aufnahmen verwendete. Abschließend steuerte Nicolas Bragg noch Gitarrenklänge bei.

Er katapultiert über Stile festgeschriebene Klang­elemente in Musik-Fantasien, die so nahbar wie irritierend sind. Diesmal zehrte Bejar u.a. von alten Skripten, die für Projekte „jenseits der Musik“ reserviert waren, er bastelte dann an Songs, die einerseits an ihre Entstehungszeit (z.B. das KAPUTT-Album von 2011) erinnerten, sich andererseits mit dem aktuellen Crooner Bejar „anfreunden“ durften. (…)
In diesem Dreieck entstand ein kreativer Crash, der sich in jedem Moment neu definiert: als Gothic-Chormusik mit Kratzgeräuschen, als Elektro-Pop mit E-Gitarre aus den goldenen Jahren des Rock, als Keyboardbombast mit irgendwie rückwärts laufenden Chören.
(musikexpress)

7. Als Inspirationen und Einflüsse benennt Dan Bejar: Björk, Air und Massive Attack für die Instrumentierung, 80er Jahre Filme wie „White Nights“ oder „Pretty In Pink“, den Minimalismus des Hip Hop der 80er Jahre, Soundtracks von koreanischen Horrorfilmen, den fünfstündigen Directors-Cut von „Until The End Of the World“ und die letzten Alben von Leonard Cohen. 




8. Mit „Crimson Tide“, „It Just Doesn’t Happen“ und „Cue Synthesizer“ wurden seit Oktober 2019 bereits drei der zehn Songs als Singles vor dem Album veröffentlicht. Damit waren vorab 15:06 von insgesamt 42:17 Minuten bereits bekannt. 




9. Metacritic listet zumindest die letzten sieben Alben von Destroyer auf. „Have We Met“ ist dabei das vierte Album, das einen Punktedurchschnitt von über 80 erreicht: „Destroyer’s Rubies“ (2006; 88/100), „Kaputt“ (2011; 84/100), „Poison Season“ (2015; 86/100) und „Have We Met“ (2020; 82/100).

10. Bislang sind drei Konzerte in Deutschland für Destroyer angekündigt. Das sind die Termine:
21.04.20 Nürnberg, Roter Salon im Z-Bau
24.04.20 Berlin, Bi Nuu
02.05.20 Schorndorf, Club Manufaktur





Zugegeben: Man kann viele Singer/Songwriter mit Bon Iver / Justin Vernon vergleichen. Doch während ich mir "Bury the moon" anhörte, dachte ich sehr häufig an ihn. Das liegt natürlich vor allem an Ähnlichkeiten im Gesang. Zusätzlich schafft es Ásgeir aber auf diesem Album, gleich an mehrere von Bon Ivers Schaffensphasen zu erinnern. Da klingen sowohl der zerbrechliche Mann in der Hütte als auch die elektronischen Spielereien durch. Ach ja, und Ásgeir verzog sich mit gebrochenem Herzen in eine Hütte zurück, um die Songs zu schreiben. Allerdings entriss er sie ein Stück weit der selbstgewählten Isolation, als er sie später mit anderen Musikern im Studio aufnahm.

"Bury the moon" ist das dritte Album des Isländers, wenn man die isländische und englische Version seines Debüts als ein Werk zählt. Wir auf seinem Debüt bedient er sich zum Teil bei den Texten seines Vaters Einar Georg Einarsson. Und selbstredend wurde Ásgeir zum Teil von Islands Natur beeinflusst. Es ist toll, dass die Insel diese und so viele tolle Musiker zu bieten hat, die uns konservierte Island-Grüße bereitstellen. Als "Sátt" gibt es das Album auch in Ásgeirs Muttersprache. 

Ásgeirs Debüt "Into the silence" kam bei mir besser an als "Afterglow" im Jahr 2017. Die Tendenz setzt sich mit "Bury the moon" keinesfalls fort. 

The Mellow Music:
Wenn Ásgeir Trausti Einarsson eines auf jeden Fall kann, dann Musik zu schreiben, die unter die Haut geht, die Bilder im Kopf schafft und die schnörkellos ehrlich ist!

"Pictures", "Lazy giants", "Rattled snow" und der finale Titelsong sind meine Favoriten auf diesem wunderschönen Album.

Bewegte Bilder zu "Pictures":


"Lazy giants":


Ásgeir auf Tour:
28.02. Hamburg
29.02. Berlin
20.04. Darmstadt
22.04. Köln
23.04. München
24.04. Leipzig


10 Fakten zum neuen Album von La Roux:

1. Etwas mehr als 5 Jahre Abstand ließ Eleanor "Elly" Jackson bisher zwischen ihren Alben: Das Debütalbum „La Roux“ war Mitte 2009 erschienen, „Trouble In Paradise“ folgte im Sommer 2014 und „Supervision“ steht seit dem 7.Februar 2020 in den Plattenläden.

2. Die Songs der ersten beiden Alben entstanden noch gemeinsam mit ihrem Partner Ben Langmaid, der das Projekt 2014 verließ. Erstmals schrieb Jackson auf „Supervision“ allein die Songs eines La Roux Albums. 




3. Die Anzahl der Songs nimmt von Album zu Album ab: Nach 12 („La Roux“) und 9 („Trouble In Paradise“) sind diesmal nur 8 Lieder auf dem Album. Da sie alle mehr länger als 4 Minuten (und das abschließende „Gullible Fool“ sogar 7:17 Minuten) laufen, toppt die Spielzeit mit 41:47 Minuten die des Vorgängers um 20 Sekunden. 

3. „Supervision“ ist als CD, Kassette und LP (gatefold sleeve, white Vinyl housed in a printed inner sleeve) erschienen. Eine limitierte Auflage der Schallplatte gibt es zudem auf clear Vinyl. 

4. Auf 1000 Exemplare weltweit ist das signierte und nummerierte Deluxe Fanzine, das zusätzlich zur CD auf der Homepage von La Roux bestellt werden kann limitiert: The ‘Fantazine’ features brand new and exclusive imagery and interviews about the making of ‘Supervision’, extending the physical and visual experience of the album. Printed in full colour throughout in an oversized (280mm x 430mm) format, it is housed in a full colour sealed envelope. 

Furztrockene Beats, funkige Sprenkler und feinausgeklügelte Eighties-Anleihen in Sachen Synthiepop sowie R&B, so dass in zwingenden wie entspannten Tracks wie "Do You Feel" eben Erinnerungen an frühe Janet-Jackson-Songs wach werden lassen oder aber auch Easy-Listening-Kombis wie Kool And The Gang oder gar Bee Gees als Gegengewicht evozieren.
Zudem bitten aber auch immer noch alte Weggefährten von La Roux wie The Human League, Yazoo und Eurythmics zum Tanz in die New-Romantic-Disco und zuweilen kapert sie mit weiblichem Gesang den George-Michael-Style oder ein Nile-Rodgers-Feeling, so dass "Supervision" ihr bisher schillerndstes opulentestes Album geworden ist.
(Tonspion)

5. Nachdem ihre ersten beiden Alben über Polydor Records veröffentlicht wurden, trennten sich die Wege 2015 und Jackson hat mittlerweile ein eigenes Label namens Supercolour Records gegründet.

6. Das Album von Elly Jackson gemeinsam mit Dan Carey (Bat For Lashes, Emiliana Torrini, Sia, Kylie Minogue, Hot Chip, Franz Ferdinand) produziert. Das Album wurde in ihrem eigenen Studio in ihrem Londoner Wohnhaus aufgenommen und in den Abbey Road Studios gemastered.




7. Neben Jackson und Carey waren lediglich Julian Sartorius (Percussion) und Mari Phillips (Piano) als Musiker in die Entstehung von „Supervision) involviert.

8. Mit „International Woman Of Leisure“, „Gullible Fool“ und „Automatic Drive“ wurden seit Oktober 2019 drei Singles vor dem Album veröffentlicht. Während „Bulletproof“ 2009 noch Platz 1 der UK Charts erreichte, verfehlten diese alle drei Singles aus „Supervision“.




9. Während die ersten beiden Alben „La Roux“ und „Trouble In Paradise“ bei Metacritic bei 76/100 stehen, kommt „Supervision“ aktuell nur auf 64/100 Punkten.

10. Nur für ein Konzert wird La Roux in Deutschland gastieren, und zwar am 15. Februar im Berliner Metropol.




Kinder, wie die Zeit verfliegt! Es ist schon mehr als fünf Jahre her, seit Children mit „Leaving Home“ aufhorchen ließen. 

Steffi Frech (Synths und Gesang) und Laura Daede (Bass und Gesang) stehen inzwischen bei Grönland unter Vertrag, haben sich zwischenzeitlich von ihrem Gitarristen André verabschiedet, singen mittlerweile sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch und konzentrieren sich auf eingängigen, entspannten, unschuldigen Indiepop mit 80er Jahre-Retro-Touch. 

Ihr selbst betitelter „Future Retro Pop“ könnte Freunden von Metronomy, The Dø, Summer Camp und Au Revoir Simone gefallen. 

Die limitierte LP von „Hype“ ist auf neongelb-transparentem Vinyl erschienen.




Immer mit dabei ist ein Klangteppich, der süchtig macht („Die Zukunft“, „Séparée“), nach mehr verlangt („No Sleep“, „Poor Boy“) und dem neuesten Grönland-Rohdiamanten bereits jetzt ein Karat-Siegel verpasst, für das so manch etablierter Act Haus und Hof verkaufen würde.
Genauso soll es weitergehen. Gerne auch „Forever & Ewig“. Da hat der Freund atmosphärischer Elektro-Pop-Klänge überhaupt nichts gegen. Ganz im Gegenteil.
(Musikblog)




An einer guten Mischung an Vorabsingles lässt sich es sich bei „HYPE“ definitiv nicht klagen. Von „Hearts“, „Hype“, „Ewig & Forever“ bis zu „Dschungel“ gab es eine bunte Tüte von den Klangwelten der beiden Berlinerinnen zu hören und zu sehen, immer dabei das gewisse Gefühl von Freiheit, Leben, der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft.
Daneben geht man auch schon mal in das „Séparee“ und begutachtet das Flirtverhalten zu später Stunde oder reflektiert über das Leben und Sein („Mirror“).  Dann zieht man mit ihnen zusammen durch den Berliner Großstadtdschungel („Dschungel“), preist die Freiheit an und philosophiert über die Liebe und das Leben. Verpackt sind die 10 guten Stücke in einem poppigen Retro-Synthiesound, der einem das Gefühl der gewissen Leichtigkeit und alles ist nicht so schlimm Stimmung vermittelt.
(The Mellow Music)




Children unterwegs:
20.03.20 Hannover, Bei Chez Heinz
21.03.20 Leipzig, Noch Besser Leben
22.03.20 Magdeburg, Wohnzimmerkonzerte
23.03.20 Hamburg, Uebel & Gefährlich
25.03.20 Jena, Rosenkeller
26.03.20 Göttingen, Nörgelbuff
27.03.20 Darmstadt, 806qm
28.03.20 Karlsruhe, Cafe Nun
03.04.20 Berlin, Berghain Kantine





Ganz schön still war es in den letzten Jahren um Isobel Campbell geworden! Noch zu Belle & Sebastian-Zeiten veröffentlichte sie zwei Alben unter dem Namen The Gentle Waves („The Green Fields Of Foreverland“, 1999, und „Swansong For You“, 2000). Als sie Stuart Murdock & Co. verließ, folgten zwei weitere Soloalben („Amorino“, 2003, und „Milkwhite Sheets“, 2006) sowie drei Platten zusammen mit Mark Lanegan („Ballad Of The Broken Seas“, 2006, „Sunday At Devil Dirt“, 2008, und „Hawk“, 2010). 2013 wurde die musikalische Zusammenarbeit zwischen Campbell und Lanegan offiziell für beendet erklärt.

Stolze zehn bzw. vierzehn Jahre nach ihrer letzten Veröffentlichung erscheint nun „There Is No Other…“, das bereits 2014 aufgenommen wurde. Jedoch sorgten eine Pleite gegangene Plattenfirma und ein Rechtestreit dafür, dass wir so lang nichts von Isobel Campbell zu hören bekamen. Ihr neues aber eigentlich nicht mehr ganz taufrisches Album bietet auf 13 Songs so ziemlich das, was man erwarten durfte: Campbells gehauchter und leicht nasaler Gesang, auf den auch Adjektive wie unschuldig, unaufdringlich oder niedlich zutreffen, führt uns durch sanften Indiepop, auf den, man mag es schon erahnen, auch Adjektive wie unschuldig, unaufdringlich oder niedlich zutreffen. 

Das wunderschöne „The Heart Of It All“ würde auch auf jedem Folk-Album der 70er Jahre durchgehen, „The National Bird Of India“ spielt mit orientalischen, „Rainbow“ mit südamerikanischen Elementen, „Runnin’ Down A Dream“ könnte mit seinen dezenten elektronischen Beats auch gut von einem Frühwerk von Belle & Sebastian stammen und ist im Original von Tom Petty.

„There Is No Other…“ steht seit dem 07.02.20 als CD, Kassette oder LP in den Plattenläden. Die limitierte Auflage der Schallplatte ist auf grünem Vinyl erhältlich. Zudem gibt es eine akustische Bonus-CD mit 5 weiteren Titeln.




"There is no other..." ist ein verträumtes, mit psychedelischen Verzierungen durchzogenes Werk, dessen Ecken und Kanten spürbar, aber nur unter dem Mikroskop sichtbar werden. Federnder Folk, der sich an den Sechzigern orientiert und Indiepop, gerne mit leicht frankophiler Anmutung vorgetragen, markieren die Bandbreite, in der sich die Musikerin bewegt. Alles scheint so ein wenig im Halbdunkel zu liegen, viele Melodien flirren wie Glühwürmchen durch den Abendhimmel, nur wenig Licht oszilliert am Himmel, schillert aber in den schönsten pastellenen Farben.
(Plattentests)




Zwölf Konzerte hat Isobel Campbell angekündigt, davon finden immerhin zwei in Deutschland statt:
13.02.20 Hamburg, Nochtspeicher
16.02.20 Berlin, Privatclub




Sollte der Winter doch noch kommen und Eis und Schnee mitbringen, dann werde ich nicht aufs Hausdach klettern, um diese zu entfernen. Gelernt habe ich dies von Channy Leanagh, der Sängerin von Poliça, die tatsächlich vor zwei Jahren bei einer solchen Aktion vom Dach stürzte, sich ihre Wirbelsäule verletzte und monatelang ein Korsett tragen musste. Textlich setzt sie sich somit auf „When We Stay Alive“ auch mit dem physischen und psychischen Aufarbeitungs- und Heilungsprozess auseinander. 

Gemeinsam mit ihren Mitstreitern Ryan Olsen, Chris Bierden, Drew Christopherson und Ben Ivascu setzt sie dies musikalisch in unterkühlten, düsteren, atmosphärischen Synth-Pop mit starker Beat-Akzentuierung aus den Bereichen Trip Hop, Dubstep oder R’n’B um.

„When We Stay Alive“ ist - wenn man „Music For The Long Emergency“, die Kollaboration mit s t a r g a z e aus dem Jahr 2018 nicht mitzählt - das vierte Album von Poliça, bietet 10 Songs, die 38:21 Minuten laufen, und wurde auf CD, Kassette und LP (crystal clear Vinyl) veröffentlicht. 




Die Beschäftigung mit den konstruktiven Aspekten des Daseins führte auf der musikalischen Seite keineswegs für eine entspannte Grundhaltung. Wie gewohnt lamentiert Channy eher als dass sie singt und die musikalischen Elemente kommen bestenfalls mit einer bedrohlichen Grundstimmung daher, die oft auch desolate Aspekte beinhaltet. So richtig glücklich können oder wollen Poliça also nicht sein - was vielleicht aber auch ganz gut so ist, denn so kam am Ende eine recht typische Poliça-Scheibe dabei heraus.
(Gästeliste)




Poliça live in Deutschland:
16.02.2020 Frankfurt, Zoom
18.02.2020 Köln, Artheater
19.02.2020 Hamburg, Grünspan
25.02.2020 Berlin, Columbia Theater
29.02.2020 München, Hansa 39





In den letzten Tagen des Jahres 2017 besuchte ich das  von Sigur Rós kuratierte Norður Og Niður-Festival in Reykjavik. Da ich dieses schon mehrfach erwähnt habe, müssen es wirklich drei erinnerungswürdige Tage in der Harpa gewesen sein. Einen den ungewöhnlichsten Auftritte hatte Dan Deacon und zitiere gern noch einmal meinen damaligen Rückblick auf das Konzert:

Für seinen Auftritt hatte der 36-jährige US-Amerikaner vor der Bühne einen vom Publikum umringten Tisch mit zahlreichen Gerätschaften aufbauen lassen. Mit ähnlicher Inbrunst wie ein Prediger im US-Fernsehen hielt er Reden, die die Zuschauer über den Ablauf der nun anstehenden Performance informieren sollte, denn diese sollte von ihnen durchgeführt werden! Während Dan Deacon experimentellen Elektro-Pop mit verzerrter Micky Mouse-Stimme vortrug, führte das Publikum zahlreiche Aktionen durch, die "Silfurberg" in ein Tollhaus verwandelten. 90% der anwesenden flippten komplett aus, 5% schüttelten ungläubig ihre Köpfe und 5% konservierten das Geschehen via Handy oder Kamera für die Nachwelt.

Denn man muss wirklich gesehen haben, wie Deacon die Menschen dazu animierte, in der Mitte der Halle einen Freirau zu lassen, in dem zwei von ihm ausgewählte Freiwillige tanzend wilde Verrenkungen vorführten, um nach 30 Sekunden an einen anderen tanzwütigen Zuschauer zu übergeben. Oder wie sich das Publikum in einer Saalhälfte versammeln sollte, damit zunächst einer zur gegenüber liegenden Wand laufen, sich dort abprallen und wieder zurück rennen sollte, um anschließend einen zweiten, dritten, vierten usw. Läufer abzuholen. Oder wie er die Zuschauer in zwei sich gegenüberstehende Gruppen einteilte, die zu einem Song allen Bewegungen von zwei Vortänzern folgen sollten. Oder wie... Man muss es einfach gesehen haben!      

Mittlerweile ist der US-Amerikaner 38 Jahre alt und hat jüngst für sein letztes Album „Gliss Riffer“ nach 5 Jahren einen Nachfolger präsentiert. Neben dem überdrehten und hyperventilierenden Elektro-Pop mit hochgepitchter Stimme („Arp II: Float away“), die einen Konzertsaal zum Ausrasten bringen können, zeigt Deacon jedoch diesmal auch seine ruhigere, melancholische Seite und seine natürliche, unverfremdete Stimme („Become A Mountain“) sowie analoge Instrumente wie Streicher („Weeping Birch“) oder Saxofon („Arp III: Far From Stone“). Sehr schön in diesem „Making of“ zu sehen:




„Mystic Familiar“ bietet 11 Songs, die 43:46 Minuten laufen, und auf CD, Kassette und LP (silver Vinyl) erschienen sind. 




Bei all dem Gebleepe, Geblitze, Getrommel und Gezappel, das die hyperaktiven Songs begleitet, denkt man an John Maus und fragt sich, ob das wohl so sein soll, mit der Geschwindigkeit der Songs. Es soll. Auch wenn manche so klingen, als wären sie für eine Spielhalle in Tokio komponiert, in der 14-Jährige an ihren Highscores schrauben.
(musikexpress)




Die Kunst und die Schönheit von Deacons Kompositionen liegt oftmals hinter den Soundgerüsten, die er im Mittelteil von „Mystic Familiar“ großzügig aufbauscht („Arp I: Wid Eyed“) oder scheinbar einer völlig wilden Eskalation aussetzt, wie im hektischen „Arp II: Float away“.
Doch hier lohnt es sich, genauer hinzuhören und sich nicht nur von den elektronischen Tönen, sondern auch von Deacons Gesang mitreißen zu lassen:
Der Elektro-Künstler setzt hier auf langgezogene, sentimentale Töne, dessen Lyrics wortwörtlich zum Dahintreiben einladen. Sich darauf einzulassen, könnte auch schon eine Kunst für sich sein.
(Musikblog)



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